Kaiserslautern Auf Erfolgskurs

In den nächsten eineinhalb Monaten werden Lisa Klein, Emma Hinze, Aaron Reiß, Dirk Grottker und Jan May ihre Konzentration völlig auf den Bahnradsport richten: Sie haben sich in verschiedenen Disziplinen für die EM und WM qualifiziert.

Weite Reisen sind für Bahnradsportler nichts Ungewöhnliches: Ihre Wettkämpfe finden überall in Europa statt, und zu ihren Lehrgängen müssen sie häufig bis nach Ostdeutschland reisen. Nun stehen den fünf jungen Athleten des HHG aber besondere Reisen bevor: Vom 22. bis 27. Juli werden sie an der Junioren-/U23- Bahneuropameisterschaft in Anadia (Portugal) und vom 7. bis 12. August an der Junioren-/U23-Bahnweltmeisterschaft im südkoreanischen Seoul teilnehmen. „Die EM dient uns vor allem zur Vorbereitung auf die WM“, erklärte der Trainer der erfolgreichen Sportler, Frank Ziegler. Die Bahn für diese Generalprobe ist zwei teilnehmenden Sportlern bereits bekannt: Schon 2013 fand im portugiesischen Anadia die Bahn-EM der Junioren statt. Lisa Klein und Jan May fuhren da einige Erfolge ein. Klein wurde Zweite im Teamsprint und Vierte im Omnium, May holte im Teamsprint die Goldmedaille, Silber im Keirin und belegte Platz sechs im Sprint. Auch WM-Luft haben die 17-jährige Schülerin und der 19-jährige Abiturient 2013 bereits geschnuppert: Beide Sportler, die für den Verein RV Edelweiß Kandel starten, nahmen an der Bahn-WM der Junioren in Glasgow (Schottland) teil. Dort wurde Lisa Klein Vierte im Teamsprint und Fünfte in der Mannschaftsverfolgung, Jan May gewann die Bronzemedaille im Teamsprint und belegte im Sprint Platz sechs. Klein als Ausdauerfahrerin startete zudem bei der WM Straße in Florenz und wurde Elfte. Vielleicht sind es diese Erfahrungen, die die Sportler noch sehr entspannt wirken lassen. „Ich bin noch nicht aufgeregt“, erzählte Lisa Klein. Zunächst wollte sie sich auf die Nachwuchs-DM Straße konzentrieren, die am 29. Juni in Queidersbach stattfand – sie holte dort den U19-Titel. „Trotzdem bedeutet mir die EM natürlich viel“, sagte sie. „Es ist mein erster Saisonhöhepunkt auf der Bahn.“ Die zweitjährige Juniorin, die dieses Jahr nur in Ausdauerdisziplinen starten wird, wird sowohl bei der EM als auch bei der WM am Omnium teilnehmen. Bei der WM kommt dann noch ein Start in der Einer- oder Mannschaftsverfolgung oder im Punktefahren hinzu. „In welchen ein bis zwei Disziplinen ich dann zusätzlich zum Omnium noch starten werde, entscheidet der Bundestrainer vor Ort. Ich habe mir aber sowohl bei EM als auch bei WM eine Medaille als Ziel gesetzt, vor allem im Omnium“, sagte Klein. Jan May startet dieses Jahr in einer höheren Altersklasse, der U23. „Damit die Übergangsphase von der Junioren- in die Männerklasse besser gestaltet werden kann, wurde eine U23-EM und WM eingeführt. Sie findet zeitgleich mit denen der Junioren statt und ermöglicht den Sportlern, die nötige Erfahrung zu sammeln, um sich bei den Großen behaupten zu können“, erläuterte Ziegler. May wird in den Disziplinen Teamsprint auf Position zwei sowie Sprint und Keirin teilnehmen. „Auch mein Ziel ist eine Medaille, vor allem im Teamsprint“, sagte er. Während es für ihn nach einer zweiwöchigen Vorbereitung in Cottbus nach Frankfurt/Oder und von dort aus zu einem letzten Test im Rahmen eines international besetzten Wettkampfes ins polnische Pruszkow geht, bevor er nach Frankfurt/Oder zurückreist, von wo aus er mit den Anderen nach Anadia zur EM fliegt, bestreiten Lisa Klein und die anderen WM-Teilnehmer des HHG, die 16-jährigen Sportler Emma Hinze, Dirk Grottker und Aaron Reiß, ihre Vorbereitung hauptsächlich in Cottbus. Hier holen sie sich die letzte Sicherheit vor allem bei zwei international besetzten Sprint- und Keirinwettkämpfen. Gerade für die drei jungen Sportler Emma Hinze, Aaron Reiß und Dirk Grottker, die alle Kurzzeitspezialisten sind, sei die Qualifikation für EM und WM ein großer Erfolg. „Unsere Sportler konnten sich in den vier Qualifikationen in Frankfurt/Oder, Cottbus oder Rostock durchsetzen und wurden schließlich mit einer Nominierung belohnt. Das ist vor allem im ersten Juniorenjahr eine herausragende Leistung“, erzählte Ziegler. Für die Drei ist es ihre erste EM und WM, da diese erst ab der Altersklasse U19 ausgetragen werden. „Noch vor einem Jahr habe ich mit so etwas gar nicht gerechnet. Da bin ich noch Straße gefahren“, erklärte Hinze. Frank Ziegler entdeckte ihr Talent nach einem zweiten Platz im Sprint bei der DM Bahn im Juli und holte sie ans HHG. Die aus Niedersachsen stammende Sportlerin startet nun für den RSV Stelzenberg und wird bei EM und WM in den Disziplinen Teamsprint, 500-Meter-Zeitfahren und Sprint an den Start gehen. Bei der WM kommt noch Keirin hinzu. „Ich freue mich, aber bin auch etwas aufgeregt. Natürlich will ich aber trotz meiner wenigen Erfahrungen im Sprint vorne mitfahren“, so die 16-Jährige. Im Teamsprint sei eine Medaille bei WM und EM gerade nach den guten Ergebnissen von Lisa Klein und ihrer Partnerin im letzten Jahr ein realistisches Ziel, bekräftigte Ziegler. Die Anfahrerin sei nämlich dieselbe wie 2013, Doreen Heinze aus Cottbus. Dirk Grottker und Aaron Reiß werden beide im Teamsprint an den Start gehen. Bei den Männern besteht der aus drei Fahrern statt aus zwei Fahrerinnen wie bei den weiblichen Klassen. Grottker fungiert an Position eins als Anfahrer, während Reiß die dritte Position bestreitet. „Es ist bisher mein größter Erfolg, und ich kann mir nichts Besseres vorstellen“, erzählte Grottker vom RC Friesenheim 1899. Er wird wahrscheinlich zusätzlich noch in der Disziplin Sprint starten. Reiß (RSV Stelzenberg) bekräftigte: „Ein Ziel ist es auf jeden Fall, alles zu geben und das Beste herauszuholen.“ Er wird bei der WM wahrscheinlich noch an der Disziplin 1000 Meter Zeitfahren teilnehmen. „Im ersten Jahr geht es vor allem darum, Erfahrung zu sammeln. Es gibt eine starke Konkurrenz, die sich aber schlecht einschätzen lässt, da es im Bereich der U19 lediglich bei EM und WM zu einem großen Zusammentreffen kommt. Auf jeden Fall sollten bei den beiden Wettkämpfen persönliche Bestzeiten erreicht werden. Im zweiten Jahr gilt dann das Gewinnen der Medaillen als Ziel. Trotzdem können wir auch dieses Jahr auf eine Medaille im Teamsprint hoffen, obwohl sich dieser bei den Junioren nur aus erstjährigen Sportlern zusammensetzt“, so Ziegler. Physiotherapeutisch unterstützt werden die Athleten von Alexandra Welte, Mutter der Olympiasiegerin Miriam Welte. Sie betreut auch sonst die Sportler am HHG und ist sowohl bei der Vorbereitung in Cottbus als auch bei EM und WM dabei. Hier wird sie viel mit den HHG’lern beschäftigt sein, die zusammen 50 Prozent der deutschen Mannschaft ausmachen.

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