Kaiserslautern Eine Werbung für den Standort

Mit einer Festveranstaltung in der Fruchthalle ist gestern Abend die Jahresversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) eröffnet worden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, zu der die Präsidenten der Technischen Universität und der Hochschule Kaiserslautern, Helmut Schmidt und Konrad Wolf, eingeladen hatten, stand die Situation der Geisteswissenschaften. Der Einladung waren rund 250 Präsidenten und Rektoren bundesdeutscher Hochschuleinrichtungen nach Kaiserslautern gefolgt.

HRK-Präsident Horst Hippler betonte in seiner Eröffnungsrede, trotz der Bedeutung der Geisteswissenschaften müsse auf europäischer Ebene immer wieder für ihren Verbleib auf der forschungspolitischen Agenda gekämpft werden. „Zu sehr stehen dort oft Nützlichkeits- und Verwertungsinteressen im Vordergrund“, so Hippler. Einschneidende Sparauflagen seien immer wieder mit der Schließung kleiner geisteswissenschaftlicher Fächer verbunden. Hippler: „Grund genug, das Thema Geisteswissenschaften aufzugreifen.“ Die Gastgeber Schmidt und Wolf nutzten die Gelegenheit, Kaiserslautern und die Region als starken Wissenschafts- und Technologiestandort zu präsentieren. Schmidt skizzierte die Entwicklung der Stadt vom einst bedeutenden Industriestandort über die rasante Ausbreitung der Universität hin zu einer Vielzahl von Forschungsinstituten, die sich 2007 zur Science Alliance, zu einer der ersten deutschen Wissenschaftsallianzen, zusammengeschlossen hätten. Heute sei die TU mit 14.000 Studierenden, 2100 Mitarbeitern, einem Gesamthaushalt von 187 Millionen Euro, darunter 53 Millionen Euro Drittmittel, neben einem stattlichen Lehr- und Forschungsbetrieb ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor in der Region. Wolf erinnerte daran, dass die Hochschule neben dem Campus in Kaiserslautern mit Standorten in Zweibrücken und Pirmasens vertreten sei. Die einst strukturschwachen Gebiete der Westpfalz seien heute durch neue Fertigungsbetriebe und Wirtschaftszweige in der Informationstechnologie und im Bereich Informatik wieder stabil. Diese Entwicklung sei aufs Engste mit der Technischen Universität und der Hochschule Kaiserslautern verknüpft und wäre ohne die beiden Hochschulen nicht denkbar, sagte Wolf. Die Mischung aus Kooperation und Wettbewerb der beiden Hochschulen und das damit verbundene Ringen um die besten Konzepte seien für die Region von Vorteil. Der gemeinsame Anspruch, Stadt und Region entscheidend mitzugestalten und zu prägen, sei Herausforderung und Chance zugleich, hob Wolf hervor. „Ich bin froh, dass so viele kluge Menschen aus ganz Deutschland nach Kaiserslautern gekommen sind. Da lacht sogar der Himmel“, zeigte sich Vera Reiß, die Mainzer Bildungsministerin, erfreut. Reiß stellte Kaiserslautern als einen Standort für Spitzenforschung und einen Knotenpunkt im Wissensnetz zwischen Forschung und Unternehmen dar. Im Zentrum des Knotenpunktes stehe die TU, eng mit ihr verknüpft und mit einem eigenen Profil die Hochschule Kaiserslautern. Das Land unterstütze mit der Forschungsinitiative die Bildung von Forschungsprofilen an Hochschulen. Damit werde die Forschungskette von der Grundlagenforschung bis hin zur anwendungsorientierten Forschung gestärkt. Weiter erklärte die Ministerin, die rheinland-pfälzische Wissenschaftspolitik setze auf Autonomie der Hochschulen und auf Gespräche auf Augenhöhe. „Mit der Stärkung von Forschung und Lehre, neuen Karrierechancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und besseren Beschäftigungsbedingungen für Mitarbeiter wollen wir die Hochschullandschaft voranbringen“, so Reiß. Ganz oben auf der Agenda stehe die Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative. Dazu hätten Bund und Länder gemeinsam ein starkes Signal gesetzt. Dem Festvortrag von Professor Hans Ulrich Gumbrecht, Stanford University, mit dem Thema „Die ewige Krise der Geisteswissenschaften – und wo ist ein Ende in Sicht?“ folgten ein Empfang der rheinland-pfälzischen Landesregierung und ein Nachtkonzert. (jsw)

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