Kaiserslautern Kaiserslauterer Meisterschule zeigt sich innovativ und traditionell

Der Karosseriebau an der Meisterschule präsentierte beim Tag der offenen Tür seine selbstgebauten Fahrzeugmodelle.
Der Karosseriebau an der Meisterschule präsentierte beim Tag der offenen Tür seine selbstgebauten Fahrzeugmodelle.

Der Arm eines Roboters, der nach einer Bierflasche greift und ein Glas nach und nach mit Weizenbier füllt, ohne dass ein Tropfen verloren geht oder der eine Tasse Kaffee ausschenkt? Szenen, die sich Besucher am Tag der offenen Tür der Meisterschule für Handwerker am vergangenen Samstag nicht entgehen ließen.

„Industrie 4.0“ zum Anfassen ist es, was Fachlehrer Andreas Hammen mit Kollegen und angehenden staatlich geprüften Technikern Besuchern präsentiert. Längst hat die vierte industrielle Revolution nicht nur in Produktionsbetrieben Einzug gehalten. Ein kleines Abbild dessen, was der Begriff „Industrie 4.0“ beinhaltet, ist auch in der Automatisierungstechnik der Meisterschule präsent. Am Beispiel eines Hochregallagers, das mit einer Produktionsstraße verbunden ist, erläutert Hammen den digital gesteuerten Ablaufprozess. Nicht nur die Produktionsstraße und die entsprechenden Ablaufprogramme haben Schüler selbst erstellt, gefertigt haben sie auch „Schaufenster“, hinter denen sich Wassertropfen zu Bildern und Szenen formieren und farbige runde Plättchen sich zu bewegten Verläufen reihen. „Alles selbst gefertigt und programmiert. Auf hohem Niveau“, lobt Hammen seine Schüler. 15 Absolventen konnte er 70 Angebote bei einem Jahresgehalt zwischen 40.000 und 50.000 Euro unterbreiten, berichtet der Fachlehrer.

Intarsien und Hochsteckfrisuren

Geruch von Holz liegt in der Luft. In der Tischlerwerkstatt sind Meisterschüler dabei, Intarsien aus Furnierholz auszuschneiden. Sie sind zur Zierde für Tabletts und Böden von Schubladen bestimmt. Auszubildende im ersten Lehrjahr fertigen unter Anleitung von Fachlehrer Matthias Schmitt Grundverbindungen aus Kiefernholz für Hocker. Wesentlich feiner und duftvoller geht es in der Friseurabteilung zu. Dort sind angehende Meisterinnen mit Hochsteckfrisuren beschäftigt. Wie Sarah Nagel, die auf ihre Meisterprüfung hin arbeitet, um sich später einmal selbstständig zu machen, sind derzeit weitere neun Teilnehmer dabei, sich beruflich zu qualifizieren. „Eine sehr gute Chance, einmal auf eigenen Füßen zu stehen“, verweist Fachlehrerin Susanne Schöneberger auf das hohe Niveau der Ausbildung von Meisterinnen im Friseurhandwerk. Doch nicht nur am Tag der offenen Tür präsentiert sich die Einrichtung des Bezirksverbandes Pfalz von ihrer besten Seite. Was an diesem Tag demonstriert wird, gehört zum Alltag von Schülern und Lehrern der Bildungsanstalt mit langer Tradition. Lehrer und Schüler in allen Abteilungen informieren und präsentieren. Informieren über eine Ausbildung in der Berufsfachschule, der Fachschule für Technik und der Fachschule für die Meisterprüfung in den jeweiligen Fachrichtungen. Groß ist die Zahl der Besucher im Metallbau, dort, wo Stabeisen in der Esse glühen, Funken spritzen und Auszubildende im dritten Lehrjahr mit Hammer und Zange auf einem Amboss aus kleinen Metallteilen Fischköpfe kreieren.

Goldschmiede nutzen 3D-Drucker

Diffiziler ist die Handwerkskunst bei den Goldschmieden. Bis auf den zehntel Millimeter genau müssen die Auszubildenden bei ihren Kreationen aus Silber und Gold arbeiten. Steine werden gefasst, Anhänger und Platten mit Gravuren versehen. Selbst bei den Goldschmieden hat die Digitalisierung Einzug gehalten. CAD, rechnerunterstütztes Konstruieren, und 3D-Drucker erleichtern den Auszubildenden das Anfertigen ihrer kunstvoll gefertigten Schmuckstücke. Seit Jahren sei die Nachfrage nach einer Ausbildung zum Goldschmied weit größer als die zur Verfügung stehenden 48 Arbeitsplätze in den drei Ausbildungsjahren, weiß Fachlehrerin Petra Oeckel. Besucher, die es sich zeitlich einrichten können, erfreuen sich wie Brigitte Mannert, die Präsidentin der Handwerkskammer der Pfalz, an einem Zimmermannsklatsch, den Gesellen und Meister zünftig auf einer Leonardo-Brücke, einer sich selbsttragenden Holzkonstruktion, im Innenhof der Meisterschule zum Besten geben. Durch handwerkliches Können auf hohem Niveau, Kreativität und kunstvolle Ausfertigung zeichnen sich die Arbeiten der Steinmetze und Steinbildhauer aus. In ihrer Werkstatt mit traditionellem Handwerkszeug und modernen Absauggeräten fertigen sie Figuren und Reliefs, bearbeiten Sandsteine zur Gestaltung von öffentlichen Gebäuden und modellieren Plastiken und Skulpturen. Bei allen Ausbildungsberufen der Berufsfachschule haben die Schüler die Möglichkeit, die Mittlere Reife und die Fachhochschulreife zu erwerben.

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