Kaiserslautern Sehenswert auch für Hausmänner

Kleidet in ihren Gemälden Hausfrauen augenzwinkernd in Tapeten: Kristina Kanders. Sie selbst hat mit Haushaltsdingen nichts am H
Kleidet in ihren Gemälden Hausfrauen augenzwinkernd in Tapeten: Kristina Kanders. Sie selbst hat mit Haushaltsdingen nichts am Hut.

Die Malerin Kristina Kanders aus Köln lässt derzeit im Unterhammer Café im Karlstal in der Ausstellung „Disappearing Housewives“ das Personal eines Berufszweiges verschwinden, den es als Berufsstand gar nicht gibt. Die Mittel dazu sind gemusterte Tapeten und fotorealistische Malerei. Fazit: unbedingt sehenswert.

Bügeln, waschen, einkaufen, nähen, Teppich klopfen und all das andere, das es braucht, um Haus und Hof in Ordnung sowie die Familie versorgt zu wissen: Bordürenhaft aneinandergereiht erinnern Kristina Kanders Bilder im Café die Betrachter daran, was Frauen so machen, wenn sie zu Hause sind. Zumindest, wenn sie hausfraulich unterwegs sind, ob mit oder ohne Berufstätigkeit. Dass den Betrachtern dabei so präzise schwant, was die Künstlerin auf ihre Bildträger bringt, liegt daran, dass die Malerin trefflich auf den Punkt ihrer Aussage kommt: Kopf, Hände, Füße und Arbeitsgeräte malt sie in fotorealistischer Manier in Schwarz-Weiß, während sie Körper, Kleid und Kulissen mit altmodischen Tapeten darstellt. Die Kölnerin bespannt Keilrahmen mit bunten Mustertapeten und malt ihre Hausfrauenszenarien auf. Die Wirkung ist irritierend und verwirrend, sieht es doch aus, als würden die Tapeten die Personen überlagern; manche Frauen scheinen herauszusteigen aus der Wand, andere sich in die Tapete zu kleiden. Der Betrachter steht vor Gemälden, die figürlich, anatomisch, perspektivisch und proportional korrekt das Bild beherrschen – und beginnt sich spätestens nach drei, vier Motiven zu amüsieren. Wohl auch, weil die durchweg schlanken und mittelalten Hausfrauen mit toupierten Frisuren wie in den 1950er- und 60er-Jahren auf gut pfälzisch grotesk „aufgebrezelt“ daherkommen. Wie auf historischen Werbeplakaten schauen Karen, Rebecca, Helga und Emily verzückt und sinnlich drein. Oder sie lächeln glückselig wie Paula beim Shopping und Juanita beim Bügeln. Welch eine geniale Idee. Die Malerinnenkarriere von Kristina Kanders beginnt gerade erst. Zuvor lebte die Mittfünfzigerin recht erfolgreich als Musikerin mit Band in der Neuen Welt, den USA. Ein Tinnitus zwang zum Umzug zurück auf den alten Kontinent. Das war schwierig nach 20 Jahren, führte jedoch dazu, dass Kanders eine alte Liebe aus Kinder- und Jugendzeiten, die Malerei, aufgriff und per Studium perfektionierte. Das ist drei Jahre her. Seitdem tourt sie wieder durch die Lande, nur diesmal nicht mit den Schlegeln ihres Schlagzeuges, sondern mit Pinseln. Und solo. Und wie sieht es bei ihr mit der Liebe zu Haushaltsdingen aus? „Damit habe ich nichts am Hut. Das müssen andere für mich machen“, sagt Kanders grinsend. Dafür, dass sie malt, was sie nicht mag, stellt sie das Personal dieses besonderen Berufsstandes sehr sympathisch dar. Eine handwerklich überzeugende, humorig treffliche und gesellschaftskritisch anregende Ausstellung, unbedingt sehenswert. Und zwar geschlechterübergreifend. INFO Die Ausstellung „Disappearing Housewives“ ist bis 12. September montags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr zu sehen.

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