Kaiserslautern Durchs Wurmloch in eine neue Dimension

Mit eigenen Stücken am Start: Burkard Maria Weber.
Mit eigenen Stücken am Start: Burkard Maria Weber.

Ein Konzert an einem Samstagabend in einem kleinen Veranstaltungssaal – es sah ganz nach einer ganz „normalen“ Musikveranstaltung in der Friedenskapelle aus. Aber es war, wie sich rasch zeigte, doch eine recht ungewöhnliche, ausgesprochen ansprechende Darbietung, die das Ensemble CelloLand gestaltete.

Das akustische Erlebnis war tatsächlich schon ein wenig mehr als lediglich ein Konzert im üblichen Sinne. Unter der musikalischen Leitung von (E-)Cellist Burkard Maria Weber nämlich entführten Alexander Lützke (Konzertgitarre), Michael Heise (E- und Kontrabass), David Mette (Schlagzeug) und nicht zuletzt die Sängerin und Rezitatorin Karien Anna Weber die Zuhörer in eine Klangwelt, die „nie ein Mensch zuvor gehört hat“ – so ein erläuterndes Zitat am Anfang des Abends in Anlehnung an das berühmte „Raumschiff Enterprise“-Intro. Und in der Tat: Vor allem die vier Instrumentalisten drangen mit ihren vornehmlich aus der Produktion von Cellist Burkard Maria Weber stammenden Kompositionen quasi in neue Bereiche des bekannten Sound- und Musik-Universums vor. Dabei ging es für das Publikum mit dem CelloLand-Programm „Time Passages“ geradewegs – wie durch ein Wurmloch, das einen Raumfahrer in höchster Geschwindigkeit an andere Stellen im Weltall bringt – rein musikalisch in gänzlich andere Gefilde. Irgendwo zwischen Rock und Klassik (einen Schuss Jazz und Folk mag man auch heraushören) kreierte man dabei in unterschiedlichen Besetzungen bis hin zum Duo Aufsehen erregende Passagen und Klangeffekte. Da hörte man in diesem Kammerorchester, das eine Rockband ist (oder umgekehrt) etwa in Webers Stück „Jardin de l´Ecureuil“ nach einer eher „gewöhnlichen“ Einleitung auch schon mal Klänge wie von startenden Düsenjägern und wie von antreibenden Marsch-Trommeln. Das erinnerte ein wenig an die berühmte Jimi Hendrix-Version der amerikanischen Nationalhymne. Beeindruckend. Dazu glaubte man in dem nur von Cello und Schlagzeug gespielten Zwei-Personen-Stück mitunter gar eine ganze Band zu hören. Der versierte Cellist mit seinem buchstäblich vielschichtigen Spiel – da klang sein Instrument denn auch glatt schon mal wie eine deftige E-Gitarre – machte es möglich. In besonderer Erinnerung bleibt hier auch Webers „Haydn Kadenz“, eine Komposition, an dessen schwieriger historischer Haydn-Vorlage sich schon so manche Cellisten abgemüht haben und sei es nur um zu zeigen, was man so alles „drauf hat“. Weber hat es ganz zweifellos und sogar noch ein bisschen mehr: In seiner Version schlug er perkussiv auf die Saiten, zupfte sie kraftvoll, entlockte seinem elektrifizierten Instrument Klänge wie aus einer anderen Dimension. Das war mitreißend und kitzelte die Gehörgänge durchaus angenehm. Auch die sozusagen gecoverten Titel der beiden französischen Komponisten Erik Satie (1866 bis 1925) und Gabriel Fauré (1845 bis 1924, „Après un rêve“) wurden auf ähnliche Weise umgesetzt. Einen Höhepunkt markierten in dieser Hinsicht die beiden Jimi-Hendrix-Nummern „Little Wing“ und „Purple Haze“, in denen insbesondere die Sängerin Karien Anna Weber glänzen konnte. Zuvor schon überzeugte die junge Berlinerin mit eingestreuten Lesungen ausgewählter Gedichte von Heine, Rilke („Der Panther“) und Tucholsky. Auch wenn es keinen direkten Bezug zum Konzert und seinen Inhalten gegeben haben mag, so setzten die Texte doch immerhin prägnante Zäsuren, machten wie die musikalischen Haupt-Beiträge nachdenklich, waren anspruchsvoll, bildeten eine Kunst für sich. Hauptsächlich aber begeisterte die schon mehrfach ausgezeichnete Sängerin und Schauspielerin mit ihrer klaren Sopranstimme, mit der sie selbst in den komplexen Parts der Neuinterpretationen sicher und expressiv agierte. Alles in allem: etwas, was man nicht alle Tage erlebt und (nicht nur deshalb) ein ganz famoses, erlebenswertes, kleines, aber feines Konzertereignis, das einen bleibenden Eindruck hinterließ. Konzert Das nächste „Konzert in der Friedenskapelle“ findet am Samstag, 3. November, um 19 Uhr 30 mit der Sängerin/Pianistin Patty Moon und der Cellistin Silke Täubert statt.

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