Kaiserslautern Ideen zwischen zwei Spülvorgängen

Mit ihrer monatlich wechselnden Show „Da lacht man scharf!“ übertrafen sich die Kabarettisten der Untiere am Mittwochabend im Edith-Stein-Haus selbst. Sie fühlten am Puls der Zeit von der regionalen über die nationale bis zur internationalen Bühne des politischen Geschehens.

Wer lacht da scharf? Sind es diejenigen, die in den vorgehaltenen Spiegel schauen und sich am Zerrbild belustigen? Oder solche, die als Zielscheibe des Spotts aufgestellt aber nicht immer getroffen werden? Oder wie am Mittwoch die Veranstalter, weil sie ihren Skeptikern und Konkurrenten ein Schnippchen schlagen und immer wieder wie Phönix aus der Asche zu neuen Taten schreiten? Solche Programme sind um so wirkungsvoller, je professioneller und perfektionierter sie ablaufen. Und in diesem Punkt haben die Untiere nochmals zugelegt: Allein die immer wieder aktuell umtextierte Erkennungsmelodie zur Satireshow kommt musikalisch immer ansprechender daher. Zum Groove Wolfgang Marschalls am Schlagzeug spielt Philipp Tulius einen astreinen Bass. Eine musikalische Glanzleistung sondergleichen war die parodistische Umtextierung aus dem Kultmusical “My Fair Lady“ mit Marina Tamassys vielseitiger Solostimme. Und selbst die „Ballade pour Adeline“ von Richard Clayderman, von Edwin Schwehm-Herter meisterhaft gespielt, bot Gelegenheit für weitere Spitzen. Ein Name, der verpflichtet: Wolf(gang) Marschall verfuhr nach dem Grundsatz “Nomen est omen“, als er bei seinem Block über aktuelle Nachrichten, die er schon allein durch das Pathos seiner erhobenen Stimme ad absurdum führt, die Hysterie um die wiederkehrenden Wölfe thematisch aufgriff. Mit „Isegrimm in der Wolfsangel“ erinnerte Marschall, dass viele unserer Straßennamen schon die Wölfe im Visier hätten: Etwa „Auf der Pirsch“ und schließlich scheint auch die Fuchsdell’ ein Stelldichein bei Jägerlatein heraufzubeschwören. Dem brandaktuellen Thema des „Rassenwahns“, der Auseinandersetzung zwischen nationalstaatlichem und kosmopolitischem Denken, konnten sich auch die Untiere nicht entziehen und lösten das heikle Problem eigener Standortbestimmung durch die taktisch geschickte Gegenüberstellung zweier diametral entgegengesetzter Positionen: Marschall analysierte mit wissenschaftlicher Fundierung die Fragwürdigkeit von „Rassen“ überhaupt. Und Tulius schlüpfte zur Gaudi aller zusammen mit Tamassy ins urbayerische Trachtenkostüm, um grantelnd treffsicher den Seehofer zu geben. Erstmals als bayerischer Ministerpräsident zu erleben, fragte er singend „Wann sind die Grenzen endlich dicht?“ Spürbar wurde in diesem Sketch, dass der Freistaat sich in seiner Harmonie gestört fühlt. Zu deftiger Blasmusik gelang eine großartige Parodie, diese widerlegte alle Skeptiker, die die Untiere auf der Stelle treten sehen. Im zweiten Teil knüpfte Marschall an seine früheren Programminhalte an, als er in erheiternder Selbstironie Persönliches skurril zum Besten gab und sich viele in seinen Erlebnissen wiederfanden. So berichtete er von seinen philosophischen Anwandlungen, die ihm am bestimmten Ort kämen: auf einer Porzellanschüssel sitzend und sinnierend und wartend und harrend der Dinge, die da kommen... Dabei käme ihm Inspiration ihn genialen Wortspiele wie: Das Bau-Peterle tut was er kann. Aber: Warum kann er nicht, was er da tut? Als analytischer semantischer Sezierer fiel ihm Widersinniges im alltäglichen Sprachgebrauch auf: Es heiße Steuer- und Kriegsflüchtlinge, was die Flucht von etwas beinhalte. Aber der Begriff Wirtschaftsflüchtling sei absurd, hier werde zu etwas hin geflohen. Solche Geistesblitze kämen ihm zwischen zwei Spülvorgängen. Nach der politischen Satire schoss sich der Gast Bettina Koch humoristisch – rhetorisch und musikalisch – auf die Männer ein und fragte kess und frei nach Grönemeyer „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Es sei bestimmt kein Zufall, dass die aufgestellten Vogelscheuchen männlich seien. Überhaupt ging sie mit der Spezies , deren Bauchringen und Falten nicht zimperlich um. Waren manche Episoden auch diskussionswürdig, so gefiel sie durch Bühnenpräsenz und musikkabarettistische Fähigkeiten.

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