Kaiserslautern „Klein-Lourdes“ im Biedenbachtal

Unter einem Dach: Wolfgang Würmell zeigt die beiden Felsblöcke, von denen der linke keltischen, der rechte gallorömischen Urspru
Unter einem Dach: Wolfgang Würmell zeigt die beiden Felsblöcke, von denen der linke keltischen, der rechte gallorömischen Ursprungs ist.

Kindsbach. Heilkräfte aus der Natur spielen auch beim Quellheiligtum von Kindsbach eine Rolle. Vermutlich bereits zu keltischer, sicher jedoch zu gallorömischer Zeit wussten die Menschen um die entzündungshemmende Wirkung des Wassers des Gutenborns. Als „Klein-Lourdes“ bezeichnet Wolfgang Würmell diesen Flecken im Biedenbachtal.

Blüten und Kerzenreste haben Besucher des Quellheiligtums zurückgelassen. Eine Beobachtung, die Wolfgang Würmell schon mehrfach gemacht hat. Der 65-Jährige ist als Gästeführer der Verbandsgemeinde Landstuhl unterwegs. Als Einheimischer kennt er das Areal mit den beiden „Heidenfelsen“ und der Quelle daneben wie seine Westentasche. „Gutenborn“ heißt die Wasserader, die am Wurzelwerk eines mächtigen Baumstammes aus dem steilen Hang hervortritt. Sie ergießt sich in eine hölzerne Fassung und sammelt sich in einem unterhalb gelegenen Teich. Ein Stück weiter weg verläuft die Kaiserstraße, die zur damaligen Zeit für die Römer eine wichtige Verbindung zwischen Mainz und Metz darstellte.

Reliefs keltischer und römischer Gottheiten

Neben der Quelle befinden sich unter einer Schutzhütte zwei Felsblöcke, in die Reliefs hineingehauen wurden. Eines zeigt drei sitzende, vermutlich keltische Quellgötter und Menschen, die ihnen Opfergaben reichen. Auf dem anderen sind Darstellungen der römischen Götter Apollo und Mars sowie Matronen zu sehen. Entstanden sind diese steinernen Glaubenszeugnisse in der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus. „Das war hier ,Klein-Lourdes“, meint Würmell lachend. Denn unweit brachten Ausgrabungen 1907 eine Art „Kiosk“ und eine Töpferei zu Tage. Betrieben wurden sie von den keltischen Siedlern des Großen Berges zwischen Kindsbach und Einsiedlerhof. Gefunden wurden kleine Götterfiguren und Gefäße, in die das Heilwasser abgefüllt und verkauft wurde. Wohl bis zum Ende des vierten Jahrhunderts wurde das Quellwasser auf diese Weise vermarktet. Das lässt sich anhand von Münzfunden der Römer recht genau datieren.

Das Wasser ist borhaltig

„1930 wurde das Quellwasser untersucht“, berichtet Würmell. Ein weiteres Mal erst vor wenigen Jahren, als das Quellheiligtum im Rahmen der ZDF-Sendung Terra X im Juni 2016 vorgestellt wurde. Die Laboranalyse bestätigte, dass in dem Wasser das chemische Element Bor enthalten ist, das eine antimikrobielle Wirkung hat. Wie hoch die Konzentration ist, wurde jedoch nicht erwähnt. Würmell vermutet, dass sie wohl im homöopathischen Bereich liegt. Dennoch: „Im Zweiten Weltkrieg kamen die Schwestern aus dem Landstuhler Lazarett hierher, um Wasser für Patienten mit Augenleiden abzufüllen“, weiß der Gästeführer.

Die Kultstätte zieht auch heute noch Menschen an

Dass es auch heute noch Menschen zu dieser Kultstätte zieht, die dort kleine Opfergaben hinterlassen, mag an dem mystisch anmutenden Charakter dieses Fleckchens liegen. Die Germanen, so erklärte es die TV-Sendung, suchten bei Quellen und Mooren Zugänge zu unterirdischen Mächten.

Führt borhaltiges Wasser: die Gutenbornquelle.
Führt borhaltiges Wasser: die Gutenbornquelle.
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