Kaiserslautern Beim Martini-Benefizkonzert im SWR-Studio reißen die Musiker die Gäste von den Stühlen

Michaela Clemenz, die im Orchester Flöte spielt, sang ein Stück aus der Operette „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár.
Michaela Clemenz, die im Orchester Flöte spielt, sang ein Stück aus der Operette »Die lustige Witwe« von Franz Lehár.

Das neunte Martini-Benefizkonzert des Lions Clubs Kaiserslautern Lutra & KaiserLions zugunsten des Vereins Lichtblick 2000 und des Arbeits- und sozialpädagogischen Zentrums (ASZ) war ein grandioser Erfolg. Das Crossover Orchester Westpfalz (CrOW) bot am Sonntag im bis auf den letzten Platz besetzten SWR-Studio Kaiserslautern zusammen mit Gästen ein Konzerterlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird.

Schon mit Neil Diamonds „Crunchy Granola Suite“ wusste das Orchester unter seinem gewieften Leiter Frank Zeihsel zu begeistern. Zwar gelang es den nahezu 40 Musikern wohl nicht, die Essgewohnheiten bei diesem Pop-Rock-Song zu verändern, wie es ursprünglich die Absicht des Komponisten mit seiner „Knusprigen Müsli-Suite“ war, aber musikalisch überzeugten sie auf hohem Level. Jeder einzelne Bläser zeigte sich bestens disponiert, und die Band insgesamt agierte rhythmisch präzise und dynamisch abstufend, so dass der Hörer von Anfang an auf der Stuhlkante saß.

Musik aus Film und Fernsehen

Dass der musikalische Leiter junge Stimmen zu fördern weiß, zeigte sich an dem Stück „Beyond the Sea“ aus der Fernseh-Serie „Black Mirror“. Fast schon wie ein Profi bewegte sich Ben Clemenz auf der Bühne. Stimmlich wusste er, wie auch später bei der Nummer „Uptown Funk“ von Bruno Mars, mit musikalischer Feinfühligkeit und emotionaler Direktheit zu punkten, während das Blasorchester mit einfühlsamem Swing und mit akzentuierten Funk-Rhythmen begeisterte. Als Solistin konnte sich Saxofonistin Sonja Scherer profilieren.

Auf zahlreichen Bühnen stand schon der Rocksänger, Vocalcoach und Stimmtherapeut Nico Heyd aus Kaiserslautern mit seiner Band „Juke Box Hero“. In Titeln wie „It’s not unusual“ (Tom Jones), „Let me entertain you“ (Robbie Williams) und „Bed of Roses“ (Bon Jovi) beeindruckte er durch seine kraftvolle, ausdrucksstarke Stimme, die bis in die höchsten Lagen reichte, sowie durch seine leidenschaftliche Performance. Gänsehaut – nicht zuletzt auch durch Jürgen Walzers jaulende E-Gitarre.

James Bond lässt grüßen

Noch mitreißender wurde es mit Sarah Connors Titel „Vincent“. Ramona Dvorak, bekannt mit „Jam Planet“ und „Girls on Fire“, hatte die gewisse rockige Verruchtheit in ihrer Stimme, und ihr Gesang wirkte, wie auch später in dem Song aus dem James-Bond-Thriller „Skyfall“, unmittelbar. Ihre Präsenz war frappierend und zog die Hörer auf ihre Seite. Mit dem James-Bond-Thema, ursprünglich die Titel-Melodie aus dem Film „007 jagt Dr. No“ von 1962, wusste die Band wiederum zu punkten. Und das im Bigband-Stil als eine Verkörperung von Entscheidungskraft und Coolness. Die kontrastreiche Dynamik wirkte wie ein Wechsel von Bonds Gemütszuständen. Ganz großes Kino!

Ebenso wusste Jürgen Walzer in Frank Sinatras „New York New York“ mit ungekünstelter Intensität in seiner Stimme zu begeistern. Die raffinierten Schlagfolgen und die komplizierten Akzentverschiebungen der Band taten ihr Übriges.

Über „Die Lustige Witwe“ bis nach „Barcelona“

Die Sensation aber war Michaela Clemenz, die im Orchester Flöte spielt. Herrlich ironisch sang sie das „Vilja-Lied“ aus „Die lustige Witwe“, nicht aber nach der Version von Franz Lehár, sondern nach der Parodie von Nina Hagen. Noch großartiger war die Präsentation des Liedes „Barcelona“, das anlässlich der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona von Freddie Mercury und Montserrat Caballé veröffentlicht wurde. Eigentlich passt das nicht zusammen: Opernstimme und Rockmusik. Aber Clemenz’ wunderbare Sopranstimme und Dvoraks Rockstimme (als Mercury) harmonierten aufs Beste. Das Publikum war hingerissen und feierte die beiden.

Tina Turner ist natürlich nicht von schlechten Eltern. Ramona Dvorak bestach zum Schluss mit „River Deep, Mountain High“ und „Proud Mary“ – und das mit ungeheurer Impulsivität. Frenetischer Beifall im Stehen und zwei wohl verdiente Zugaben – nach zweieinhalb Stunden (mit Pause).

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