Kaiserslautern Glaube an den Glauben

Eine beachtliche Dynamik entfalten die Spielzeitmottos am Pfalztheater. Nicht nur bringen sie die regulären Aufführungen unter einem gemeinsamen Nenner zusammen. Vielmehr ranken sich auch spannende Sonderprogramme rund ums Thema; in dieser Saison lautet es „... und, was glauben Sie?“.

Glaubensfragen diskutierten als jüngstes Beispiel geglückter Begleitveranstaltungen der evangelische Kirchenpräsident Christian Schad, Professor Dieter Rombach, Geschäftsführer des Fraunhofer-IESE, und der Religionspsychologe Professor Sebastian Murken vom Forschungszentrum für Psychobiologie und Psychosomatik der Universität Marburg. Der Autor und Kulturjournalist Walter Filz moderierte die Runde am Freitagabend auf der sehr gut besuchten Werkstattbühne. War es tags zuvor an selber Stelle im Schauspiel „Kohlhaas“ um den Glauben an Gerechtigkeit gegangen (wir berichteten in der Samstagsausgabe), so ging es diesmal ganz konkret um religiösen Glauben. Schad unterstrich dabei zunächst die Funktion des Haltes, des Trostes im Leben und im Sterben, die der Glaube erfülle. Neben dem utilitaristischen Aspekt führte er die Komponente des Zweifels an, dieser sei dem Glauben immanent. Auch der Aspekt des Leidens gehöre dazu, schließlich sei ein gekreuzigter Gott ein leidender Gott. Er warb weiter für Verständnis und Zusammenwirken der verschiedenen Religionen und zitierte das berühmte Luther-Wort, dass man glaube, woran das Herz hänge. Die Sicht des Psychologen auf Religionen, ihre Funktion, Wirkungsweise und Bedeutung steuerte Murken bei. Es gehe ihm nicht vorrangig um die Frage der Existenz Gottes, sondern darum, wie ein eventuell existierender Gott wirke. Murken stellte dabei analog zur zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft eine solche auch in Glaubensfragen fest. Diese Individualisierung stehe allerdings Kollektivinteressen entgegen. Glauben werde dann angenommen, wenn er nützlich sei. Eine Studie von Brustkrebspatientinnen habe jedoch ergeben, dass Glaube an Gott im Umgang mit der Erkrankung nicht wirklich helfe, da gläubige Patientinnen eher mit Gott, mit ihrem Schicksal haderten. Bezüglich der konkurrierenden Glaubenssysteme hinterfragte Murken deren Versprechen – etwa Freude oder wie im Falle der christlichen Religion Strafe. Den distanzierten Blick des Wissenschaftlers bewies Rombach, gab jedoch auch unumwunden zu, dass auch der Wissenschaftler immer wieder an die Grenze des Wissens gelange, an der dann der Glaube anfange. Humor bewies Rombach, wo er Fußball im Allgemeinen und seine Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender des FCK im Besonderen mit dem Thema Glauben in Beziehung setzte. Auch Filz’ Moderation förderte neben thematischer Tiefe auch humorige Momente, sehr zur Freude des Publikums.

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