Kaiserslautern Der Zeitgeist ist das Ziel

Elektronisch melancholische Klänge mit viel Spielraum für neue Soundstrukturen liefert das Lauterer Electro-Trio Imperial Bedrooms. Eine Kostprobe gibt es heute bei der „Langen Nacht der Kultur“ im SWR-Studio. Vorab sprach Frontman Christoph Linn über musikalische Anfänge, Ansprüche und Ziele der Band.

Der Anstoß zur Bandgründung war ein Musikfestival, für das sich Keyboarder Ernst-Ludwig Hesky und Gitarren-Veteran Michael Halberstadt beworben hatten. Die beiden Musiker spielten jahrelang in der Lauterer Gothic-Rock-Band Arts and Decay, trennten sich Mitte der 90er und planten im Rahmen des Festivals eine Reunion zu starten. Diese kam jedoch nie zustande. Stattdessen entwickelten beide die Idee, mit einem neuen Projekt beim Festival anzutreten – die Geburtsstunde von „Imperial Bedrooms“. Sänger Christoph Linn ist 2013 als Frontmann hinzugestoßen und vervollständigt die Band. Der Songwriter und Texter schrieb jahrelang an eigenen Kompositionen, die er jedoch nie der Öffentlichkeit präsentierte. Beim Songwriting orientierte er sich ursprünglich am Stil von Motown oder auch Country-Musikern wie Hank Williams, wobei er in allen Genres nach der simplen Pop-Struktur suchte. Die musikalische Struktur von „Imperial Bedrooms“ lässt sich dennoch nicht so einfach festlegen. Linn beschreibt den Stil der Band als „Electro-Pop mit Gitarren“, betont jedoch, dass auch diese Definition einem ständigen Wandel unterliegt. „Das heißt, wir setzten uns kein bestimmtes Ziel und keine Grenzen und wollen nicht so klingen wie Band XY. Da wir alle unterschiedliche Musikrichtungen hören, kann bei uns mit jedem neuen Song alles mögliche herauskommen.“ Mit der Debüt-EP „Giacomo“ haben sie ihre Audio-Visitenkarte erstmals auf Scheibe gepresst und gleichzeitig für den Download freigegeben. Ohne einen thematischen roten Faden, dafür aber „organisch“ und „stringent“, wie Linn selbst betont, glänzt der Tonträger vor allem durch den namensgebenden Titelsong „Giacomo“. Der Name sei Linn durch seinen „poppigen, plakativen und teilweise lustigen“ Klang zugeflogen. Der 80er Jahre Flair, der sich noch hörbar durch die anfänglichen Werke zieht, habe sich jedoch mit den neuen, noch unveröffentlichten Kompositionen stetig reduziert. Die Musiker wollen für neue Sounds offen bleiben. Bei der Entstehung eines Songs liefern Hesky und Linn meist die ersten Ideen und übernehmen die Grundkomposition, Halberstadt kommt als Dritter hinzu und vollendet das musikalische Grundgerüst durch seine Gitarren-Arrangements. Mit erst vier Liveauftritten mangelt es der 2013 gegründeten Band noch deutlich an Konzerterfahrung. Beim ersten Konzert machten technische Probleme dem Live-Debüt einen Strich durch die Rechnung. Das zweite beim „schön*raus“-Festival, organisiert vom hiesigen Verein kultur.kollektiv, lief da schon reibungsloser. Auch im Vorprogramm von Musikern und Bands außerhalb ihrer eigenen Szene haben Linn, Hesky und Halberstadt bereits Erfahrungen gesammelt. Vernetzungen mit anderen Musikern aus Kaiserslautern aus allen möglichen Genres gibt es zuhauf. Illusionen darüber, ausschließlich von der Musik leben zu können, machen sich Linn und Hesky nicht – Halberstadt ist dagegen seit Jahrzehnten Berufsmusiker und in vielen unterschiedlichen Formationen tätig. „Wir machen das in unserer Freizeit, haben aber natürlich trotzdem auch Ambitionen. Es macht ja keinen Sinn in einer Band zu sein, wenn man nicht möglichst viele Menschen mit der Musik erreichen will“, so Linn. Neben dem Erreichen eines möglichst breiten Publikums, möchte die Band auch frischen Wind in die Lauterer Musikszene bringen. Linn weiß, dass die Stadt viele Coverbands beherbergt, die zweifellos ihre Daseinsberechtigung haben. Ebenso sind Bands im Bereich Indie-Rock und Metal hierzulande sehr erfolgreich. Die Herren von Imperial Bedrooms setzen jedoch mit ihrem elektronisch poppigen Sound auf den musikalischen Trend der Jetztzeit. „Ich denke, dass unser Sound im Moment eher den Geschmack des jüngeren Publikums trifft als die klassischen Indie-Rock-Geschichten. Ich behaupte mal, es trifft den aktuellen Zeitgeist.“ Bei der Wahl ihrer Auftrittsmöglichkeiten sind die drei Herrschaften durchaus wählerisch. Sie sehen ihre Musik vor einer Kulisse, die ihren Sound visuell unterstreicht. Auf der Bühne des Altstadtfests werden sie deshalb nicht so schnell anzutreffen sein. „Wir müssen eben nicht auf Teufel komm raus in Locations spielen, deren Setting nicht zu unserer Musik passt. Elektronische Musik verlangt eine andere Aufführungsform.“ Diese Form dürfte bei ihrem Auftritt im SWR-Studio heute bei der „Langen Nacht der Kultur“ gegeben sein. Präsentiert werden ausschließlich neue Werke, mit ein oder zwei Ausnahmen. Die Bühne wird durch Video-Projektionen unterstützt und passt sich den sphärisch-melancholischen Klängen an. Zurecht mischt sich da zumindest bei Linn ein wenig Aufregung unter die sonst lässige Attitüde: „Es geht natürlich auch darum eine Öffentlichkeit zu erreichen, die sich sonst nicht mit unserer Musik beschäftigen würde. Wir lassen es einfach auf uns zukommen und hoffen, dass es den Leuten gefällt“. Auftritt... ... heute, 23 Uhr, im SWR-Studio.

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