Kaiserslautern Musik als große Leidenschaft

Der Kaiserslauterer Musiker und Arzt Gerald Wittek ist tot. Er starb am 31. März, kurz nach Vollendung seines 57. Lebensjahres. Seit 2007 war er in Stadt und Umgebung als versierter Gitarrist, einfühlsamer Interpret und sonorer Sänger in unterschiedlich besetzten Bands in Erscheinung getreten. Ausverkaufte Konzerte und zwei viel beachtete CDs zeugten in dieser Zeit von Witteks weit über den Amateurstatus hinausgehenden musikalischen Qualitäten und Erfolgen.

Musik spielte bei dem in Leipzig geborenen und in Brandenburg in einer musikalisch ambitionierten Familie aufgewachsenen Gerald Wittek seit jeher eine große Rolle. Im Alter von 13 Jahren erlernte er auf Anraten seines Vaters das Gitarrenspiel, das er auch als Erwachsener stets pflegte und perfektionierte. 1992 kam Gerald Wittek, inzwischen promovierter Kinderarzt, nach Kaiserslautern, wo er seither eine Praxis betrieb. Die Musik begleitete ihn als Hobby und als Ausgleich zu seinem Beruf unentwegt in all den Jahren. Für viele überraschend – nur wenige wussten von der musikalischen Passion des Mediziners –, veröffentlichte Wittek im Sommer 2007 nach mehreren Jahren in der Freizeit geleisteter Vorarbeit seine erste CD „Wie aus einem anderen Land“ mit bearbeiteten Titeln von Liedermachern und Bands aus der ehemaligen DDR. Witteks Anliegen war es dabei unter anderem, ein Stück noch immer hörenswerter deutscher Kultur, das einst seine Jugend prägte und im Westen kaum bekannt ist, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Zudem wollte er an die oft in den bemerkenswerten Liedtexten subtil vorhandene, von der DDR-Zensur vielfach unbemerkt gebliebene politische Kritik erinnern. Fünf Jahre nach der ersten Produktion erschien Gerald Witteks zweite CD mit dem Titel „Keine Zeit mehr“ – auch sie erfolgreich, auch sie inhaltlich wie musikalisch eindringlich, auch sie geprägt von tiefer Emotion wie etwa in dem Stück „Und du wärst gar nicht hier“ über eine (letztlich nicht vollzogene) Abtreibung in der DDR der 1960er Jahre. Spätestens nun konnten auch weniger mit der ostdeutschen Musikgeschichte vertrauten Menschen Namen wie jener der einst mit Auftrittsverbot belegten Band Renft („Als ich wie ein Vogel war“) oder jener des jung verstorbenen Liedermachers Gerhard Gundermanns ein Begriff sein. Eindringlich, emotional und vor allem technisch sauber waren auch die Live-Konzerte, die Wittek seit dem Erscheinen des ersten Albums vor allem in Kaiserslautern gab. Gut in Erinnerung bleiben hier besonders die stets von viel Beifall begleiteten Auftritte in der Stiftskirche, in der die besondere Atmosphäre und die besondere Beleuchtung zusätzlich den Weg unter die Haut und in die Herzen der Zuschauer ebnete – darunter waren dann auch viele Kinder und Eltern, die „ihren“ Doktor einmal in der ungewohnten Bühnensituation erleben wollten. Wie schon auf den beiden CDs, so wurde Wittek live von hervorragenden Mitstreitern bei seinen Liedern über Freiheit, Liebe und Sehnsucht professionell unterstützt, darunter Akkordeonistin Alexandra Maas und Bluesharp-Spieler Albert Koch – sowohl ein Beweis, als auch eine Aufwertung seiner musikalischen Qualitäten zwischen Spieltechnik, Interpretationsfähigkeit und angenehmer Singstimme. Besonders diese Stimme, die entfernt an Reinhard Mey erinnerte, war es, mit der Wittek vielen seiner neu gesetzten Stücke einen ganz eigenen, recht angenehmen Touch verlieh. Man wird sie vermissen. (kel/Archivfoto: view)

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