Kreis Kaiserslautern „Wollte eigentlich Papst werden“

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt Anne Trautmann am Herzen. Sie selbst hat über die Jugendarbeit den Weg in ihr Theologiestudium gefunden. Seit Anfang März ist die gebürtige Landstuhlerin, die in Oberarnbach aufgewachsen ist, neue Pfarrerin der protestantischen Kirchengemeinden Landstuhl-Stadt und Kindsbach (wir berichteten).

Der Antritt ihrer ersten Pfarrstelle bedeutet für die 28-Jährige nicht, gänzlich unbekanntes Terrain zu betreten. Pfarrer Rüdiger Hofmann von der protestantischen Kirchengemeinde Landstuhl-Atzel hat sie in der Pauluskirche getauft, sie ging auf der Atzel zur Grundschule, besuchte später dort den Konfirmandenunterricht, sang in einer Jugendband der Kirche und war von ihrem 14. bis zum 19. Lebensjahr als Betreuerin aktiv. Diese Zeit und auch ihr mittlerweile verstorbener Großvater Günther Trautmann, der Mitglied des Presbyteriums in der protestantischen Kirchengemeinde Oberarnbach war, hatten besonderen Anteil an ihrer Berufswahl. Gerne setzte sie sich als Kind zu ihm und ließ sich Fotos von seinen Israelreisen zeigen. „Sie haben mich sehr beeindruckt. Er hat dadurch die Orte, wo Jesus gelebt hat, für mich greifbar gemacht“, erzählt sie. Und er hat sie damit von ihrem ursprünglichen Berufswunsch abgebracht. „Ich wollte eigentlich Papst werden“, gesteht sie lachend ein und fügt an: „Wegen der roten Schuhe.“ Mit dem Abitur in der Tasche, das sie am St.-Franziskus-Gymnasium in Kaiserslautern gemacht hat, kehrt sie der Westpfalz zunächst den Rücken, um 2007 ihr Theologiestudium in Mainz und Heidelberg zu beginnen. Ihr Vikariat führt sie 2012 an die Realschule plus Maikammer-Hambach und an das Gymnasium in Edenkoben, später in das südpfälzische Rhodt unter Rietburg-Frankweiler. Mit ihrem Spezialvikariat beim Landesjugendpfarramt in Kaiserslautern und dem Stadtjugendpfarramt Ludwigshafen legt sie ihren Fokus auf ihre Herzenssache, die Jugendarbeit. „Dort habe ich hautnah miterlebt, wie Kirche sich verändert und sich verändern muss, sonst bleiben wir nicht bestehen“, beschreibt die Pfarrerin ihre Erfahrungen. „Junge Leute sind oft nicht sehr christlich geprägt. Viele Konfirmanden besitzen zuhause keine Bibel.“ Trautmann sieht eine ihrer Aufgaben darin, solche jungen Menschen an Grundlegendes heranzuführen und ihnen die Scheu vor dem Altarraum und der Bibel zu nehmen. Sie weiß, dass dies kein kurzer Weg ist. „Jugendarbeit braucht sieben Jahre, bis etwas zustande kommt.“ Beginnend bei Täuflingen über Kinder bis hin zu Jugendlichen möchte sie Angebote unterbreiten. Dabei hält sie an den Kinovorführungen im Gemeindesaal der Kindsbacher Protestanten fest, die ihr Vorgänger Christoph Bröcker eingeführt hat. Weiterhin bestehen soll auch die Beteiligung am Sommerferienprogramm der Verbandsgemeinde zusammen mit dem Team des Jugendraums Quo Vadis und der Landstuhler Streetworkerin. Aber Trautmann will auch neue Ideen einführen. „Ich würde gerne andere Gottesdienstformen ausprobieren“, erzählt sie – zum Beispiel im Freien. Trautmann hatte keinen Einfluss darauf, wo sie ihre erste Pfarrstelle antreten wird. „Sie wird zugeteilt“, sagt sie. Dass es nun ausgerechnet ihre Geburtsstadt ist, macht es für sie einfacher. „Ich finde mich hier leichter zurecht.“ Mittlerweile ist sie im Pfarrhaus angekommen, das sie Ende Mai gemeinsam mit ihrem Verlobten Daniel Hoppenheimer bezogen hat. Die Hochzeit soll im nächsten Jahr stattfinden. Beruflich schlägt er als Student des Grundschullehramts einen anderen Weg ein. „Sonst wäre das nichts für mich. Man muss ja auch mal über etwas anderes reden.“ Die kleineren Renovierungsarbeiten im Haus sind fast erledigt, nur der große Garten, dem anzusehen ist, dass er für einen längeren Zeitraum keine pflegende Hand gesehen hat, bereitet ihr etwas Kopfzerbrechen. „Gartenarbeit mag ich nicht“, gesteht sie. (lmo)

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