Kaiserslautern Gut wie nie

Seit 2009 ist Karl-Heinz Steffens Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, seit 2011 Michael Kaufmann deren Intendant. Jetzt, mit der Vorstellung des Programms für die Spielzeit 2014/15, hat man das Gefühl: Das Duo an der Spitze des rheinland-pfälzischen Orchester-Flaggschiffes ist endgültig angekommen in Ludwigshafen. Das neue Konzertprogramm jedenfalls ist das beste, das die Staatsphilharmonie seit Jahren anzubieten hat. Zudem ist es konkurrenzlos in der Metropolregion. Gestern wurde es in der Ludwigshafener Friedenskirche präsentiert.

Kein zufällig gewählter Ort, schließlich gehört die Ludwigshafener Kirche zu den neuen Spielstätten, die sich die Staatsphilharmonie in der nächsten Spielzeit erobert, neben dem Capitol in Mannheim, der Mannheimer Christuskirche oder dem Wormser Dom, um nur einige Beispiele zu nennen. In der Friedenskirche und im Mannheimer Capitol gastiert das Orchester mit einem Festival, das in der vergangenen Spielzeit Premiere hatte: „Modern Times“ ist der Titel, und es vereint Musik vom Barock bis zur Gegenwart, von Johann Sebastian Bach bis zu Wolfgang Rihm. „Ein Orchester ist mehr als ein Ausstellungsstück in einem Museum, an dem die Leute vorbeiflanieren“, betont Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens. „Musik hat immer etwas mit Gegenwart zu tun, und wir haben uns fest vorgenommen, die Musik der Gegenwart herauszuholen aus dem Ghetto von Donaueschingen und sie unserem Publikum nahezubringen.“ So deutlich wie in der kommenden Spielzeit wurde dieses Plädoyer für das Zeitgenössische noch nie. Da gibt es beispielsweise alleine sieben Programme, in denen mit Wolfgang Rihm einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart porträtiert wird – und das in Konzerten zwischen Kaiserslautern und Worms, zwischen Mannheim und Karlsruhe. Für Intendant Michael Kaufmann ein Beweis dafür, dass die Staatsphilharmonie als kultureller Botschafter des Landes ihren Auftrag eben nicht nur auf Konzertreisen im Ausland erfüllt. Diese Botschafter-Funktion kommt auch in einem Lieblingsprojekt von Karl-Heinz Steffens zum Ausdruck. Der sagt nicht nur von sich selbst: „Ich liebe die Musik von Anton Bruckner“, er hat in Konzerten in Ludwigshafen und Mannheim auch schon bewiesen, dass er ein ganz herausragender Dirigent der Werke des österreichischen Spätromantikers ist. In den nächsten Jahren kann man den Bruckner-Dirigenten Steffens auch an ganz besonderen Orten in Rheinland-Pfalz erleben: in den Domen zu Speyer, Worms, Mainz und Trier. Den Anfang macht im Oktober 2014 der Speyerer Kaiserdom, das Projekt in Kooperation mit dem Kultur-sommer Rheinland-Pfalz läuft bis 2017 und wird alle Bruckner-Sinfonien umfassen. Und auch auf der anderen Rheinseite, jenseits der Landesgrenze in Mannheim, will die Staatsphilharmonie verstärkt Flagge zeigen. Hatte man bisher vor allem eine eigene Konzertreihe im Rosengarten, wird man künftig auch im Capitol-Kino gastieren, etwa mit einem Konzert mit Filmmusik. Und unter dem Titel „Rebellion im Quadrat“ wagt man sich sogar an die Musik der Mannheimer Schule – und kontrastiert sie mit einer sogenannten Karlsruher Schule: Musik des bereits erwähnten Wolfgang Rihm und seiner Schüler. Neben den Konzertreihen in Ludwigshafen, Mannheim, Mainz und Karlsruhe gibt es noch weitere Konstanten: Steffens wird seinen Schubert-Zyklus fortsetzen, und auch das Sommerfestival in Speyer, das dieses Jahr Mozart gewidmet ist, erlebt eine Neuauflage – dann mit Musik Ludwig van Beethovens.

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