Kaiserslautern „Immer musste ich kämpfen“

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Selbst zwischen den Jahren, in der fußballlosen Zeit kommt der Betzenberg nicht zur Ruhe. Was sagen Sie zum Rücktritt ihres Trainerkollegen Tayfun Korkut?

Ich kann die Entscheidung des Kollegen nicht verstehen. Der 1. FC Kaiserslautern hat ihm die Chance gegeben, sich als Trainer zu beweisen, und er nutzt sie nicht, gibt einfach auf. Ich könnte da nicht mehr in den Spiegel schauen. Da bin ich ein anderer Trainertyp. Wenn ich eine Mannschaft übernehme, dann bin ich mit Leib und Seele dabei. Halbe Sachen gibt’s bei mir nicht. Hat sich Uwe Stöver, der Sportdirektor des 1. FC Kaiserslautern, schon bei Ihnen gemeldet? Nein. Aber wenn mich der FCK ruft, dann würde ich natürlich diesem Ruf folgen. Ich bin ein Lautrer Bub, und für mich gäbe es nichts Schöneres und Größeres, als die Roten Teufel zu trainieren. Keine Frage, ich traue mir das zu. Ich bin ehrgeizig und kann Spieler begeistern. Aber es ist nun mal so, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Was läuft denn beim 1. FCK falsch? Es ist nicht mehr die große FCK-Familie. Das Wir-Gefühl ist verloren gegangen. Die Bindung zwischen Fans und Führung besteht nicht mehr. Ich spreche oft mit ehemaligen FCK-Größen. Denen blutet das Herz angesichts der jetzigen Situation. Geht es so weiter, wird der FCK immer mehr Zuschauer verlieren. Sie selbst scheinen ja als Trainer beim SV Morlautern Ihre Lebensaufgabe gefunden zu haben? Ich habe diese Aufgabe übernommen, und in den Jahren sind mir der Verein und die Mannschaft ans Herz gewachsen. Es sind Freundschaften entstanden. Ich bin nun schon 30 Jahre im Trainergeschäft, und Morlautern ist für mich ein ganz besonderer Verein. Erfolge und Siege sind für einen Trainer von entscheidender Bedeutung. Welche Rolle spielen sie in Ihrem Leben? Ich bin ein schlechter Verlierer. Ich musste mich immer durchboxen und gebe nie auf. Schon seit meiner Jugend will ich erfolgreich sein. Ja, ich habe eine regelrechte Gier nach Erfolg. Nur so kann man etwas erreichen. Sie wurden nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren. Lässt sich Ihr Leben als die Geschichte eines Aufsteigers beschreiben? Ich wurde in ärmlichen Verhältnissen geboren. In einer Familie mit elf Kindern war ich der Kleinste. Immer musste ich die Arme auseinander machen und kämpfen. Aber ich hatte eine sehr warmherzige Mutter. Sie kratzte ihr letztes Geld zusammen, um mir Fußballschuhe kaufen zu können. Sie kam dann auch zu meinen Spielen. Für sie war ich immer der Größte. Was hat Ihnen in diesem Jahr die größte Freude bereitet? Große Freude empfand ich, als meine Tochter in diesem Jahr ihr Studium erfolgreich abschloss. Sie arbeitet jetzt als Lehrerin in Mannheim. Natürlich hat mir auch der Aufstieg meiner Mannschaft in die Oberliga viel Freude bereitet. Als ich beim SVM als Trainer anfing, die Mannschaft spielte damals noch in der Kreisliga, und sagte, dass ich in die Oberliga will, haben es mir viele nicht geglaubt. Aber ich habe es geschafft. Gab es auch Bitteres in diesem Jahr? Sehr getroffen hat mich der Tod meiner Schwester Ursula. Sie war im Leben eine Kämpferin, aber sie hat den Kampf gegen den Krebs verloren und ist viel zu früh mit 49 Jahren gestorben. Wie werden Sie den letzten Tag des Jahres verbringen? Ich werde nicht groß feiern, werde ihn im Kreis meiner Familie verbringen. Wir werden gut essen und ein gutes Gläschen Wein trinken. Was wünschen Sie sich im neuen Jahr? Vor allem, dass meine Familie und ich gesund bleiben. Das sportliche Ziel ist klar. Ich will mich mit meiner Mannschaft in der Oberliga behaupten. Sie sind ein Lautringer durch und durch. Sie kennen die Stadt und ihre Menschen. Wie sehen Sie die Zukunft Kaiserslauterns und seines Fußballs? Kaiserslautern ist meine Stadt. Es ist eine Stadt, die lebt. Das habe ich vor kurzem wieder auf dem Weihnachtsmarkt feststellen können. Mit dem Fußball sieht es, was den FCK betrifft, nicht gut aus. Die Rückkehr in die Bundesliga ist eine Träumerei. Die Erste Liga wird für lange Zeit kein Thema mehr sein. So kurz vor dem Jahreswechsel schaut man nicht nur nach vorne, sondern auch zurück. Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie anders machen würden? Nein. Es ist gut bei mir gelaufen. Auch wenn ich es könnte, würde ich nichts ändern. So, wie es ist, ist es gut. |pkn

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