Kaiserslautern Gerhard Zwerenz: Schriftsteller mit 90 Jahren gestorben

In seinem Leben hatte er viele Rollen: Gerhard Zwerenz war Kupferschmied, Schriftsteller, Marxist, Bundestagsabgeordneter. Gestern nun starb er mit 90 Jahren.

Gerhard Zwerenz arbeitete unermüdlich bis ins hohe Alter. Mehr als 100 Bücher veröffentlichte der preisgekrönte Schriftsteller, von Romanen über Krimis und Kinderbücher bis zu erotisch-pornografischen Texten. Seit 2007 schrieb er im Internet an seiner politischen Biografie. Doch der auf zuletzt 3500 Seiten angewachsene Weblog-Roman „Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte“ geriet nach einem schweren Sturz Anfang des Jahres ins Stocken. Nun ist der im Taunus lebende Autor und frühere Bundestagsabgeordnete gestorben. In seinem Leben hat der für seine Ironie bekannte Querkopf Zwerenz, der in den 1970er Jahren zu den bekanntesten Autoren der westdeutschen Linken gehörte – er schrieb etwa für „Konkret“, „Twen“ und „Pardon“ –, so manche Volte gedreht. 1925 im sächsischen Gablenz als Sohn eines Ziegeleiarbeiters und einer Textilarbeiterin geboren, machte er nach der Volksschule eine Lehre als Kupferschmied. In der DDR konnte der auf seine proletarische Herkunft stets stolze Zwerenz von 1952 bis 1957 mit Sonderreifeprüfung beim berühmten jüdisch-marxistischen Ludwigshafener Philosophen Ernst Bloch in Leipzig studieren. Zum Stalinismus ging er auf Distanz und wurde 1957 aus der SED ausgeschlossen. Er ging in den Westen, um sich nach der Wende wieder der alten Heimat zuzuwenden. Für die PDS saß Zwerenz dann von 1994 bis 1998 im Bundestag – und beklagte das „Ausbluten des Ostens“. Seinen Frust als Abgeordneter verarbeitete Zwerenz in einem Buch („Krieg im Glashaus oder der Bundestag als Windmühle“). Für seine Werke erhielt Zwerenz mehrere Auszeichnungen, so etwa den Carl-von-Ossietzky-Preis (1986). (dpa/Foto: dpa)

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