Kaiserslautern 50 Zeilen Nachklang: Da werden die Engel aber staunen

Was für ein mieses Jahr 2015 für die Musikwelt, und was für ein schrecklicher Monat Dezember! Nachdem wir im Januar schon mit Claudio Abbado und im Juli mit Lorin Maazel zwei der herausragenden Dirigenten unserer Zeit verloren haben, kam es Ende Dezember dann nochmals knüppeldick: Innerhalb von nur zwei Tagen starben mit Udo Jürgens und Joe Cocker zwei, ja man darf das wohl schon so sagen, Legenden der Musikszene. Zwei, die zwar ganz anderen Genres verpflichtet waren und zwischen deren Fangemeinden sicherlich auch kaum Schnittmengen zu finden sind, die aber dennoch auf ihre eigene Art und Weise die Musikwelt geprägt haben: Hier der Windmühlen-Zappler mit Reibeisenstimme, der singende Klempner Joe Cocker, der mit einem einzigen Woodstock-Schrei seinen Platz im Rock-Olymp gesichert hat; dort der smarte und charmante Anzugträger Udo Jürgens, der das obligatorische rote Einstecktuch allenfalls gegen den noch obligatorischeren weißen Bademantel tauschte. Was sie verband, war die unverbrüchliche Treue ihrer Fans, die Joe Cocker gerade in Deutschland besonders innig zugetan waren. Was sie unterschied, war, dass Udo Jürgens als Komponist zum Teil der Hitlieferant für andere wurde, während Cocker als Interpret selbst einen Beatles-Song vergolden konnte. Nun stellt man sich die beiden zusammen da oben im Musikerhimmel vor. Vielleicht, wie sie gemeinsam „You Can Leave Your Hat On“ singen, ein Song, der Jürgens bestimmt auch sehr viel Spaß gemacht hätte. Und „Griechischer Wein“ oder „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ einmal mit Cockers Charakterstimme vorgetragen, die so klingt, als hätte er mit den Scherben eines Whiskey-Glases gegurgelt, da müssten doch den Engelein die Heiligenscheine vom Kopf fliegen. Hier unten aber werden sie fehlen, die beiden.

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