Kaiserslautern Wo Bauern Trumpf sind

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Schwedelbach. Acht Trümpfe, vier Spieler, viele Regeln, verwirrendes Punktesystem: „Bauerchen“ spielen zu lernen, ist gar nicht so einfach. Aber nach ein paar Runden unter Anleitung erkenne ich, zumindest in Grundzügen, was den Reiz des Spiels ausmacht. Eine Reportage vom Kartentisch.

Bis dato wusste ich nicht, oder konnte mich vielmehr nicht mehr daran erinnern, dass „Bauerchen“ kein Ich-spiel-mal-eben-mit-Kartenspiel ist. Dunkel weiß ich noch, dass mir jemand dieses Spiel als Jugendliche erklärt hat. Ob ich es danach probiert habe? Keine Ahnung. Heute weiß ich: Wäre ich damals dabeigeblieben, hätte ich vielleicht eine Chance bei dem Preisbauer-Turnier gehabt, das die Spielvereinigung Erzenhausen-Schwedelbach-Pörrbach (SpVgg ESP) am Donnerstag, 13. April, ausrichtet. Um es gleich vorwegzunehmen: Ein Anfänger hat bei einem solchen Turnier keine Chance. Die beiden Bauerchen-Profis der SpVgg ESP, Vorsitzender Walter Bäcker und Turnierleiter Henning Schaumlöffel, schütteln nur den Kopf. „Es ist kein Mau-Mau.“ Die beiden haben sich bereiterklärt, mir und dem stellvertretenden Vorsitzenden Raimund Sell, ein Ahnungsloser wie ich, dieses Kartenspiel zumindest ansatzweise beizubringen. Nach etwa einer Stunde haben wir einen Bruchteil des komplexen Regelwerks gehört, wären aber längst nicht in der Lage, beim morgigen Turnier mit anzutreten. Dabei hören sich „Knoddel“ oder „Gehampelter“ doch so wunderbar Pfälzisch und zunächst einmal völlig harmlos an. Ein Trugschluss, den ich bereits in der zweiten Runde, in der ich das Gefühl habe, als würde mein Hirn bei all den Erklärungen hinterherhinken, bemerke. Okay, dass ein französisches Blatt auf den Tisch kommt, war mir klar. Aber nicht, dass nur mit 20 Karten, also ohne Siebener, Achter und Neuner gespielt wird. „Und immer zu viert. Die Spieler, die sich diagonal gegenübersitzen, bilden ein Team“, sagt Bäcker, der, so scheint es, die Regeln bereits mit der Muttermilch aufgesogen hat. „Ich habe schon immer Spaß an den Gasthausspielen gehabt“, erzählt der Vorsitzende, der auch gerne mal bei Schafskopf oder Skat die Trümpfe ausspielt. Schaumlöffel, der als Nachfolger von Gerd Weber seit sieben Jahren die Turnierleitung unter sich hat, meint: „Bauerchen ist leichter zu lernen als Schafskopf oder Skat.“ Was sich für mich zunächst so hoffnungsvoll anhört, stellt sich in der Realität ganz anders dar. Die erste Runde wird aufgedeckt gespielt. Jeder Spieler erhält zunächst zwei Karten und weil ich im Uhrzeigersinn vor dem Geber sitze, muss ich die Trumpffarbe benennen. Vor mir liegen die Herz- und die Kreuzdame. Was tun? „Da haben Sie mehrere Optionen“, meint Bäcker. Doch dazu muss man wissen, dass acht Trümpfe einer Farbe im Spiel sind, dass die namensgebenden Bauern oder Buben immer dazugehören, dass der Wert der Karten von Kreuz bis Karo sinkt und dass Ass, Zehn, König und Dame nicht nur in der Rangfolge, sondern auch bezüglich der Punktezahl absteigen. Um mir in der Entscheidung sicherer zu werden, lasse ich mir noch die dritte Karte zeigen. Ich folge dem Rat der Profis und wähle Herz als Trumpf aus, obwohl ich das Karo-Ass habe. Damit steigt aber meine Chance, einen Stich einzuheimsen. „Sie haben ein schlechtes Blatt“, konstatiert Schaumlöffel. Hinzu kommt, dass mein Gegenspieler Sell vier Trümpfe in der Hand hat und mir siegessicher eine „Spritze“ gibt, das heißt, am Ende des Spiels werden die Punkte verdoppelt. Natürlich könnte ich ihm eine Retourkutsche verpassen, lasse das aber bleiben, zu aussichtslos sind die Chancen. Auf jede Karte, die gelegt wird, folgen Erklärungen. So muss die ausgespielte Farbe immer „bedient“, also mit gleicher Farbe bedacht, werden. Ist das nicht möglich, muss mit einem Trumpf „gestochen“ werden oder, falls dieser nicht im Blatt vorhanden ist und der Stich voraussichtlich dem eigenen Team zugutekommt, darf mit einer anderen Karte mit bestenfalls hoher Punktzahl „geschmiert“ werden. Nach den fünf Runden liegt ein Stich mit 31 Punkten vor mir. Damit bin ich „aus dem Schneider“ und das gegnerische Team bekommt zwei statt drei Rundenpunkte. Die Sache mit dem Zählen – jeder Spieler sammelt seine eigenen Punkte – hat es ohnehin in sich. 65 Punkte sind nötig, um zu gewinnen, der letzte Stich zählt zehn Punkte mehr, wer Dame und König von einer Farbe auf der Hand hat, kann „20“ melden und bekommt einen extra Rundenpunkt. Dann gibt es noch die „Knoddel“, eine Art Strafpunkte für den Verlierer, die natürlich kein Spieler wirklich haben will. Außerhalb von Turnieren wird das Entscheidungsspiel bei einem 2:2-Stand zudem zum „Gehampelten“. Was das genau bedeutet, bleibt unklar. Uff! Schnell merken Bäcker und Schaumlöffel, dass ich mit diesem Wertungssystem überfordert bin. Auch der zweite Neuling in der Runde meint bei all den erklärenden Sätzen, die uns um die Ohren schwirren: „Ich bin schon ausgestiegen.“ Dennoch bin ich mir sicher, dass „Bauerchen“ durchaus seinen Reiz hat, zumindest für den, der einen Großteil der Regeln beherrscht. Für Schaumlöffel sind es die Geselligkeit und die Spannung bei einem Turnier, die ihn faszinieren. Bis zu 40 Spieler, darunter auch rund ein Siebtel Frauen, messen sich dann im Vereinsheim. „Meist wird bis Mitternacht gespielt“, erzählt er, „dann kommen die Siegerehrung und ein Umtrunk.“ Keiner müsse jedoch mit leeren Händen nach Hause gehen. Für die ersten drei Plätze sind Geldpreise ausgelobt, alle anderen erhalten Sachpreise. Derjenige mit der schlechtesten Wertung bekommt – was könnte es anderes sein? – ein Kartenspiel. „Zum Üben“, wie Bäcker und Schaumlöffel mit einem schelmischen Blick erzählen. Vielleicht wäre es doch etwas für mich? Termin Das Preisbauer-Turnier der Spielvereinigung E.S.P. 1928 findet an Gründonnerstag, 13. April, ab 20 Uhr im Sportheim bei Schwedelbach statt. Die Startgebühr beträgt 5 Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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