Kaiserslautern Eckkneipe für Kontaktpflege fehlt

Schwacher Besuch am Hilde-Mattauch-Platz: Katharina Disch und Gerhard Degen (rechts) befragen Harald Weber zu seinem Wohnumfeld.
Schwacher Besuch am Hilde-Mattauch-Platz: Katharina Disch und Gerhard Degen (rechts) befragen Harald Weber zu seinem Wohnumfeld.

Nach den Stadtteilen Kaiserslautern-West und Betzenberg waren gestern Bürger von Kaiserslautern-Ost eingeladen, bei der dritten und letzten Quartierswerkstatt im Rahmen des Projekts „Integration findet Stadt“ ihr Wohnumfeld zu bewerten.

Mitarbeiter der Stadt und der Firu Gmbh hatten dafür über drei Stunden am Morgen an der Ecke Friedenstraße/Hilgardring und noch einmal drei Stunden am Nachmittag auf dem Hilde-Mattauch-Platz ihr Quartier aufgebaut. Gefragt waren ausschließlich Bürger mit Wohnsitz im Quartier. Morgens waren 25 ausgefüllte Fragebogen zusammengekommen: eine im Vergleich zu den anderen Quartieren schwache Ausbeute, urteilte Christoph Jung von Firu. In einem Stadtteil, der, wie der städtische Integrationsbeauftragte Gerhard Degen zu bedenken gab, keinen eigentlichen Mittelpunkt hat, waren die Kontakte hauptsächlich durch eine „aufsuchende Beteiligung“ zusammengekommen. Am Nachmittag übernahm Katharina Disch, Mitarbeiterin der Stadt, diese Aufgabe. Außer Fragen zu persönlichen Lebensverhältnissen und Kontakten ging es um Einkaufsmöglichkeiten, Anbindung an den öffentlichen Verkehr, Freizeitangebote, das Verhältnis zu den Menschen im Wohngebiet, auch solchen anderer Herkunft. In der Fabrikstraße berichtete ein sehr zufriedener Anwohner von „guter Nachbarschaft“ und überhaupt guten Wohnverhältnissen. Lediglich bei der Frage der gefühlten Sicherheit führte er häufigen Ärger mit Ausländern in einer Nachbarstraße an. Die Polizei werde öfter gerufen. In der Bismarckstraße traf die Umfrage ebenfalls auf einen weitgehend zufriedenen Bürger: „Außer, dass es in Kaiserslautern zu wenig Arbeit gibt.“ Die Forschungsinstitute nützten keinem Arbeiter, erklärte der Mann. Nicht zufriedenstellend fand er den Kontakt zu Ausländern, „die sich nicht integrieren wollen“. Am Standort Hilde-Mattauch-Platz hatte Degen inzwischen sechs weitere Fragebogen eingesammelt. Darauf wünschte sich beispielsweise ein Bürger eine Außenstelle der Stadt für die Abgabe von Müllsäcken. Ein anderer reklamierte eine gefühlte Unsicherheit abends in Richtung Volkspark. „Der öffentliche Verkehr ist eine Katastrophe; es geht kein Bus durch das Wohngebiet“, hatte Harald Weber moniert. Wenn er zu seiner Arbeitsstätte an der TU wolle, müsse er bis zu einer Bushaltestelle in der Eisenbahnstraße gehen. Für den Kontakt unter den Nachbarn fehlte ihm eine Eckkneipe, wie sie früher im Stadtviertel vorhanden gewesen sei. Bereits am Morgen hatte das Team vergleichbare Kommentare gehört: fehlende Aufenthaltsmöglichkeiten, kein Treffpunkt für Teenager und schwache Integrationsbereitschaft – seitens der deutschen Mitbürger. Die Auswahl der Quartiere basierte auf einer Bestandsaufnahme des Lehrgebiets Stadtsoziologie nach einer Bürgerbefragung in jedem Kaiserslauterer Viertel. Im Rahmen des Projekts „Integration findet Stadt – Im Dialog zum Erfolg“ sollen in der ersten Jahreshälfte weitere Veranstaltungen stattfinden. Diese sollen dann nicht mehr stadtteil-, sondern zielgruppen- und themenbezogen sein.

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