Kaiserslautern Fragen und Antworten zur Teilnahme Kaiserslauterns am Projekt "Digitale Stadt"

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Oberbürgermeister Klaus Weichel, Organisationsleiter Gerhard Steinebach und Franz-Josef Brandt (Arbeitskreis Sicherheit) über Bürgerbeteiligung, Terminstress und die Konkurrenz beim Projekt "Digitale Stadt".

Was hätte Kaiserslautern davon, „Digitale Stadt“ zu sein?

„Da fließt kein Geld“, erläutert Oberbürgermeister (OB) Weichel, „stattdessen gibt’s Sachleistungen in die digitale Infrastruktur der Stadt.“ Die werden von den Bitkom-Partnern zur Verfügung gestellt, darunter SAP, Hewlett Packard oder die Telekom. Das könne insgesamt einen Wert in dreistelliger Millionenhöhe erreichen – „hängt aber vom Siegerkonzept ab“, sagt Weichel. Welche Städte sind die ärgsten Mitbewerber von Kaiserslautern? Aus der Deckung gewagt haben sich beispielsweise Heidelberg, Cottbus oder Jena. Weichel: „Wir gucken uns alle Mitbewerber genau an, Darmstadt ist mit seinen hervorragenden Bedingungen sicher ein starker Gegner.“ Was unterscheidet Kaiserslautern von den Mitbewerbern? Professor Gerhard Steinebach: „Wir meinen es mit der Bewerbung sehr ernst.“ In Kaiserslautern wolle man nicht nur die Euphorie teilen, sondern auch Risiken benennen. Wichtig sei die soziale Komponente der Bewerbung. „Bei uns sollen auch die mitgenommen werden, die bislang noch nicht im Digitalen angekommen sind“, bekräftigt Steinebach. Immerhin gebe es fast 30 Prozent „Nonliner“. Wie läuft die Bewerbung ab? Das geht überraschend schnell: Bis zum 15. März müssen die Bewerbungsunterlagen aus zehn Seiten Ideen, einer Seite Vision für die Stadt und einem Fragebogen zur Stadt abgegeben werden. „Außerdem dürfen der Bewerbung Unterstützungsschreiben von Vereinen, Unternehmen, aber auch Privatpersonen beigefügt werden“, schildert Weichel. Bereits am 31. März sollen die Finalisten bekanntgegeben werden. Ist Kaiserslautern darunter, bleibt bis zum 15. Mai Zeit, die Ideen und Konzepte zu detaillieren. Im Juni soll die Gewinnerstadt verkündet werden. Ist es realistisch in nur zweieinhalb Monaten ein so weittragendes Konzept erarbeiten zu können? Steinebach: „Wir können ja schon auf Erfahrungen und Strukturen aus dem ,T-City-Wettbewerb’ der Telekom im Jahr 2007 zurückgreifen. Der verlief ganz ähnlich – allerdings hatten wir deutlich mehr Platz, unsere Vorstellungen festzuhalten.“ Damals erreichte Kaiserslautern immerhin die zweite Runde. Das Tempo des Wettbewerbs ist hoch. Wann genau ging’s los? „Der Beginn der Ausschreibung war im November und Dezember“, erinnert sich Gerhard Steinebach. Nach dem Jahreswechsel seien die Arbeitsgruppen erstmals zusammengekommen. Wie setzen sich die Arbeitsgruppen zusammen? „Wir haben gezielt Menschen aus verschiedenen Feldern angesprochen“, schildert Weichel. Da alles schnell gehen musste, habe man darauf verzichtet, Bürger zu den Arbeitskreisen einzuladen. Doch gerade in der Arbeitsgruppe Gesellschaft seien auch Vereine und Sozialverbände engagiert gewesen. Wie lief die Arbeit in den zehn Gruppen ab? „Wir haben in unserer Arbeitsgruppe die Erfahrungen von der Weltmeisterschaft 2006 als Grundlage genommen“, schildert Franz-Josef Brandt, der die Polizei im Arbeitskreis Sicherheit vertritt. „Wir, aber auch die Rettungsdienste oder die Feuerwehr, stehen immer wieder in Kontakt mit der Technischen Universität.“ Der Arbeitskreis sei nun eine willkommene Gelegenheit gewesen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. „Das allein war schon ein wichtiger Impuls“, betont Brandt. Beispiel: AG Sicherheit. Welche Themen standen in dem Arbeitskreis im Vordergrund? Da immer wieder Großveranstaltungen in Kaiserslautern stattfinden, hat sich das Thema kontrolliertes Leiten von Menschenmassen herauskristallisiert. Brandt: „Zunächst einmal brauchen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste selbst den Überblick bei Großereignissen, auf den müssen auch einzelne Einheiten zugreifen können.“ Nicht zuletzt sollen davon die Bürger profitieren, die beispielsweise via App oder intelligenter Straßenbeleuchtung im Notfall aus der Stadt geleitet werden könnten. Was passiert mit dem Thema, wenn’s mit der „Digitalen Stadt“ nichts wird? „Das war schon bemerkenswert, was in der AG geleistet wurde“, lobt Brandt. Er kündigt an, dass man auch ohne die Förderung an dem Konzept arbeiten werde, räumt aber ein: „Dann geht’s wohl langsamer voran.“ Vor welchen Herausforderungen steht das Bewerbungskomitee? „Die Kunst der Stunde ist es, die Vielfalt der Ideen so einzudampfen, dass sie eine Linie bilden, einem Leitbild folgen“, erläutert Weichel. Wie bewertet der Bitkom die Bewerbungen? Zu jeweils einem Drittel fließen laut Steinebach der Inhalt der Bewerbung, die Projektstruktur und die gesellschaftliche Verankerung ein. Letztere sei unter anderem durch den einstimmigen Stadtratsbeschluss zur Teilnahme dokumentiert. Außerdem werden derzeit Unterstützungsschreiben von Unternehmen und Vereinen gesammelt (siehe „Zur Sache“). Was, wenn für Kaiserslautern nach der ersten Runde Schluss mit „Digitaler Stadt“ ist? „Einen Plan B haben wir nicht“, sagt Weichel selbstbewusst, „ich bin da ganz optimistisch. Wir schaffen das!“|bgi

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