Kaiserslautern Reporter mit politischer Botschaft

Der Deutschen liebster Franzose: Alfons, hier zu sehen beim Gastspiel in der Kammgarn.
Der Deutschen liebster Franzose: Alfons, hier zu sehen beim Gastspiel in der Kammgarn.

„Manchmal seid Ihr ein bisschen merkwürdig“ – lautet das Fazit des französelnden Kultreporters mit Klemmbrett und Puschelmikro, Alfons. Bei der siebten Ausgabe von „Alfons und Freunde“ im Cotton Club ging es wieder um allerhand deutsch-französische Kuriositäten und Absurditäten – vom sauerländischen Grenzstein-Rutschen bis zum französischen Faible für gelbe Westen.

Bevor sich jedoch Deutschlands liebster französischer Reporter wieder mit journalistischer Akkuratesse die aktuelle Nachrichtenlage vornehmen durfte, war Kammgarns Haus- und Hof-Band an der Reihe: Guido Allgaier und Joe Reitz gaben in harmonischem Saiten-Duett schön überarbeitete Evergreens aus der Rock- und Pop-Geschichte, darunter Lionel Richies „Hello“ und Steve Wonders „Isn’t She Lovely“. Das Publikum spendete zum ersten Mal heiteren Applaus. Dann wühlte sich der Mann mit Puschelmikro und orangefarbener Trainingsjacke, mit bürgerlichem Namen Emmanuel Peterfalvi, durch allerhand fragwürdige europäische Ressentiments. Und ja, es ist wieder so einiges passiert in der deutsch-französischen Freundschaft. Emmanuel Macron hat überraschend seinen Besuch bei Kanzlerin Merkel in München abgesagt – und keiner weiß warum. In Frankreich hat man sich gewundert, seien die beiden Staats-Chefs doch so etwas wie ein Monument für die deutsch-französische Freundschaft seit dem Élysée-Vertrag 1963, den sie sogar erneuerten. Passend zum Thema gab es ein paar Klassiker aus dem Umfrage-Filmchen-Fundus, die zeigen: Die Franzosen sind für die Deutschen ein ebenso großes Mysterium wie umgekehrt. Und beides versuchte der Kultreporter mit dem charakteristisch „frongssösischen Akzent“ und sympathisch-nonchalantem „Ümör“ aufzuklären. Von der deutschen Aversion gegenüber „Dauer-Pleitegeier“ Griechenland über den kuriosen Brauch im sauerländischen Brilon, bei der traditionellen Grenzwanderung mit dem eigenen Hinterteil die Grenzsteine entlang zu rutschen, erklärte Alfons auch, was es mit den gelben Westen in Frankreich auf sich hat: „Der Franzose fragt sich: ,Wenn das Geld nur reicht bis Monatsmitte, wozu soll ich arbeiten bis Monatsende?‘ Da sagt er: ,Stopp! Das geht nicht mehr‘, verlässt den Arbeitsplatz und zieht seine gelbe West an.“ Dann wird gestreikt „bis gar nichts mehr im Land sich bewegt. In Deutschland ist dafür die Große Koalition zuständig“. „Ich sag’ nicht, dass es sinnvoll ist. Brennende Autos bringen ja keine Lösung“, schränkt er ein, „obwohl, wussten Sie, dass ein brennender VW verursacht weniger Feinstaub als ein fahrender VW?“ Auf der Suche nach typisch deutschen Absurditäten entdeckte der Kabarettist immer wieder große Unterschiede zu seinen Landsmännern. Zum Beispiel die deutsche Marotte, Manager, „die nur Scheiße bauen, zu entlassen mit Millionen Bonusse oder Boni – man weiß nicht mal, wie der Plural heißt –, das nervt noch mehr. Je mehr Mist, desto mehr Geld. Nach dem Prinzip wäre Ursula von der Leyen Deutschlands reichste Frau“, gab er zu bedenken, und das Publikum prustete zustimmend los. „Als ich Kind war, ich weiß noch, da habe ich einmal Scheiße gebaut. Ich habe mit meinem Fußball eine Vase kaputt gemacht. Aber meine Mutter hat nicht gesagt: ,Ab jetzt hast du mehr Taschengeld.‘“ In Frankreich sei man da längst auf die Barrikaden gegangen. Die Deutschen organisierten eher einen Warnstreik – „für drei Stunden, und dann rennen sie schnell wieder auf die Arbeit“. Alfons: „Drei Stunden die Arbeit niederlegen – bei uns heißt das Mittagspause.“ Und Demonstrationen vorab anzumelden, grenzt für den Franzosen an Wahnsinn. „Stellt euch vor, wenn die Deutschen die Französische Revolution angeführt hätten: ,Sturm auf die Bastille‘ – ,Ja, aber nur mit Voranmeldung.‘ Manchmal muss man schon sagen, seid ihr ein bisschen merkwürdig.“ Mag sein. Doch ob Manager-Boni oder Demonstrationen mit oder ohne Voranmeldungen – für den endlich offiziell eingebürgerten Alfons sei nicht nur die deutsch-französische Freundschaft wichtig, sondern auch die europäische. Und bei dem Thema konnte er auch ernst werden. „Jahrhundertelang haben wir uns in Europa nur Kriege gemacht. Auf einmal gab es schlaue Leute, die gesagt haben: ,So, Kriege können wir gut. Lass uns mal was anderes ausprobieren.‘“ Deshalb sei Europa gegründet worden, und das dürfe man bei allem „politisch Genervt-Sein“ nicht vergessen.

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