Kaiserslautern Grenzgänger im Gemischtwarenladen

Perfekter Zusammenklang und britischer Humor treffen aufeinander: The King’s Singers in der Fruchthalle.
Perfekter Zusammenklang und britischer Humor treffen aufeinander: The King’s Singers in der Fruchthalle.

So schön klingt ein Gemischtwarenlanden, und das nun auch schon seit 51 Jahren: Das britische Traditionsensemble The King’s Singers gastierte am Donnerstagabend in der Fruchthalle. Ein erstaunlich bunt gemischtes Publikum feierte die A-cappella-Truppe im ausverkauften Haus mit einem Applaus, wie er dort selten erklingt.

Skandierte Zugabe-Rufe und lautstarkes Johlen: Das gibt es bei den städtischen Konzertreihen eher selten. Am Ende wollten die Fans – darunter erstaunlich viele junge Gesichter – die Gesangstruppe von der Insel erst gar nicht mehr gehen lassen. Hinter ihnen lagen gute zwei Stunden Konzert (mit Pause), das einen Rundumschlag nach King’s-Singers-Art gewagt hatte. Von der Alten Musik über Klassik, Romantik und Moderne bis zum Pop, vom Kirchenchoral bis zum Volkslied spannt sich traditionell der Bogen des Sextetts. In Kaiserslautern wurde diese programmatische Grenzenlosigkeit deutlich mit dem „Ad te levavi“ des Renaissance-Komponisten Orlando di Lasso (1532 bis 1594), Stücken von den Beach Boys („Lord’s Prayer“) und den Beatles („Yesterday“, „Penny Lane“), Camille Saint-Saens’ „Saltarelle“, diversen englischen und deutschen Volksliedern, den folkloristischen Sätzen des im vergangenen Jahr gestorbenen Afrikaners Stanley Glasser, den verinnerlichten Stücken des Letten Cyrillus Kreek sowie den „Scenes in America Deserta“ des US-Amerikaners John McCabe (1939 bis 2015). Ein unglaublicher Parforceritt über die Jahrhunderte, Kontinente und Genres hinweg, der Puristen denn schon mal schaudern lässt. Doch kann man dies den sechs sympathischen Jungs nicht wirklich übelnehmen, denn sie bringen die Nummern authentisch, überzeugend und voller Freude am Gesang rüber. Zudem bieten sie mit diesem Crossover für verschiedenste Publikumsgeschmäcker Anknüpfungspunkte und verleiten den ein oder anderen Hörer vielleicht auch einmal zur Erweiterung des musikalischen Horizonts. Die Homogenität des Zusammenklangs, die überzeugende Sangesfreude und die ausgefeilten Arrangements veredeln dabei die Beiträge jedes Genres. Dass die anspruchsvolle Moderne in Form der beiden choral-ähnlichen Sätze Kreeks und der fünfteiligen „Scenes“ von McCabe mehr von der Vortragskunst der Briten profitiert als einfacher gestrickte Volkslieder oder Popsongs, liegt auf der Hand. Knüpft Kreek an die meditative Aura seines Landsmannes Arvo Pärt an, so lässt McCabe seine Programmmusik, in der es um Landschaft und vor allem Wasser geht, zwischen feinsten Schwebe- und Reibeklängen und deutlichen Minimalismen changieren. Auch diese hochkomlexen Partituren bewältigt das Sextett mit den beiden Countertenören Patrick Dunachie und Edward Button, dem Tenor Julian Gregory, den beiden Baritonen Christopher Bruerton und Nick Ashby sowie dem Bass Jonathan Howard traumwandlerisch sicher und locker bis in die kleinsten Nuancen hinein. Mag auch nicht jeder der King’s Singers eine große solistische Stimme haben – im Zusammenklang sind sie fast unschlagbar. Dies und eine von britischem Humor durchzogene und auf Deutsch (eher selten bei englischsprachigen Künstlern) gehaltene Moderation ergab letztendlich ein Konzert, das einfach Spaß machte.

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