Neuleiningen Wer rettet den Neuleininger Weihnachtsmarkt?

Wird aus dem Weihnachtsmarkt ein Hoffest?
Wird aus dem Weihnachtsmarkt ein Hoffest?

Nach dem Weihnachtsmarkt ist immer schon gleich vor dem Weihnachtsmarkt. In Neuleiningen müssen sich die Organisatoren schon jetzt um die Planung für das Event mit überregionaler Strahlkraft am Jahresende kümmern. Doch sie wollen das nicht mehr machen. Was nun?

Im Burgdorf hat eine Nachricht für Unruhe gesorgt: Der Weihnachtsmarkt, eine Veranstaltung mit enormer Anziehungskraft, steht auf der Kippe. Das ist bei dem Wiedererstarken nach dem Pandemie-Aus zunächst einmal vollkommen unverständlich. Der Budenzauber, der 2023 zum zweiten Mal nach einem neuen Konzept stattfand, wurde sehr gut angekommen. Unter dem Motto „Hinauf zur Burg“ waren die Hütten nicht mehr über den gesamten historischen Ortskern verteilt, sondern konzentrierten sich auf die Kirchengasse sowie den Bereich um die Festungsruine herum. Bei der Premiere 2022 beteiligten sich etwa 30 Anbieter, die vorwiegend Verpflegungsstände betrieben. Auf eine aufwendige Illumination war wegen der Energiekrise verzichtet worden. Im zweiten Durchlauf waren deutlich mehr Marktbeschicker am Start und es gab einen ausgewogenen Mix aus Kulinarischem und Kunsthandwerklichem zwischen den alten Mauern, die in ein buntes Lichtermeer getaucht waren.

Sehr positive Rückmeldungen

„Von den Besuchern, Ausstellern und auch Anwohnern haben wir sehr positive Rückmeldungen erhalten“, sagt Johannes Nippgen. 95 Prozent der Beschicker würden wiederkommen, weiß der Winzer. Er gehört zum achtköpfigen Organisationsteam, eine Abteilung des Heimat- und Kulturvereins. Diese Gruppe wird es in ihrer bisherigen Form künftig nicht mehr geben. „Wir haben uns dazu entschlossen, keinen Weihnachtsmarkt mehr auf die Beine zu stellen“, kündigt der 39-Jährige an – trotz der hervorragenden Entwicklung der Veranstaltung, die wieder auf bestem Weg ist, an Vor-Corona-Zeiten anzuknüpfen. Einen „Schuldigen“ für diese Entscheidung kann Nippgen nicht benennen: „Es ist die Gesamtsituation, die uns zu diesem Schritt bewogen hat.“

In Sachen Beleuchtung hatten sich die Macher 2023 viel einfallen lassen.
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Neuleininger Adventsmarkt: Warum jetzt Eile geboten ist

Die Organisatoren scheitern am steigenden zeitlichen Aufwand und an ihrem perfektionistischen Anspruch, alles noch schöner und richtiger zu machen. „Die Vorbereitungen und die Durchführung fressen extrem viel Zeit“, erklärt er. Unzählige ehrenamtliche Stunden müsse man neben der vollen Berufstätigkeit in zunehmend schwierigerem Umfeld und den Aufgaben als Familienvater aufbringen. Da bleibe ohne finanziellen Mehrwert manches im eigenen Unternehmen und im Privatleben auf der Strecke. „Wir stoßen an unsere Grenzen“, sagt Nippgen. Jedes Jahr müsse man sich in neue Vorschriften einlesen und überlegen, wie diese umgesetzt werden könnten. Jedes Jahr müsse man aufs Neue mit Anliegern diskutieren, die sich über den Trubel in Neuleiningen beschweren. Jedes Jahr klage der eine oder andere Gastronom darüber, dass durch die Buden und den Besucheransturm Parkplätze wegfallen. Zudem änderten sich die Bedingungen. Beispielsweise verlangten Kunsthandwerker inzwischen eine Vergütung, wenn sie etwas vorführen sollen.

Marktmeister wäre wichtig

Die zeitliche Beanspruchung führt auch Mitorganisator Roland Schacht als Hauptgrund für den Rückzug des Teams an. Wenn man selbstständig ist beziehungsweise einen eigenen Marktstand betreibt, sei das kaum zu stemmen. „Und die zusätzlichen Anforderungen werden nicht weniger. An vielen Stellen müsste weiterentwickelt und nachgebessert werden. Hierfür ist der Akku leider leer“, so Schacht. Dringend gebraucht werde ein Marktmeister, der nicht gleichzeitig Anbieter ist und sich während der Veranstaltung um alles kümmern kann. Leicht sei die Entscheidung nicht gefallen, keine Organisationsverantwortung mehr übernehmen zu wollen, „ist uns der Markt mit den Teilnehmenden doch sehr ans Herz gewachsen“, versichert Schacht, der wie Nippgen hofft, dass es irgendwie weitergeht. Es gebe wohl bei manchen Neuleiningern durchaus Interesse, den Adventszauber auf der Burg fortzuführen. Allerdings habe sich nach den Gesprächen bislang nichts Konkretes abgezeichnet.

Ins Leben gerufen wurde der Neuleininger Weihnachtsmarkt 1990 von Harald Kurkowski. „Von anfänglich drei Anbietern ist er stetig gewachsen bis zu seiner Blütezeit 2019 mit 63 Ausstellern“, blickt Nippgen zurück. Die Stände und Buden waren in der Pre-Corona-Phase vor der zweijährigen Zwangspause über die engen Kopfsteinpflaster-Gassen verteilt. Das verlieh dem Event ein außergewöhnliches, romantisches Ambiente und lockte jede Menge Publikum auch aus größerer Entfernung an. „Bevor aber nun gar nichts mehr stattfindet, könnte eine Art Fest der Höfe ins Auge gefasst werden“, meint Nippgen. Bislang wären dafür neben seinem Winzerbetrieb die Alte Kellerei und das Weingut Sonnenberg im Boot. Ideen und Engagement seien sehr willkommen, betonen er und Schacht. Melden könne man sich per E-Mail an die Adresse weihnachtsmarkt.neuleiningen@web.de.

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