Kaiserslautern Betze-Geflüster: Weißbier im Schnee

Fritz Walter küsst Otto Rehhagel, Stefan Kuntz steht lässig an seinen „Roten Teufel“ gelehnt, einen Seat Ibiza, und Mario Basler gönnt sich einen Schluck Bier. Es gibt einiges zu Grinsen im FCK-Album, einem Taschenbuch, das Ben Redelings im Verlag Die Werkstatt herausgegeben hat. Gut, der Fußballkomiker hat noch zehn andere solcher Alben herausgebracht, und die großen FCK-Experten werden auch in dem roten Taschenbuch einiges zum Kritisieren finden. Beispielsweise, dass nicht alle Sprüche zu FCK-Zeiten gefallen sind. Aber amüsant und unterhaltsam ist es doch, was da zusammengetragen wurde. Es sieht tatsächlich aus wie ein Album, in das Bilder, Zeitungsausschnitte und Sammelbildchen eingeklebt wurden und darunter, darüber, dazwischen Sprüche gestellt wurden, die mal dazugehören und mal nicht. Zeitlich sortiert ist das Ganze nicht, aber FCK-Fans wissen sowieso genau, was wann war. Und die meisten Geschichten, die darin erzählt werden, kennen sie auch. Die von den Sprüchen auf den T-Shirts beispielsweise, als die Bayern gegen die Pfälzer 1990/91 um die Meisterschaft kämpften. „Bayern ist schön. Lautern ist oben“, „München, Weltstadt mit Schmerz“, „Bayern sind laut, wir sind Lautern“. Nicht ganz so bekannt ist wahrscheinlich die von Tobi Sippel aus dem Jahr 2008, der sich im Heimspiel gegen den VfL Osnabrück verletzte. Trainer Milan Sasic wollte in der Halbzeitpause testen, wie böse es ihn erwischt hatte. Er schickte Sippel zu Boden, und der musste mit schmerzverzerrtem Gesicht Liegestütz machen – bis der rechte Unterarm nachgab. Die Diagnose im Westpfalzklinikum lautete später Unterarmbruch. Unter die Geschichte ist ein Bild von Horst Eckel geklebt, wie er stolz aus einem Union 1000 steigt. Legenden wie er, Hans-Peter Briegel, Walter Frosch, Weißbier-Basler, Andi Brehme, die Walter-Brüder, Miro Klose werden gewürdigt. Manche von ihnen mit Sonderseiten, die sich Starschnitt nennen. Da sind Bilder aus dem Familienarchiv zu finden. Briegel auf dem Bauernhof seiner Eltern beim Milcheinfüllen, Fritz Walter im heimischen Swimmingpool, Friedhelm Funkel beim Spaziergang mit Frau und Hund oder Wolfram Wuttke beim Angeln. So mancher Spruch ist abgegriffen – „Mal verliert man, und mal gewinnen die anderen“ (Otto Rehhagel), andere legendär – „Wohin sollte ich denn wechseln? Ich bin doch schon beim FCK“ (Fritz Walter). Wieder andere aus der Situation heraus geboren. „Ein Bier? Ich hoffe, es gibt einen ganzen Kasten“ (Florian Dick auf die Frage, ob man den Sieg im DFB-Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen mit einem Bier auf der Heimfahrt feiern würde). Und über manche kann man nochmal lachen. Beispielsweise über den von Manager Heinz Neuhaus zum FCK-Präsidenten Jürgen Friedrich beim Schneespiel 1978, als kaum ein Zuschauer kam: „Wer hier den Berg raufschafft, müsste eine Aufstiegsprämie bekommen“. Woraufhin Friedrich entgegnete: „Ja, aber vom Alpenverein.“ Wiederholen dürfte sich sowas erstmal nicht. Auch kurz vor der Winterpause wird den Fans beim Aufstieg eher heiß, als dass es anfängt zu schneien, und der Rasen ist nach dem Austausch so grün wie wohl derzeit in keinem anderen deutschen Fußballstadion. Ist also Zeit für neue Sprüche und neue Legenden. Typen, die welche bringen können und einen Starschnitt verdient hätten, haben wir ja.

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