Kaiserslautern Ein Tag in Davos

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Es war ein Erlebnis: Detlef Zühlke, Vorsitzender der SmartFactory und Professor an der Technischen Universität Kaiserslautern, war vergangene Woche beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Seit einiger Zeit berät Zühlke das World Economic Forum (WEF), das die Veranstaltung organisiert in Sachen Industrie 4.0. Für Zühlke bot die Reise nach Davos spannende Einblicke in die Welt der großen Wirtschaft – Chaos vor Ort inklusive.

Sechsmal Securityschleuse, viermal Gesichtskontrolle – und das alles an einem Tag. Die Sicherheitsvorkehrungen in Davos sind während des Weltwirtschaftsforums enorm, beschreibt Zühlke. Und das nicht nur im Zentrum, sondern auch in den Straßen und Hotels rund um das eigentliche Kongresszentrum. In dieser Satellitenzone war Zühlke einen Tag lang unterwegs, um auf Einladung des WEF an drei Veranstaltungen teilzunehmen (wir berichteten). „Das war alles ein bisschen chaotisch“, erzählt Zühlke. Davos sei aus allen Nähten geplatzt. Der Ort habe normalerweise 6000 Einwohner. Genau so viele Personen kommen beim jährlichen Treffen des WEF dazu – 3000 Besucher, 3000 Dienstleister und Sicherheitskräfte. Weil so viele Menschen auf so engem Raum versorgt werden wollen, haben selbst die Spitzenhotels Bierbankgarnituren ins Foyer gequetscht, berichtet Zühlke. Er kann sich vorstellen, dass Davos als Tagungsort bald nicht mehr tragbar ist. Die Veranstaltung werde immer größer, der Platz sei extrem beengt. Was den inhaltlichen Aspekt seiner Reise anbelangt, zieht Zühlke ein gemischtes Resümee. Seit über einem Jahr berät der Kaiserslauterer Forscher die Arbeitsgruppe Digitale Transformation des WEF. Zühlke bringt die Erfahrungen, die er in Sachen Digitalisierung der Fabriktechnik mit der SmartFactory gesammelt hat, ein. Bei seinem Treffen in Davos sei darüber diskutiert worden, ob es möglich wäre, die Anlage der SmartFactory, die als einzige Anlage weltweit das Konzept der Industrie 4.0 demonstriert, in Schwellenländern wie etwa Brasilien zu zeigen. Die Frage werde allerdings sein, wer für den Transport aufkommt, sagt Zühlke. Denn die SmartFactory ist kein Mitglied des WEF, in dem Jahresbeiträge von 71.000 US-Dollar anfallen. Dies können sich nur die großen Firmen erlauben – und die ein oder andere amerikanische Eliteuniversität, wie das Massachusetts Institute of Technology, so Zühlke. Bei den Treffen in Davos sei der Geist der Veranstaltung deutlich geworden: Dort werde nach Wegen gesucht, die ganze Welt mit in die Zukunft zu nehmen, nicht nur die Hightech-Länder, sagt Zühlke. Gleichzeitig sei die Veranstaltung stark kommerzialisiert, bedauert der Wissenschaftler. So können an den Veranstaltungen im Zentrum nur Mitglieder des WEF teilnehmen. Doch auch um bei den Veranstaltungen im Satellitenbereich aufs Podium zu kommen, ist eine Mitgliedschaft nahezu Voraussetzung. Die Reise nach Davos und die Beratungsarbeit beim WEF lohnen sich – trotz des Zeitaufwands – dennoch für die SmartFactory, ist Zühlke überzeugt. Die Idee, die in Kaiserslautern entstanden ist, werde so weltweit wahrgenommen. Für März sei ein Treffen mit Mitgliedern des WEF bei der SmartFactory geplant. |jtt

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