Kaiserslautern Auf den Spuren der Adler

An die Saiten, fertig, los! Desperados im Cotton Club.
An die Saiten, fertig, los! Desperados im Cotton Club.

Dass die Saarbrücker Mitglieder der Band Desperado nicht etwa tollkühne Gesetzlose sind, wie ihr Name vermuten lässt, bewiesen die sieben Musiker am Freitagabend im rappelvollen Cotton Club. Ihr Name bezieht sich vielmehr auf das 1973 erschienene zweite Album der US-amerikanischen Country-Rock-Band Eagles. Mit der Tribute-Show „The History of the Eagles“ brachten die Desperados die Musik dieser legendären Band auf die Bühne.

Mit „Take It Easy“, „Life In The Fast Lane“ und „Hotel California“ haben die Eagles Musikgeschichte geschrieben. Sänger Glenn Frey (gestorben 2016) gründete 1971 gemeinsam mit Schlagzeuger Don Henley die Eagles. Zur Band gehörten damals auch Gitarrist Bernie Leadon und Bassist Randy Meisner. Mit ihrem warmen, melodiösen Sound wurde die Gruppe rasch zum Inbegriff des California-Rock. In den 70ern war die Band so erfolgreich, dass ihr Best-of-Album „Greatest Hits“ als eines der meist verkauften Alben aller Zeiten gilt. 1980 trennten sie sich nach zahlreichen Streitereien. Ein Comeback schloss Henley mit den Worten aus, eher würde die Hölle zufrieren. Doch 1994 war es so weit, und die Tour der Eagles hieß konsequenterweise „The Hell Freezes Over Tour“. Mit sechs Grammys wurden die „Adler“ ausgezeichnet, und 1998 wurden sie in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame aufgenommen. Dass die Musik der Eagles selbst nach fünf Jahrzehnten so beliebt ist, zeigten die begeisterten Reaktionen auf die saarländischen Desperados, die sich, wie das Original, an perfektem Harmoniegesang und tollen Gitarren-Arrangements orientierten. Schon mit den ersten drei Songs „Peaceful Easy Feeling“, Take It Easy“ und „Witchy Woman“ aus dem ersten, 1971 erschienenen Album „Eagles“ ließen die „Gesetzlosen“ mit melodieseligem Harmoniegesang und kompaktem, schlackenlosem Zusammenspiel aufhorchen. Mit ungekünstelter Intensität und emotionaler Direktheit sangen Peter Spang, Christian Conrad und Horst Friedrich, während Matthias Berg mit seiner extrem hohen Silberfadenstimme darüber schwebte. Bergs dynamische, facettenreiche Stimme im charakteristischen Overdrive hob sich dabei angenehm von dem vollen, satten Sound der Band ab. Kalifornische Wärme strahlte der mehrstimmige Harmoniegesang des Septetts aus, der immer wieder begeisterte. Wenn man die Augen schloss, hörte man nahezu den unverwechselbaren Sound des Originals, so authentisch intonierten die Desperados. Eine erregende Frische erzielten auch die teils kaleidoskopartig wirbelnden, teils perkussiv spielenden Gitarristen Horst Friedrich, Peter Spang, Christian Conrad und Matthias Berg und teilweise auch Birte Steinmetz mit ihrem präzisen Spiel. Einen satten Bass dazu spielte Joe Reitz, Rainer Schreier gab am Schlagzeug mit seinen raffinierten Schlagfolgen und komplizierten Tempowechseln den Rhythmus vor und spielte dabei präzise wie eine Schweizer Uhr. Das Salz in der Suppe lieferte Birte Steinmetz mit faszinierenden Klangkonstruktionen am Klavier. Als Multiinstrumentalist entpuppte sich Peter Spang, der außer der Akustik-Gitarre auch die Steel-Gitarre, Akkordeon, Banjo und Mandoline beherrschte. So gingen Songs wie „Tequila Sunrise“, „Take It To The Limit“ oder „New Kid In Town“ total unter die Haut. Ab und zu jedoch waren Gesang und Gitarrensound zu glatt. Da hätte man sich mehr Raubeinigkeit gewünscht. Dennoch begeisterter Applaus, zwei Zugaben, darunter „Desperado“, das sich um die Doolin-Gang dreht, die um 1890 in Kansas ihr Unwesen trieb.

x