Interview Weltpremiere im Grünstadter Kino

Szene aus dem Mysterydrama „We were – Dunkelheit“ von Tobias Obentheuer.
Szene aus dem Mysterydrama »We were – Dunkelheit« von Tobias Obentheuer.

In der Filmwelt Grünstadt ist am Donnerstag eine Weltpremiere zu erleben. Gezeigt wird die rheinland-pfälzische Produktion „We were – Dunkelheit“. Dieser Film ist die Fortführung eines Mysterydramas von Tobias Obentheuer. Anja Benndorf sprach mit ihm.

Nachdem seine Freundin Tea plötzlich verstorben ist, verliert Alexander die Freude am Leben. Mit seinem Freund Michael, der ihn aufzubauen versucht, findet er das Buch der Etrusker, bei dessen Berührung immer wieder „Flashbacks“ auftreten. Das Werk scheint Zeitreisen zu ermöglichen. Die beiden Männer stellen Nachforschungen an. Dabei erleben sie merkwürdige Dinge und werden schließlich in ein gefährliches Abenteuer verstrickt, in dem Tea wieder auftaucht. Im zweiten Teil kehren Erinnerungen zurück. Beim Versuch, das Portal in die Vergangenheit zu öffnen, kommt es zu Problemen, die jegliche Hoffnung zunichte machen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Herr Obentheuer, der erste Teil Ihres Mysterydramas „We were – die Zeit, die uns bleibt“ konnte wegen der Corona-Pandemie zunächst nicht im Kino gezeigt werden. Wie kommt es, dass der Startschuss der Fortsetzung gerade in Grünstadt gegeben wird?
Das Projekt hat einen hohen regionalen Bezug. Von den Drehorten über die Crew bis hin zu Partnern und Sponsoren wurde es in Rheinland-Pfalz mit Rheinland-Pfälzern realisiert. Der regionale Gedanke sollte auch bei der Weltpremiere erhalten bleiben. Hinzu kommt noch, dass das Team der Filmwelt mich beim ersten Meeting sehr freundlich empfangen hat und offen für das Vorhaben war.

„We were – die Zeit, die uns bleibt“ entstand im ersten Corona-Jahr. Hat das Produkt etwas mit der Pandemie zu tun?
Nein. Da Mysterygeschichten in der deutschen Filmlandschaft immer noch selten anzutreffen sind, stand für mich von Anfang an fest, etwas in diese Richtung zu machen. Nachdem ich einige Jahre im Marketing- und nicht im fiktionalen Bereich tätig war, schien dann 2020 die Zeit gekommen zu sein, das Drehbuch in die Tat umzusetzen. Viele Ideen ließen sich aber allein aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel nicht realisieren. Mit Corona hat das Projekt inhaltlich nichts zu tun.

Wie groß war ihr Budget pro Teil und wie wurde das finanziert?
„We were – die Zeit, die uns bleibt“ wie auch die Fortsetzung sind Independent-Filme im Low-Budget-Bereich. Die Projekte wurden ohne offizielle Förderungen mit etwas Eigenkapital, aber vor allem dank einem großen Netzwerk aus passionierten Kreativen und Sponsoren gestemmt. Mit circa 30.000 Euro pro Teil konnten wir die wesentlichen Kosten abdecken.

Wie haben Sie es geschafft, Behörden wie den Landesbetrieb Mobilität und die Denkmalschützer, ja sogar die Polizei in die Produktion einzubinden?
Nach der Dreh-Anfrage für „We were – die Zeit, die uns bleibt“ auf der Ruine Landskron in Oppenheim hat sich das fast von selbst ergeben. Die Stadt gab grünes Licht, das uns dann schnell von der Generaldirektion Kulturelles Erbe bestätigt wurde. Auch die Drohnen-Aufnahmen vor Ort wurden vom Landesbetrieb Mobilität recht unbürokratisch genehmigt. Um für die Schlussszene einen Polizisten zu bekommen, der tatsächlich aktiv im Dienst ist, hat es ein paar Telefonate gebraucht. Nach der Freigabe durch die Pressestelle hat das aber ebenfalls wunderbar geklappt.

Wie haben Sie unter Pandemiebedingungen die Schauspieler gefunden?
Es gab jeweils eine Online-Ausschreibung. Die Resonanz war beim zweiten Teil größer als beim vollkommen unbekannten ersten Film. Wir bekamen weit mehr als 500 Bewerbungen. Die Kandidaten, die in die engere Auswahl kamen, spielten via E-Casting ihre potenziellen Rollen an.

Hatten Sie damit gerechnet, dass für den ersten Teil keine Kino-Premiere möglich war? Bringt es genug ein, wenn ein Film auf einer Video-on-demand-Plattform erscheint?
Eine offizielle Premiere hat natürlich nach circa anderthalb Jahren Arbeit einen besonderen Stellenwert. Vor allem für Crew, Cast, Partner, Sponsoren und für die Außenwahrnehmung. Wegen Corona mussten wir uns allerdings für eine Onlinepremiere entscheiden. Je nach Plattform und Reichweite kann sich diese Art der Präsentation schon lohnen. Wobei Marketing hier eine übergeordnete Rolle spielt, die in diese Rechnung mit einbezogen werden sollte. Bei der kommenden Premiere für „We were – Dunkelheit“ feiern wir einfach noch ein wenig nach.

Haben Sie einen Überblick darüber, wie viele Menschen den ersten Teil Ihres Dramas gesehen haben?
Durch den Vertriebsweg bekommt man digitale Auswertungen. Wir waren – ehrlich gesagt – angenehm überrascht, als wir die Zahl von ungefähr 1,3 Millionen gestreamten Minuten sahen. Das sind circa 25.000 bis 30.000 Zuschauer. Mit einer solchen Resonanz waren wir bei unserem fiktionalen Erstlingswerk natürlich mehr als zufrieden.

Wird es einen dritten Teil geben?
Der Zuschauer wird nach „We were – Dunkelheit“ noch einige Fragen haben und mit Mysterien konfrontiert, die Erklärungsbedarf erzeugen. Aber am Ende entscheidet das Publikum. Vor einem weiteren Teil muss der finanzielle Rahmen erst mal wieder geschaffen werden. Vielleicht gelingt es uns, die neue Filmförderung Rheinland-Pfalz zu überzeugen oder die Zusammenarbeit mit Sponsoren auszuweiten.

Termin

„We were – Dunkelheit“ feiert Weltpremiere in der Filmwelt Grünstadt am Donnerstag, 28. April, um 20 Uhr. Im Anschluss besteht Gelegenheit, mit dem Regisseur und Produzenten Tobias Obentheuer sowie mit einigen Schauspielern zu sprechen. Tickets gibt es online unter www.filmwelt-gruenstadt.de. Der erste Teil des Films ist als Video-on-demand auf Amazon Video veröffentlicht worden.

Zur Person

Der Produzent und Regisseur Tobias Obentheuer wurde im Januar 1983 in Worms geboren. Ab 2004 hat er in Frankfurt am SAE-Institute Tontechnik und moderne Medien studiert. 2008 gründete er in Eich seine Firma Medienproduktion 2.0, einen Full-Service-Dienstleister für Marketingkonzepte.

Tobias Obentheuer
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