Kaiserslautern Glocke soll bald in Kamerun läuten

Sie ist aus Bronze und 120 Kilogramm schwer. Noch hütet Artie Leonhardt die Glocke bei sich Zuhause. Bestimmt ist das gute Stück für eine kleine protestantische Gemeinde in Kamerun. Dort soll sie im Frühjahr 2015 mit ihrem Geläut den Menschen wieder die Gottesdienste ankündigen und die Christen in der Region, die durch islamistische Extremisten bedroht sind, in ihrer Glaubenspraxis stärken.

Der pensionierte Lehrer, der bis vor kurzem am Albert-Schweitzer-Gymnasium unterrichtete, ist mächtig stolz auf die Glocke. Denn nur mit vereinten Kräften war es möglich, die hundert Jahre alte und durch einen Riss beschädigte Glocke der Gemeinde durch eine neue zu ersetzen. Das Geläut, das noch aus der Zeit der Basler Mission stammt, habe seine Dienste getan, sagt Artie Leonhardt. In Eberhard Hirschler vom Vorstand der Evangelischen Akademikerschaft und Eberhard Cherdron, dem ehemaligen Kirchenpräsidenten der evangelischen Kirche der Pfalz, fand er für sein Vorhaben zwei engagierte Mitstreiter. Kontakt zu der presbyterianischen Gemeinde im englischsprachigen Teil von Kamerun bekam der heute 64-Jährige 1978, als er mit einer Jugendgruppe aus der Pfalz und dem damaligen Landesjugendpfarrer Cherdron an einem Projekt der hessisch-nassauischen Landeskirche in dem Dorf Kishong teilnahm. Von 2003 bis 2005 engagierte sich der Pädagoge in dem Land Zentralafrikas als Entwicklungshelfer in der Lehrerfort- und –weiterbildung. Als Artie Leonhardt den Hilferuf seiner Freunde aus Kishong erhielt, machte er sich auf die Suche nach einer neuen Glocke. Inserate, in denen Eberhard Hirschler bundesweit nach einer geeigneten Glocke Ausschau hielt, brachten jede Menge Angebote. „Viele Pfarrer boten ihre ausgedienten Glocken kostenlos an. Leider waren die Glocken alle zu groß“, erinnert sich Artie Leonhardt. Fündig wurden die drei Freunde bei der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe. Eine dortige Referenzglocke hatte just die Eigenschaften, die für das Projekt in Kishong in Frage kam. Ein Pfarrer, der nicht genannt werden will, spendete den Kaufpreis von 2500 Euro. Jetzt wartet das Exemplar seit Juni in Kaiserslautern auf den Transport in das 5000 Kilometer entfernte Kamerun. Finanziell noch nicht gesichert ist der Transport über den Luftweg. Etwa 1500 Euro werden dafür anfallen. Selbst Hand anlegen müssen Handwerker der Gemeinde zur Errichtung des Glockenjochs. Dabei handelt es sich um einen drehbaren Balken, an dem die Glocke befestigt wird. Der soll vor Ort nach einer Konstruktionszeichnung der Gießerei Bachert angefertigt werden. Artie Leonhardt legt großen Wert darauf, dass die Kirchengemeinde in das Projekt mit eingebunden wird. „Die Menschen sollen sich mit der Glocke identifizieren.“ Wenn der ehemalige Entwicklungshelfer sich im Februar zusammen mit seiner Frau Marliese wiederholt nach Kamerun aufmachen wird, dann, um seine Freunde mit der Aufhängung der Glocke nicht alleine zu lassen. Auch will er den Transport der Glocke begleiten. „Man weiß ja nicht, welche Hindernisse bei der Ver- und Entzollung des Wertgegenstandes auftreten können.“ (jsw)

x