Kaiserslautern Die eigene Stimme

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Sie tragen Dreadlocks, Herrendutt, Baseballcap, Band-T-Shirts und spielen gitarrenlastigen Postrock, zwischen Radiohead und Explosions In The Sky. Eine typische Indie-Rock-Band? Nicht so ganz. Khebez Dawle sind Syrer. Sie singen nicht englisch, sondern arabisch. Und mischen auch heimischen Folk in ihre Musik. Aber auch Pink-Floyd-Psychedelia oder klassischer Hardrock gehören zum Musikmix, den sie „orientalischen Indie-Rock“ nennen und am Samstag bei einem Konzert in Kaiserslautern präsentieren – als Höhepunkt des dreitägigen „Festivals der Kulturen“ im Kulturzentrum Kammgarn. Die Musiker sind wegen des Krieges aus Syrien geflohen, nachdem ein befreundeter Schlagzeuger und Friedensaktivist getötet worden war. Zunächst zog Bandkopf Anas Maghrebi von Damaskus nach Beirut, wo er mit Muhammad Bazz, Bachi Darwish und Hekmat Qassar 2013 die Band gründete. Über die Türkei, Lesbos und Zagreb schlugen sich Khebez Dawle nach Berlin durch. Ihre Songs erzählen von Hoffnung. „Belsharea“ („In The Streets“) zum Beispiel, ein sanfter atmosphärischer Song mit melancholischer Gitarrenmelodielinie und vielstimmigen Gesang handelt vom Traum eines freien Lebens auf den Straßen, wo hundert Farben herrschen und jeder seine eigene Stimme haben darf. Mit dem Video dazu haben die Syrer Bewunderung geerntet, doch müssen sie sich auch den Vorwurf anhören, „Propaganda für die USA“ zu machen. Sie möchten nicht polarisieren, betont die Band dagegen. Ihr ebenfalls „Khebez Dawle“ betiteltes Debüt ist als Konzeptalbum über das Schicksal eines jungen Syrers während des Arabischen Frühlings angelegt. Derzeit sind Khebez Dawle auf Tour. Am 16. Juli gastieren sie in Kaiserslautern beim „Festival der Kulturen“ unter dem Motto „Sound Of The World“, das Kammgarn-Chef Richard Müller zum zweiten Mal veranstaltet – auch als Zeichen zur Völkerverständigung. Den Festivalauftakt bestreiten am Donnerstag Hazmat Modine aus New York. Die achtköpfige Band bewegt sich zwischen Jazz, Blues und Weltmusik wie Klezmer oder osteuropäischem Folk. Am Freitag ist die Brasilianerin Flavia Coelho zu Gast, die in Paris lebt, und Klänge aus ihrer Heimat wie Samba und Forró mit afrikanischen und osteuropäischen Motiven mixt, aber auch Dub und Hip-Hop nahe steht. Zum Finale am Samstag spielen dann Khebez Dawle. Ihr Vorprogramm bestreitet das Bandprojekt Shaian aus Kaiserslautern, das die Kaiserslauterer Flüchtlingsbetreuerin Dagmar Kern mit Musiker Michael Halberstadt ins leben gerufen hat. Shaian vereint Musiker aus Ländern wie Afghanistan, Iran, Syrien, Indonesien, Tunesien und Deutschland. Das Festival —„Sound Of The World“, 14. bis 16. Juli, Kulturzentrum Kammgarn Kaiserslautern —Details unter www.kammgarn.de

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