Kaiserslautern Einst im City zur Entbindung geflitzt

Gehegt und gepflegt: Autos des Typs Kadett C zogen gestern die Blicke zahlreicher Besucher auf sich.
Gehegt und gepflegt: Autos des Typs Kadett C zogen gestern die Blicke zahlreicher Besucher auf sich.

Viele frönen purem Fahrspaß. Daneben tummeln sich all jene, die sich allzu gern in einer Garage verkriechen, um einen Faulhaufen zu einer chromblitzenden Karosse zu verwandeln. Vereint sind die Vertreter beider Richtungen in ihrer Liebe zu einer Marke und speziell zu einem besonderen Modell: Liebhaber des Kadett der Baureihe C haben sich gestern wieder auf dem Parkplatz am Opelwerk ein Stelldichein gegeben. Zum 32. Mal hat der Club der Kadett-C-Freunde zu seinem „Ostertreffen“ eingeladen.

Kernschrott kurz vorm Ziel der ersten Wertungsprüfung: Dieses Déjà-vu-Erlebnis ist Thomas Scheid gestern erspart geblieben. Ein wunderschönes Wägelchen zu Schrott zu fahren, und das 500 Meter vorm Wertungsprüfungs-Ziel, das ist dem Vorsitzenden des Kadett-C-Clubs Kaiserslautern in der Tat schon einmal passiert. „Wenn die erste Wertungsprüfung daneben geht ...“, erläuterte Scheid gestern, warum er vor dem nunmehr 32. Treffen kein allzu gutes Gefühl hatte. „So nervös war ich noch nie“, bekannte Scheid. Früh um 5 Uhr hatte er gestern sein neuestes Schmuckstück auf einen Hänger geladen. Das Zugpferd allerdings blieb stehen. Erste Panne. Und dann kam der Regen ... Auch wenn das Wetter sich schon im Laufe des Vormittags beruhigte und über weite Strecken die Sonne schien: „Das hat uns schon Teilnehmer gekostet“, stellte Thorsten Holzhäuser fest. Der zweite Vorsitzende war allerdings ebenso wie Scheid mit der Resonanz noch zufrieden. „Es ist klar, dass wir nicht mehr zu den Traumzahlen gelangen wie am Anfang.“ Damals, in den 1990er Jahren, da waren es schon mal gut 1000 Fahrzeuge, die vorm damals noch stehenden Verwaltungsgebäude des Opelwerks anrollten. „Es gab mal das reinste Verkehrschaos. Da haben sich die Autos glatt bis auf die Autobahn zurückgestaut“, erinnern sich Holzhäuser und Scheid. Nein, Regen schmeckt den Besitzern bestens gepflegter Wägelchen mit Blitz so gar nicht. So war denn gestern vor Mittag polieren angesagt. Während die Regentropfen aber eher die Autoliebhaber aus der näheren Umgebung abgeschreckt hätten, seien die Weitgereisten schon am Samstagabend eingetroffen. „Die Dänen sind wieder da“, freuten sich die Organisatoren. Ein Opel-Fahrer war aus Liechtenstein hergezockelt, andere aus der Schweiz, viele aus den Niederlanden. Andere hatten einen nur kurzen Weg. Wie Jonas Remmele, der mit seinem Sohn Adrian aus Hettenleidelheim gekommen war. Die beiden bilden ein Fahrerteam, brausen gerne mal im Kampf gegen die Uhr los. Der Filius ist inzwischen so schnell wie der Vater: „Wir haben fast exakt dieselbe Rundenzeit.“ Der Fahrspaß aber ist es nicht alleine, der beide verbindet: Bei ihrem „Vater-Sohn-Projekt“ haben sie ihren C-Kadett auch gemeinsam neu aufgebaut. Der 50-Jährige hat jeden Arbeitsschritt dokumentiert, ein Fotobuch zeugte von der Arbeit, in die das Duo gut 1500 Arbeitsstunden investiert hat. „Ich schmücke mich eher mit fremden Federn“, bekannte hingegen gestern Heiko Imiolczyk. Der Opel-Fan aus Groch am Niederrhein bewegt ein Rallyefahrzeug, wie es einst Walter Röhrl unterm Gesäß hatte. Röhrl war mit dem gelb-lackierten C-Rallye-Modell Mitte der 1970er Jahre an Wettbewerben in Kenia durchgestartet. „Das ist natürlich nicht genau dasselbe Auto. Von denen gibt’s keine mehr, alle geschrottet“, erklärte Imiolczyk. Doch der Nachbau – den er erst unlängst erworben hat und mit dem er demnächst bei der Eifel-Rallye in Daun starten will – ist ebenfalls fast einzigartig. Es gebe nur noch einen ähnlichen. Und sein eigenes Modell, das habe Rallye-Legende Röhrl persönlich inspiziert und handsigniert. QP 76 steht auf dem Kennzeichen. „Ist was für Insider. Bedeutet, dass es ein Coupé ist. Und 76 steht für das Baujahr“, erläuterte der Niederrheiner. Knapp über 200 Teilnehmer hatten gestern Kadett-C-Modelle beigesteuert, sie selbst gefahren oder auf dem Hänger nach Kaiserslautern gekarrt. Zudem erfreut sich das Kadett-Treffen alljährlich guten Besucherzuspruchs, wie Holzhäuser informierte. Denn es gebe – wenn auch die Zahl abnehme – noch immer viele Menschen, die sich dem Kadett verbunden fühlen. Meist seien es persönliche Erlebnisse, die eine Liebe zu dem Fahrzeugtyp auslösten. Geschichten darüber werden beim sogenannten Benzingespräch gern ausgetauscht, das am Abend zuvor den Auftakt zum Treffen bildet. „Eine Frau hat erzählt, dass ihre Mutter mit einem Kadett C City zur Entbindung gefahren wurde. Viele Jahre später hat das Kind dann genau dieses Modell als erstes Auto bekommen“, berichtete Vorsitzender Scheid. Solch alte Liebe zum Opel Kadett, die roste eben nicht.

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