Kaiserslautern Kaiserslautern: Reaktionen zu 30 Jahren Kammgarn – „Das Kribbeln fühle ich noch“

Ein gewohnter Anblick: Volles Haus im Kasino der Kammgarn. Das Foto ist 2014 beim Internationalen Bluesfestival geschossen worde
Ein gewohnter Anblick: Volles Haus im Kasino der Kammgarn. Das Foto ist 2014 beim Internationalen Bluesfestival geschossen worden. Richie Arndt and the Bluematics standen auf der Bühne.

RHEINPFALZ-Leseraktion: Von handgreiflichen Künstlern, der großen Liebe oder vernaschten Brausestäbchen beim Pe-Werner-Konzert berichten die Leser aus ihren Erinnerungen an 30 Jahre Kulturzentrum Kammgarn. Eine Auswahl.

  • Jochen Schöfer: Meine Erinnerung an die Kammgarn ist, dass ich dort 1989 auf einer Party, fragen Sie mich nicht von wem, warum und wer dort spielte – keine Erinnerung mehr –, meine Freundin, heutige Ehefrau und Mutter meiner beiden Kinder, Olga, kennenlernte. Es war nach einem Spiel – des damals noch in der Ersten Liga spielenden 1. FCK –, dass es mich und Freunde gut gelaunt und etwas angeheitert in die Kammgarn trieb. Dass wir dass Heimspiel gewonnen haben und ich die Telefonnummer einer schwarzhaarigen Lady (Olga) am Ende des Abends mit mir hatte, daran kann ich mich noch kristallklar erinnern! Dass ist ja auch das, was letztendlich zählt!
  • Bernd Leis und Marcus Blüm: Wir waren am 1. September 1989 auf dem Konzert von Bad Religion in der Kammgarn. Da ging es wild her. Habe geschwitzt wie in einer finnischen Sauna und lernte dort Marcus kennen, meinen besten Freund und seit einem Jahr mein Ehemann. Bin sicher, dass nicht nur viele Menschen die Konzerte dort genossen haben, sondern dass auch viele unterschiedliche Herzen sich dort fanden. Von Bad Religion zum Standesamt – dass soll uns mal einer nachmachen!
  • Jürgen Link-Schäfer: Ich war bei der Eröffnung der Kammgarn. Damals hatte ich noch einen zehn Jahre alten Fotoapparat von AGFA meines Vaters mit Blitzlichtern dabei. Damals gab es noch keine Handys. Leider stellte sich eine Woche später heraus, dass alle Bilder entweder über- oder unterbelichtet waren. Dumm gelaufen. Kann mich auch noch an eine Podiumsdiskussion so um dass Jahr 1990 in der Kammgarn erinnern. Es ging um Gewalt im Fußball. Dass war damals noch ein großes Thema in Kaiserslautern. Zur Diskussion waren auch bekannte Hooligans aus der Stadt eingeladen und der SWF (heute SWR). Im Vorfeld hatte man Bedenken was die Sicherheit angeht. Aber der Moderator war sehr souverän, und am nächsten Tag stand im Polizeireport der RHEINPFALZ zu der Veranstaltung nur „keine besonderen Vorkommnisse“. War von großem Interesse, mal alle Seiten zu hören. Auch wenn da sehr „ungewöhnliche“ Gestalten für die Kammgarn zu sehen waren ...
  • Wolfgang Dobner: Von den vielen fantastischen Konzerten die ich in der Kammgarn als Zuhörer erlebt habe, ist mir Pat Metheny als besonders faszinierend in Erinnerung. Aber auch als Musiker verbinde ich viele tolle Momente mit der Kammgarn. Das Jubiläumskonzert „25 Jahre Savannah Blues Band“ hat uns die Kammgarn ausgerichtet, im Kasino – mit Catering und allem Pipapo. Das erste Mal haben wir uns gefühlt wie „die Großen“. Im Vorprogramm des British Blues Project – leider nicht mehr mit Jon Lord – oder in der Band von Michael Hill. Richard Müller hatte und hat bei aller musikalischen Weltläufigkeit immer auch ein Herz für die „local heroes“.
  • Thomas Lang: Vor vielen Jahren, es könnte schon gut zehn Jahre her sein, besuchte ich mit einem Freund ein Konzert des amerikanischen Blues-Musikers Popa Chubby. Das Konzert fand im Cotton Club statt. Der hat ja durch seine Enge und die sehr niedrige Bühne einen besonderen Charme. Die Protagonisten sind quasi in Augenhöhe mit den Zuschauern. Popa Chubby, der ein wenig raubeinig daher kommt, begann mit seinem exzellenten Konzert. Direkt vor ihm standen drei Amerikaner, der Haarschnitt ließ auf Soldaten schließen. Der Star und die Zuschauer fachten sich gegenseitig an. Die Stimmung war auf einem Höhepunkt. Da wurden die drei amerikanischen Zuschauer übermütig und begannen, den Sänger mit Bier zu bespritzen. Der forderte die drei über sein Mikro, so dass es jeder hören konnte, auf, dies zu unterlassen. Die drei Gäste ließen jedoch nicht ab; der Star warnte sie noch zweimal und drohte ihnen beim dritten Mal Schläge an. Als die Amerikaner immer noch weiter machten, stieg Popa Chubby von der Bühne und begann auf die drei Zuschauer einzuprügeln. Jedoch wurde er von seinen eigenen Sicherheitsleuten mit viel Mühe zurückgehalten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er freie Bahn gehabt hätte! Die drei Störenfriede wurden schließlich des Saales verwiesen und das Konzert konnte weiter gehen.
  • Caroline Willrich: Ich hatte nicht das eine besondere Erlebnis speziell, aber ich finde das Angebot der Kammgarn super. Wenn es danach ginge würde ich am liebsten fast jedes Wochenende beziehungsweise auch oft genug unter der Woche hingehen. Leider geht das natürlich nicht, also beschränke ich mich meist vor allem auf Konzerte mit Rockmusik oder Metal, aber auch zum Beispiel die Baseballs waren klasse – mit vielen Gästen in der passenden Rockabilly-Kleidung, auch ich. Und jetzt freue ich mich total auf die jahrelang von mir verehrte Band von John Watts: Fischer-Z. Bitte weiter so!
  • Bernd Barth: Vieles konnten wir schon im Kasino und im Cotton Club der Kammgarn genießen und erleben. Eine Sache jedoch wurde zum besonderen Teil in den Jahren: Die Entstehung einer neuen Band und ihrem musikalischen Videoteil, „Karma“. Ende 2013 stellten sie ihre erste CD im Cotton Club vor und im Januar 2014 waren wir bei dem Videodreh im Kammgarn Kasino direkt mittendrin – nicht nur dabei! Eine mehr als interessante Erlebniswelt. Nicht viele Menschen sind Teil eines Musikvideos ... Einfach tolle Sache!
  • Andreas Kunz und Miriam Prinz: Ich war dort einmal mit meiner damaligen Freundin auf dem Konzert von Pe Werner, und als wir die bekannte Ballade hörten, packte meine Freundin tatsächlich eine Packung Brausestäbchen aus. Die vernaschten wir dann noch während des Konzertes. Das „Kribbeln im Bauch“ fühle ich noch heute.
  • Nanja und Christian Krüger: Was tat man als Bauer mit ’ner Menge Rindvieh, um Abwechslung in den Alltag zu bringen? Na, man ging in die Kammgarn! Richard Müllers Refugium bot uns musikalisches Futter, von dem man wieder eine Woche zehren konnte. Henning Peikes Waschbrett war Historie, nur das Juz, Richards vorherige Wirkungsstätte, war eine adäquate Anlaufstelle. Idealerweise liegt die Kammgarn für uns vom Hahnbacherhof vor den Toren der Stadt und so in Nullkommanix zu erreichen. Absolut nachhaltig bleiben uns die Auftritte des United Jazz- und Rockensembles und Jule Neigels Hammerauftritte in Erinnerung. Nachhaltig enttäuschend war dagegen das angesagte Konzert von Pianist Christoph Spendel: „Was wollt ihr denn hier?“ – „Nö, ihr seid die einzigen, die da hin wollen, ist abgesagt.“ Nach aller Vorfreude war das nachhaltig enttäuschend. Ach ja, die Midnight Moover, die waren auch klasse! Diese nachhaltig schönen Erlebnisse mit Größen wie Dauner, Mangelsdorf, Mariano, McLaughlin, Tuck Andress und vielen anderen waren sicher auch Inspiration für unseren Bildhaus-Musikclub Ventil, den wir nach Aufgabe unserer Landwirtschaft 1997 im Jahr 2010 ins Leben riefen.
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