Kaiserslautern Auf allen Hochzeiten wird getanzt

Wer glaubt, dass es noch keinen OB-Wahlkampf in Kaiserslautern gibt, der irrt. Er ist nicht so öffentlich, nicht so medial wahrnehmbar, wie man sich den Wahlkampf klassisch vorstellt. Aber er ist da.

Die drei OB-Kandidaten, die beim Urnengang am 7. Dezember das Rennen um den Chefsessel im Rathaus unter sich ausmachen, haben Wahlkampfstress. Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD), der an seiner Wiederwahl arbeitet, sowie seine beiden Herausforderer Nico Welsch (CDU) und Achim Bertram (FDP) tanzen derzeit auf allen Hochzeiten in Kaiserslautern, um sich zu zeigen und um die Gunst der Bürger zu buhlen. Und die ersten Wahlkampfstände haben sich auch bereits in der Innenstadt gezeigt, die den Bürger auf das Wahlereignis vorbereiten. Für den ersten Wahlkampfstand zeichnete der FDP-Mann Bertram verantwortlich, der auch als Erster sein Konterfei mit dem Motto „Lautern verdient Zukunft“ im Stadtbild plakatiert hat. Am vergangenen Samstag hatte auch der CDU-Kandidat Welsch seinen ersten Wahlkampfstand. Und die SPD? Sie eröffnete vor kurzem mit einem Herbstfest offiziell den OB-Wahlkampf. Und Amtsinhaber Weichel brachte rotbäckige Äpfel unters Wahlvolk. Es ist ein Wahlkampf mit unterschiedlichen Ausgangspositionen. Weichel, seit dem 1. September 2007 im Amt, kann auf einen hohen Bekanntheitsgrad setzen, auf ein reiches Wissen in Verwaltung und Politik. Erntet derzeit auch Früchte, die er gesäht hat, wie gestern die Ikea-Grundsteinlegung. Welsch und Bertram, mehr oder weniger Newcomer, müssen sich dagegen beim Bürger erst mal bekannt machen, Wissen ansammeln. Es bleibt ihnen dafür nur wenige Wochen Zeit. Einen weiteren Vorteil hat der Oberbürgermeister noch gegenüber seinen beiden Mitbewerbern. Er kann bei allen Veranstaltungen, die er besucht, zugleich die Stadt repräsentieren. Das zieht die Aufmerksamkeit auch ihn. Das Trio geht erkennbar locker, unverkrampft miteinander um. Die Konkurrenz um das Spitzenamt im Rathaus wird im persönlichen Umgang miteinander nicht deutlich. Im Gegenteil: Weichel geht auf seine Mitbewerber sehr offen zu. Das große Thema fehlt in diesem OB-Wahlkampf. Das merkt man. Es fehlt das Projekt, an dem sich die Kandidaten und ihre Parteien reiben können. Die Entscheidung über die Shopping-Mall ist ja schon vor einiger Zeit gefallen. Bleibt allenfalls die Möglichkeit, über die bisherige Umsetzung zu diskutieren. Große Aussagen hat der OB-Wahlkampf bisher nicht gebracht. Der CDU-Herausforderer versuchte, der Stadt mit ihrem elektronischen Bezahlsystem für „Knöllchen“ an den Karren zu fahren und das Handy-Parken voranzubringen. Der FDP-Kandidat bediente ebenfalls Innenstadt und Handel, indem er die Forderung aufstellte, Fehlentwicklungen durch den Bau der Shopping-Mall auszugleichen. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Frank Kennel nahm sich den CDU-Kandidaten zur Brust. Und hielt Welsch vor, seine eigene Kandidatur als OB-Bewerber nicht ernst zu nehmen. Der hatte die SPD-Fraktion angeschrieben, mit der Bitte, sich dort vorstellen zu dürfen, auch vor dem Hintergrund, dass er im Fall einer Niederlage bei der OB-Wahl beabsichtigen würde, sich um ein Stadtvorstandsamt zu bewerben. Amüsantes Geplänkel gab es bisher im OB-Wahlkampf auch. Die CDU machte sich auf Facebook auf, Amtsinhaber Weichel nach München wegzuloben, nachdem dieser den Fassbieranstich beim Oktobermarkt mit einem einzigen Schlag bewältigte. Problem dabei: Die bayerische Landeshaupt hat seit dem 1. Mai gerade mit dem Sozialdemokraten Dieter Reiter einen neuen OB bekommen...

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