Kaiserslautern „Circus Paul Busch“ gastiert auf dem Lauterer Messeplatz

Gehört zum Programm: die Pferdedressur.
Gehört zum Programm: die Pferdedressur.

Benito Frank wurde in die Paul-Busch-Zirkusfamilie hineingeboren. Als Artist besteigt der 29-Jährige mit seinem jüngsten Bruder das Todesrad. Diese Nummer stellt den Höhepunkt und den Abschluss der Zirkusvorstellungen dar, die ab Freitag auf dem Messeplatz beginnen.

Wer Todesrad hört, ahnt, dass es um eine gefährliche Nummer geht, bei der den Zuschauern der Atem stockt und die den beiden jungen Männern höchste Konzentration abverlangt sowie ein exaktes Aufeinanderabgestimmtsein voraussetzt. Es ist eine Nummer, die mit einem so hohen Risiko verbunden ist, dass der Vater der Brüder, Zoodirektor Henry Frank, sich weigere, seinen Söhnen dabei zuzuschauen, erzählt Benito Frank.

Bei dem Todesrad handelt es sich um ein mehrere Meter langes Stahlgestell an dessen Enden zwei rotierende Räder befestigt sind. In einem der Räder läuft und turnt Jeffrey, Franks 23 Jahre alter Bruder, auf der Außenseite des anderen bewegt er sich selbst. Das Ganze spielt sich in zehn Metern Höhe und ohne Sicherungsseil ab. „Das wäre nicht möglich“, schließt Benito Frank eine solche „Lebensversicherung“ aus verschiedenen Gründen aus.

Reibungslose Abläufe

Erschwerend kommen die derzeit hohen Temperaturen dazu. Während die Zuschauerränge relativ gut belüftet sind, gilt das nicht für die Zeltkuppel, dort, wo die Artisten arbeiten. 40 bis 45 Grad und mehr sind aktuell keine Seltenheit. Auch sich selbst auf einen solchen Auftritt vorzubereiten, ist nicht einfach, zumal währenddessen keine Kommunikation möglich ist. Absprachen vorab sind nötig, ein Gespür für den jeweils anderen hat sich beim gemeinsamen Training entwickelt. Vor allem aber müsse man den Kopf frei kriegen und einen Gang runterschalten, sagt Benito Frank. Dabei hilft der Dritte im Bunde, der mittlere Bruder Karlito, der die Leute nicht nur als Clown in der Manege zum Lachen bringt.

Den Kopf frei kriegen bedeutet aber auch, dass die Maschinerie, die außerhalb der Manege und abseits von Blicken der Zuschauer abläuft, reibungslos funktioniert. Darin sind alle 25 Mitarbeiter eingebunden. „Ein Zirkus ist ein eigener Kosmos mit seinen eigenen Regeln“, verdeutlicht Benito Frank. Jeder habe seine Aufgabenbereiche und das seien nicht wenige.

Keine artgeschützten Tiere

Einer davon ist die Versorgung der Tiere. Mitgebracht hat der traditionsreiche Zirkus Pferde, einen Esel, Kamele, Ponys, afrikanische Watusi-Rinder, Hunde, Ziegen und zwei Gelbbrust-Aras, zwei Persönlichkeiten, die sich noch in der Ausbildung befinden. Untergebracht sind sie in einem überdachten, teilgeöffneten Zeltbereich. Ein Wasserschlauch für die Abkühlung liegt bereit.

Tiger und Co. sucht man umsonst. „Wir halten keine artgeschützten Tiere mehr“, berichtet Benito Frank. „Viele Menschen wissen nicht, dass ein Zirkus der am meisten kontrollierte Tierbetrieb überhaupt ist. Bei jedem Gastspiel werden wir vom Veterinäramt überprüft.“ Dies betrifft die Unterbringung, den Ernährungszustand, den Impfstatus oder auch die Behufung. Zudem seien Schulungen erforderlich und alles müsse akribisch dokumentiert werden.

Spenden von der Bevölkerung

Denkt er an die Anfänge der Pandemie zurück, die den Zirkus in Oberhausen bei Düsseldorf erwischte, ist er dankbar für das dauerhafte Quartier, das ihm auf dem Platz gewährt wurde, und für die Unterstützung der Bevölkerung. „Die Menschen sind von sich aus zu uns gekommen, um Futter- und Geldspenden zu bringen“, erzählt er, noch immer bewegt von dieser Hilfsbereitschaft. „Wenn es nicht so gewesen wäre, hätten wir es nicht geschafft“, meint er über die einjährige Pause ohne auch nur eine Vorstellung.

Von Ludwigshafen gekommen, zeigt der „Circus Paul Busch“ in insgesamt elf Vorstellungen Artistik, Akrobatik, Dressur und Clownerie in einem etwa zweieinhalbstündigen Programm, bevor er nach Rastatt weiterzieht. Ein bewegtes Leben für die Zirkusfamilie, für Benito Frank kommt kein anderes in Frage. „Wer einmal Sägespäne in den Schuhen hatte, kriegt sie nicht mehr raus“, zitiert er lächelnd ein geflügeltes Wort unter Zirkusleuten.

Info

Vorstellungen des „Circus Paul Busch“ am Freitag, 5. August, und Samstag, 6. August, jeweils 17 und 20 Uhr, am Sonntag, 7. August, 11 und 15 Uhr, am Montag, 8. August, und Donnerstag, 11. August, jeweils 17 Uhr, am Freitag, 12. August, und Samstag, 13. August, jeweils um 17 und 20 Uhr sowie Sonntag, 14. August, 11 Uhr; Karten gibt es täglich von 10 bis 11 Uhr an der Zirkuskasse und eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Flüchtlinge aus der Ukraine haben freien Eintritt. Mehr Infos unter www.circus-paul-busch.de.

x