Kaiserslautern Ehe-Aus und eine üble Attacke

Herrje, welch ein Drama: Storch Fridolin hat vergeblich auf die Liebste gewartet. Nach zwei Wochen hat er sich dann getrollt und dümpelt nun, einsam und verlassen, durch Glan-Auen im Kreis Kusel. Ehe-Aus nach nur einem Jahr. Seine Frieda hat sich rasch getröstet, hat schon einen Neuen – und erwartet bereits Nachwuchs. Zwischenzeitlich ist das junge Familienglück aber ins Wanken geraten: Geflügelte Migranten hatten eine üble Attacke gegen die werdende Mutter gestartet. „Da geht’s echt rund“, schildert Hermann Kreß die Turbulenzen am und im Erzenhauser Storchennest.

Das war heftig: „Es ist sogar Blut geflossen, die Spuren sieht man noch“, erzählt Hermann Kreß von einem Angriff auf Störchin Frieda. Kreß sieht täglich nach dem Rechten, ist Erbauer und „Vermieter“ des Nests, das am Rand von Schilf und Wiese am Bächlein zwischen Erzenhausen und Weilerbach nach wie vor die Blicke der Passanten auf sich zieht. Wie berichtet, hatte Kreß gemeinsam mit seinem Nachbarn Thomas Reindel ein Storchennest gebaut. Das war dem Duo aus der Schwedelbacher Straße irgendwann mal so eingefallen. Plan gemacht – und schon waren die Hobby-Handwerker nicht mehr zu bremsen. Seit Anfang vergangenen Jahres erhebt sich ein Pfahl aus der Wiese, gekrönt von einem stabilen Nest. Kaum stand es, war es auch schon mit Beschlag belegt. Bezogen hatte es ein Storchenpaar, dass die Tierfreunde auf die Namen Fridolin und Frieda tauften. Er war am 17. März angeflattert, am 4. April hatte Fridolins Junggesellen-Dasein ein Ende Frieda war da – und begann zwei Wochen später schon zu brüten. Und am 19. Mai war’s soweit: Klein Florian erblickte bei Erzenhausen das Licht der Welt. Umhegt von glücklichen Eltern, erhielt der kleine Storch einen Tag nach Sommeranfang seinen Ring. Gut drei Wochen später, am 15. Juli, hob Florian ab zu einem ersten Flug, erkundete fortan die kleine Welt im nördlichen Landkreis-Zipfel aus der Vogelperspektive. Wie sich das eben für einen Vogel gehört. Kreß hat all das akribisch festgehalten, hat die Daten auf Papier gedruckt und an einer eigens beim Nest errichteten Tafel angepinnt. Die hölzerne Informationstafel – selbstredend aus Kreß’ Holzwerkstatt – war bei einem Fest geweiht worden, bei dem sich viele Bürger der gefiederten Neubürger zu Ehren an Ort und Stelle eingefunden hatten. Kreß’ Aufzeichnungen nach haben Vater und Sohn ihr Heim am 13. August vergangenen Jahres verlassen. Drei Tage harrte Frieda noch alleine aus, ehe auch sie sich auf die nicht gerade ungefährliche Transkontinental-Flugreise in südliche Gefilde begab. Keiner der Storchenliebhaber wusste, ob es je zu einem Wiedersehen kommen sollte. Nun, zumindest ist die dreiköpfige Familie nicht wieder zurückgekehrt. Tatsächlich war Fridolin schon eher zurück, hatte auch prompt den Weg nach Erzenhausen eingeschlagen. Etwa zwei Wochen blieb er, machte sich dann allerdings – bis dato alleingelassen – wieder auf den Weg. Dank seines guten Drahts zu dem in Theisbergstegen beheimateten Storchen-Fachmann Manfred Conrad weiß Hermann Kreß, dass der Verlassene inzwischen im Glantal gestrandet ist. Frieda kam dann am 18. März angeflattert – und fand ein leeres Nest vor. Es dauerte jedoch nicht lange, ehe ein neuer Partner an ihrer Seite stand. „Wir wissen nicht, wo er herkommt“, sagt Kreß. Und nach seinen Worten ist es nicht zu 100 Prozent sicher, dass Frieda auch tatsächlich Frieda ist. „Ich gehe aber davon aus. Sie hat mich erkannt, hat mich sogar schon angeklappert“, erzählt Kreß, dass ihn die Storchendame „angesprochen“ und auch schon angeflogen habe. „Sie hat eine Ehrenrunde gedreht und ist ganz knapp an mir vorbei“, sagt er – und das sei durchaus nicht ungewöhnlich. An seiner auffälligen Jacke sei er, der Tag für Tag nicht nur einmal Richtung Nest pilgert, für das Tier doch gut erkennbar. Übrigens ist auch nicht geklärt, ob Florian auch wirklich ein Florian ist – es könnte auch eine Fiona sein. Das Geschlecht lasse sich erst nach gut einem Jahr bestimmen – „und dann kriegt man sie ja nicht mehr“, erzählt Kreß, dass sich bis zum Abflug der Familie im vergangenen Spätsommer nicht habe klären lassen, ob der Nachwuchs ein Storch oder eine Störchin sei. Egal: Jetzt freuen sich die Erzenhauser schon auf den nächsten kleinen Storch. Etwa in den Wochen vor und nach dem kalendarischen Frühlingsbeginn habe Frieda mit dem Brüten begonnen. „Ich schätze, dass der Nachwuchs in diesen Tage schlüpft, vielleicht ja am 1. Mai“, sagt Kreß. Und ist gespannt, ob es nun einer oder vielleicht sogar zwei sein werden. Wenn sich ein kleiner Kopf samt rotem Schnabel vorwitzig aus dem Nest erhebt, wird auch die Aufregung um einen bösartigen Angriff vergessen sein. Gut zwei Wochen ist es her, dass fremde Störche sich des Nests bemächtigen wollen. „Die gehen da verdammt aggressiv zur Sache. Fliegen an, stürzen sich auf das Nest und attackieren“, schildert Kreß die Szene, in der Frieda ihr Heim und ihr Gelege mit Verve verteidigt habe. „Die hat sich mit allem gewehrt, was denkbar ist.“ Immerhin: Sie hat ja auch noch einen gültigen Mietvertrag. „Klar. Luxus-Apartment. Und sie sind am Ausbauen“, scherzt Kreß, auch nach einem Jahr ungebremst begeistert von seinen geflügelten Mitbürgern.

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