Kaiserslautern Bis das Schlagzeugfell reißt

Schrille Kostüme, groß angelegte Bühnenshows und demolierte Instrumente: Das Alles gab es beim diesjährigen Juz-Allstar-Spektakel zu sehen und zu hören. Über 50 regionale Musiker in neun einmaligen Formationen gaben sich am Freitagabend im Jugend- und Programmzentrum (Juz) zum Jahresende die Ehre. Das Resultat: spannende Acts und großartige Stimmung bis zum Schluss.

Natürlich war die Veranstaltung mal wieder ausverkauft: Schließlich ist das Juz-Allstar-Konzert seit 20 Jahren ein Garant für einmalige Erlebnisse. In diesem Jahr schlossen sich über 50 Musiker aus Kaiserslautern und Umgebung zu exklusiven Musikformationen zusammen und stimmten in die Weihnachtszeit ein. Einige Projekte hörten die Besucher an diesem Abend zum ersten und letzten Mal, andere lassen sich womöglich dazu motivieren, fortwährende Formationen zu bilden – Beispiele in der Vergangenheit gibt es ja zu Genüge. Dem abendlichen Repertoire waren wie immer keine Grenzen gesetzt, und für jeden Geschmack war etwas dabei. Zum Auftakt kredenzte das Projekt Tilmann Trio um Gitarrist Tilmann Ruby und Sängerin Pelin türkische Songs im Akustik-Flair. Die jungen Sängerinnen Eva Mieves und Sarah Frisch widmeten sich im feinsten zweistimmigen Gesang dem Repertoire der englischen Popsängerin Birdy, und das provisorische Ensemble um die Lauterer Musiker Helmut Jung und Walter Heinz von der Rock-Cover-Band Forty Eight versuchte sich an den Klassikern einer der größten Bands der Musikgeschichte, den Rolling Stones. Anschließend mimte Sängerin Angelika Neuhaus im gleichnamigen Projekt das „Fräuleinwunder“ und fegte stimmgewaltig über Kompositionen von Joy Denalane, Christina Stürmer und Anna Depenbusch und Bands mit starken Frontfrauen wie Juli und Ideal. Ein erster Höhepunkt trat mit der Foo-Fighters-Tribute-Band auf die Bühne. Das Quartett um Florian Schwöbel (Gesang, Gitarre), Patrick Müller (Gitarre), Patrick Berndt (Bass) und Nils Sievers (Schlagzeug) machte ordentlich Dampf mit Krachern wie „Monkey Wrench“, „Everlong“ und „Best Of You“. Stimmliche Glanzleistungen von Schwöbel gab es haufenweise und standen denen von Dave Grohl kaum nach. Aber auch die Instrumentalisten preschten brachial nach vorne. So brachial sogar, dass Sievers vor lauter übersprudelnder Energie ein Loch ins Schlagzeugfell haute. Während also das Juz-Team mit Flicken beschäftigt war, unterhielt Schwöbel mit einem improvisierten A-cappella-Ständchen. Nach wenigen Minuten durfte aber weiter hemmungslos auf die Pauke gehauen werden, nur Sievers wurde von den Kollegen augenzwinkernd um „Contenance“ gebeten. Contenance war bei den Damen und Herren der Robbie-Williams-Coverband nicht nötig. Hier wurden Songs wie „Kids“, „Angels“ und „Let Me Entertain You“ quasi zu Selbstläufern. Der vierstimmige Bläsersatz verlieh den Titeln nochmal das gewisse Etwas, und Sänger Christian Brand setzte mit jedem weiteren Evergreen des britischen Musikers stimmlich noch eins drauf. Anschließend stürmten die Musiker der Billy-Idol-Tribute-Band die Juz-Bretter. Sänger Stephan Hugo legte sich ordentlich ins Zeug, optisch die 80er-Jahre Ikone zu vermitteln. Die platinblonde Kult-Frise saß, die schwarze Haarpracht von Gitarrist Jürgen Walzer dagegen weniger. Irgendwann warf er sie einfach in die Ecke und produzierte einige großräumige Arien am Sechssaiter. Hugo wälzte sich derweil mit grantiger Stimme durch Hits wie „Flesh For Fantasy“ und natürlich „Rebel Yell“, bei dem die Massen in einem Gemenge aus in die Höhe gereckten Fäusten verschwanden. Was die Formation Brass Band meets Hip Hop um Sänger Stefan Möhnen zu bieten hatte, war schlichtweg spektakulär. Die Instrumentalisten, allesamt Mitglieder der Brass-Band uffgeBrassd, marschierten mit großen Tönen über die zweite Etage des Zentrums runter, durch die Menge, in Richtung Bühne. Dort ließen sie dann mit Hits von den Soul Rebells, Jan Delay und Moop Mama die Party so richtig steigen. Das große Finale bildete die optisch wie musikalisch originalgetreue Tribute-Truppe Guns N’ Roses. Sänger Michell Benzel, der schon als beeindruckendes Steve-Perry-Stimmenimitat bei der Journey-Tribute-Band agiert – eine Formation, die ebenfalls der Juz-Allstar-Sause aus dem Jahr 2013 entsprungen ist –, machte auch als Axl-Rose-Verschnitt eine gute Figur. Denn auch hier stimmten jeder Ton, jede Bewegung und jede geballte Dosis Energie. Ein Gesangstalent wie er im Buche steht, dieser Benzell. Und auch Gitarrist Jürgen Walzer zog sich zum zweiten Mal an diesem Abend die schwarze Perücke über und mimte Gitarren-Legende Slash bis in die letzten Akkorde. Die rabiaten Neuinterpretationen von „Welcome To The Jungle“ oder „Sweet Child Of Mine“ hatten es in sich und waren dicht dran an den Originalen. Fast schon schade, dass die Veranstaltung nur einmal im Jahr stattfindet.

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