Kaiserslautern Bravo-Rufe statt Spießrutenlauf

Mit Begeisterung, viel Applaus und Bravo-Rufen hat das Publikum am Samstagabend im ausverkauften Pfalztheater die Premiere von Guiseppe Verdis „Rigoletto“ honoriert. Besonders fasziniert hatten in der Inszenierung von Intendant Urs Häberli Judith Spiesser in der Partie der Gilda und das Bühnenbild von Marcel Zaba.

Anlass für ein kleines Gefühl von „Spießrutenlaufen“, zu dem sich der Regisseur bekannte, sobald er sich unters Publikum gemischt habe, gab es eigentlich nicht. Nach der Umfrage der RHEINPFALZ unmittelbar nach dem Schlussapplaus waren Zuhörer und Zuschauer seiner „klaren, stringenten Konzentration auf das menschliche Drama“ durchaus gefolgt und fanden sie gut. „Das war wunderschön, ich war total begeistert“, antwortete Pfalzgaleristin Svenja Kriebel auf die Frage nach ihren Eindrücken. Besonders angetan war die Kunsthistorikerin von der Interpretin der Gilda und dem schlichten Bühnenbild. „Das Bühnenbild war sehr, sehr gut“, schwärmte auch ihre Kollegin und Chefin Britta Buhlmann. Fasziniert hatte die Direktorin des Museums, „wie mit Farben Räume geschaffen und mit strenger Geometrie der wahnsinnige Inhalt fixiert war“. Düsterheit und Farben, um die Stimmung zu gestalten: „Das Bild hat mich in die Oper gezogen.“ Jenseits der Bühnengestaltung war die Museumschefin von der Leistung der Sänger komplett begeistert. „Vor allem die Gilda“ hatte Tina Welsch und Benedikt Theis gefallen. Das junge Paar hatte sich für den Besuch der Inszenierung im Pfalztheater entschieden, weil beide die Oper bisher nicht kannten und sie ihr persönliches Repertoire erweitern wollten. Sie wurden nicht enttäuscht. „Solch ein Theater mit solch einem Niveau in der Provinz hat unsere Erfahrung mit der ,Aida’ in München übertroffen“, lobte Professor Hans Oechsner und ergänzte: „Die Gilda hat alle übersungen.“ Der Annahme, dass das Pfalztheater mit seinem Repertoire eine Sogwirkung bei der Anwerbung von Wissenschaftlern für TU und Forschungsinstitute entfalten kann, stimmte er zu. „Ich fand dieses Bühnenbild toll; dieser Minimalismus, die Farben abgestimmt auf die jeweilige Situation – man konnte sich direkt darauf konzentrieren“, lobte Monika Netzhammer. Als gut gelöst hob sie die Schlussszene hervor, in der die ermordete Gilda („sie war herausragend!“) nicht aus dem Sack heraus (in den der Leichnam gesteckt wurde) mit ihrem Vater spricht, sondern aus dem Jenseits. „Ich war selten so begeistert von einem Stück wie heute“, gestand Städteplaner Professor Gerhard Steinebach. Die Stimmen sowieso und im Vergleich zur letzten Rigoletto-Inszenierung am Pfalztheater die gesamte Inszenierung hätten ihn überzeugt. Imponiert habe ihm auch, wie mit sehr aufwendiger Technik, die so aber nicht zu erkennen gewesen sei, schnelle Verwandlung möglich gewesen sei. Als „faszinierend“ beschrieb er die Schlussszene mit dem Nebel. „Eine großartige Aufführung“, lobte Patrice Huth. Regie, Licht, alles habe gestimmt und: „Der Schluss war sehr eindrucksvoll.“ Forstamtsleiterin Ute Fenkner-Gies sprach von einem „begeisternden Opernabend“. Die Inszenierung und die Stimmen: Beides sei gelungen. Bei der Premierenfeier im Foyer des Pfalztheaters hatten die zahlreich für den Anlass ausharrenden Gäste noch einmal Gelegenheit, dem Ensemble, dem Regieteam und einer insgesamt erfolgreichen Opernaufführung ausgiebig zu applaudieren. Sichtlich wohl fühlte sich auf der Premierentreppe die gefeierte „Gilda“. „Alles vergeben und vergessen“, mochte die Geste interpretiert werden, mit der Judith Spiesser den untreuen Herzog (Eric Laporte) zu ihrer Rechten und ihren Mörder (Michael Hauenstein) zur Linken liebevoll streichelte. (krh)

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