Kaiserslautern Für Romantiker und Philosophen

Mannomann! Für was soll man sich da entscheiden? Bei diesem Mammutprogramm. Als Jazzfan würde mich die Max Punstein Group reizen, die sich mit der Reihe „Jazztime in Babelsberg“ einen internationalen Namen gemacht hat. Aber spät nach Mitternacht, um 1.30 Uhr, in der Fruchthalle? Zu spät. In der Holzwerkstatt am Martinsplatz zeigt der „Satiriker unter den Künstlern“, Xaver Mayer, seine skurrilen, witzigen Malereien und Druckgrafiken. Die USAFE-Band führt zusammen mit dem Rheinland-Pfalz-Choir „A Celebration of Peace“ auf. Und da ist Tucholsky, mein Leib- und-Magen-Dichter. Die Hörspiel-Community Kaiserslautern lässt den großen Satiriker humorvoll antworten auf heutige Probleme − auf Donald Trump, die AfD, auf verpatzte Wahlen oder saftige Affären. Dies und vieles, vieles andere ist hochinteressant. Aber man kann ja auch nicht alle Mädchen heiraten, in die man verliebt ist. Schließlich muss man sich für eine entscheiden. Also entschließe ich mich für den Japanischen Garten. Exotische Länder wie das Land der aufgehenden Sonne haben mich schon als Kind gereizt. Die Illumination rund um die Teiche und den großen Wasserfall, das ist was für romantische Seelen. Zauberhaft stelle ich mir auch vor, wenn am Abend original japanische Laternen den Weg zu den Teichen säumen und das Teehaus schmücken. Am meisten freue ich mich auf das krönende Feuerwerk. Schon als Jugendliche sind wir auf den nahen Eulenkopf bei Weilerbach gepilgert, um das Feuerwerk zum Abschluss der Lauterer Maikerwe zu bestaunen. Doch vor dem Feuerwerk wird es schon ganz schön exotisch. Beim Bon-Odori-Rundtanz herrscht unbeschwerte Stimmung. Eigentlich gehören diese traditionellen Tänze in Japan zum „Obon-Fest“, was unserem Allerheiligen oder Totensonntag entspricht. In Japan wird mit dem Tod anders umgegangen als in der westlichen Welt. Stirbt ein Angehöriger, so bedeutet dies, dass seine Seele sich erneuert. Das Obon-Fest spiegelt diesen Gedanken wider. Ein atemberaubendes Erlebnis werden auch die Taiko-Trommler mit der Gruppe Tennogawa bieten. Taiko ist in Japan ebenfalls eine Jahrhunderte alte Tradition. Mit Schlaghölzern („Bachis“) werden Trommeln unterschiedlicher Größe bespielt. Der moderne Taiko ist mittlerweile eine Kunstform aus Klang, Dynamik, Bewegung, Sport und Energie, der das Publikum in tiefer Seele berührt. Schließlich fliegen bei der Vorführung asiatischer Kampfsportarten die Fäuste und Beine durch die Luft und knallen Körper auf die Matten. Jeder kennt Karate und Judo. Aber wussten Sie, dass Japan in seiner Geschichte über 60 Kampfkünste entwickelt hat? Der japanische Kampfsport ist vielseitig und faszinierend und seine Variationen dienen nicht nur der Selbstverteidigung. Dieser „sanfte Sport“ lehrt den Schüler im Training auch wertvolle geistige Fähigkeiten. Dahinter steckt der philosophische Gedanke, nach Frieden zu streben und das eigene Ich zu finden. Verhungern und verdursten lassen die Mitarbeiter des Japanischen Gartens ihre Besucher natürlich auch nicht. Mit Speisen und Getränken an der Gastronomie „Bunkyo-an“ lässt sich der Abend rundum genießen. INFO Die Lange Nacht der Kultur findet am Samstag, 9. Juni, in Kaiserslautern statt. Der Japanische Garten befindet sich in der Lauterstraße.

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