Kaiserslautern Dynamisches Duo

Konzerte auf dem Bremerhof sind nichts Ungewöhnliches – im Sommer jedenfalls. Da sind sie in der Regel erfolgreiche Publikumsmagnete. Und siehe da: Selbst mitten im Winter konnte man am Sonntagabend mit einem einzigen Konzert die vertraute Atmosphäre in großen Teilen zurückholen. Beim schon traditionellen „Glühweinrock“ ging da in Sachen Musik und Publikum auch diesmal ordentlich die Post ab.

Eine mehrere Hundertschaften umfassende Gäste-Schar, lange Schlangen an den Getränketheken (an denen es bei dieser Gelegenheit vorwiegend Glühwein gab) und eine gelöste Stimmung nicht nur vor der – diesmal im überdachten Bereich des Biergartens liegenden – Bühne erinnerten allgemein an die vergangenen Sommer. Selbst die geringeren Temperaturen und der wintergemäß frühe Start bereits um 15 Uhr konnten dabei der positiven Atmosphäre nichts anhaben. Ja, sogar die Tatsache, dass nicht der angekündigte beliebte Harald Krüger mit musikalischer Begleitung auf der Bühne stand – der Heidelberger Pianist und Sänger musste krankheitsbedingt kurzfristig absagen –, konnte die Stimmung trüben. Das lag vermutlich auch daran, dass Bremerhof-Chef Alf Schulz für einen ausgesprochen veritablen Ersatz gesorgt hatte: Mit dem Kaiserslauterer Bluesharp-Meister Albert Koch und dem seit zwei Jahren in Schottland lebenden heimischen Pianisten/Sänger Ralf Roeder trat am Sonntag ein Duo auf, das denn doch mehr war als nur ein schnell organisierter Lückenbüßer. Das zeigte sich allein schon daran, dass der über die Weihnachtsfeiertage eigentlich nur zu Familienbesuchen in seine alte Heimatstadt zurückgekehrte Ralf Roeder am Vorabend noch gar nicht gewusst hatte, dass er auf dem Bremerhof spielen sollte – und dann dennoch zusammen mit dem in Sachen Livemusik mindestens ebenso firmen Instrumentalisten/Sänger Albert Koch mal eben locker und ohne große Proben ein untadeliges Konzert auf die Bühne zauberte. Vollblutmusiker unter sich eben ... Gemeinsam spielten die beiden Lauterer ein mitreißendes Programm aus flottem Boogie-Woogie (als kleine Hommage an den diesen Stil besonders pflegenden Kollegen Krüger), deftigem Blues und schottischen Traditionals („Twa Recruitin’ Sergeants“) – plus noch einigem dazwischen und drumherum. Zu den beeindruckenden Höhepunkten im Programm wurde dabei eine eingängige Version von „Route 66“, der die gute Singstimme Roeders besonders offenbarende Titel „Jessie“ und nicht zuletzt „Caledonia“ des schottischen Musikers Dougie McLean. Mit diesem zusammen hatte Ralf Roeder übrigens schon einmal genau dieses Stück in einem Pub gespielt – zur Begeisterung des Komponisten über die musikalischen Fähigkeiten des Lauterer Musikers. Vielleicht wird man den Titel künftig ja öfters hören, denn sollte Schottland einmal unabhängig werden, könnte „Caledonia“ (so nannten die Römer einst Schottland) die Nationalhymne des Landes werden, wie Roeder in einer seiner launig-informativen Ansagen erklärte. Keine lahme Notlösung also war dieses in der zehnjährigen Bremerhöfer Konzertgeschichte erst zum zweiten Mal vorgekommene Ersatz-Konzert, sondern eine gehaltvolle Sache, zu der zeitweise sogar ausgiebig getanzt wurde. Für alle, die nun aber doch lieber Harald Krüger erlebt hätten: Der Musiker ist in der bereits weit gediehenen Planung für den nächsten „Musiksommer am Bremerhof“ fest eingeplant. Er wird am Donnerstag, 2. Juni, wieder vor Ort dabei sein.

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