Kaiserslautern Der neue Ritter

Bei Deep Purple und Rainbow markierte er am liebsten den wilden Mann. Doch seine eigentliche Liebe, so behauptet Ritchie Blackmore, der heute 70 wird, gehörte schon immer den eher sanfteren Tönen, eben jenen, die er heute gemeinsam mit seiner Frau Candice Night als Blackmore’s Night spielt.

Die sanfteren Töne sind für ihn in der Renaissance daheim. Sie hat schöne Lieder hervorgebracht, hübsche Melodien, einfache Rhythmen – die Art von Musik eben, der sich Hollywood in den 1950er Jahren gerne zur Untermalung seiner Ritter-Epen bediente. So hat Blackmore 1997 das Wams des Spielmanns übergezogen und erzählt über Blockflötentönen, Gitarrenarpeggien und Synthesizerzwitschern Geschichten von früher. Das ist die Travestie des Rockers, der auch einmal Ritter gewesen sein möchte, mit Vorliebe in historischen Gemäuern auftritt und selbst auch in einem schlossähnlichen Anwesen auf Long Island lebt. Doch damit nicht genug: „Wir halten oft Séancen ab, denn die übersinnliche Seite des Lebens ist mir sehr wichtig“, sagt Blackmore. „Dass mich das so interessiert, hängt auch damit zusammen, dass ich ständig auf der Suche bin.“ Dabei scheint er längst angekommen zu sein – dort wo seine Leidenschaft für Musik ihren Anfang nahm. Blackmores Vorliebe für klassische und eben auch mittelalterlicher Musik wurde durch seinen klassischen Gitarrenunterricht gefördert. Ihm verdankt er auch sein rasantes Einzelnotenspiel: „Durch den Unterricht lernte ich, meinen kleinen Finger zu benutzen. Viele Bluesgitarristen spielen nur mit drei Fingern, so dass sie bestimmte Läufe nicht ausführen können, die die Benutzung des kleinen Fingers erfordern“, kommentiert Blackmore seine Lehrjahre. „Für mich gab es damals nur zwei Alternativen – entweder lerne ich das Ding wirklich gut zu spielen, oder mein Vater haut mir die Gitarre über den Schädel.“ Und er spielte so gut, dass er mit 15 bereits Mitglied einer Skiffle-Band war. Er kaufte sich eine kirschrote Gitarre, wie sie Chuck Berry hatte, und verdingte sich als Rhythmusgitarrist, wirkte dabei sogar auf frühen Tom-Jones-Platten mit. 1968 holte ihn dann Jon Lord zur Band Deep Purple, der mit dem Album „In Rock“ der Durchbruch gelang. Wesentlich daran beteiligt war Blackmore, von dem Rock-Klassiker wie „Highway Star“, „Child In Time“ und vor allem „Smoke On The Water“ stammen. Doch der Kitt der Band begann zu bröckeln – aus Freunden wurde Feinde. Blackmore verließ Deep Purple und gründete 1975 die Band Rainbow. 1984 dann die Reunion mit Deep Purple, für die Blackmore angeblich zwei Millionen Dollar erhalten hat. Und trotz des immensen Erfolges mit Deep Purple machte Blackmore negative Schlagzeilen, weil er sich auf Tournee hartnäckig weigerte, „Smoke On The Water“ zu spielen. 1993 war wieder Schluss: „In dieser Band hatte ich keine Erfüllung, es ging nur noch ums Geld“, begründet Blackmore seinen erneuten Ausstieg. Und er ließ Rainbow wieder aufleben. Sängerin Candice Night schließlich hat ihn gezähmt, weshalb einem schnell Parallelen zu John Lennons musikalischem Gesinnungswandel einfallen. Nun ist Burgfräulein Candice Night keine Yoko Ono, aber ihr lieblicher Minnegesang hat Blackmores Hardrock-Fans sicher verschreckt. Das nächste Mal in unserer Region live zu erleben ist Blackmore’s Night am Sonntag, 5. Juli, in der Zweibrücker Festhalle.

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