Grünstadt „Tjo-tjo-i-ri ... Tjo-tjo-i-ro“

Pfalz trifft Südtirol: Das Rennquintett bestreitet seine Weihnachtskonzerte mit Robert Neumair (Dritter von links).
Pfalz trifft Südtirol: Das Rennquintett bestreitet seine Weihnachtskonzerte mit Robert Neumair (Dritter von links).

Die Blechbläser des Rennquintetts haben für ihr Weihnachtskonzert „Alpenländische Weihnacht“ einen besonderen Gast: Robert Neumair wird auf der Steirischen Ziehharmonika spielen. Gereon Hoffmann hat mit dem Südtiroler gesprochen.

Herr Neumair, Sie sind studierter Trompeter, kommen aber zum Rennquintett mit einer Steirischen Ziehharmonika. Wie kommt das?

Die Ziehharmonika ist das Instrument, mit dem ich angefangen habe. Das hat mir mein Vater beigebracht. Bei uns in Südtirol gibt es ganz viele Ziehharmonika-Spieler. Das war meine erste musikalische Erfahrung. Die Steirische Ziehharmonika ist ein diatonisches Instrument. Können Sie erklären, was das bedeutet? Da sind nur bestimmte Tonleitern drauf. Ich habe beispielsweise eine vierreihige Ziehharmonika, auf der kann ich in den Tonarten Bb, Es, As und Des spielen. Es gibt aber auch andere Instrumente mit anderen Tonarten. Aber es sind immer nur drei oder vier verwandte Tonarten spielbar. Wenn ich den Balg ziehe, gibt es einen anderen Ton als wenn ich den Balg drücke. Was sind die Vorteile eines solchen Systems? Der Vorteil ist, dass die Knöpfe mit den Tönen sehr eng beisammen liegen. Man kann relativ leicht recht schnelle Läufe spielen. Nachteil ist aber, dass man eben nicht in allen Tonarten spielen kann. Wenn jetzt ein Stück zum Beispiel in As beginnt, aber dann nach H moduliert, könnte ich es nicht spielen. Ich habe gesehen, dass die Notation in einer besonderen Griffschrift erfolgt, nicht in dem herkömmlichen Fünf-Linien-System? Ja, das ist richtig. Aber ich habe dieses System nicht lesen gelernt. Ich habe immer auswendig gespielt. Mein Vater hat vorgespielt, ich habe nachgespielt. Hat das Instrument einen besonderen Bezug zu Weihnachten? Eigentlich nicht. Aber es ist in Südtirol ein Volksinstrument und natürlich werden zu Weihnachten viele Volksweisen gespielt. Die spielt man auch gerne mit der Ziehharmonika. Das gibt den Stücken einen besonderen Charakter. Mit dem Südtiroler Ensemble Bozen Brass spielen wir viele Volksweisen und da gehört die Ziehharmonika dazu. Wie kamen Sie als Gast zum Rennquintett? Das hat sich ergeben, weil die beiden Rennquintett-Trompeter Uwe Zaiser und Peter Leiner ebenso wie ich in der Deutschen Radiophilharmonie mitspielen. Da hat mich Herr Leiner mal angesprochen und wollte auch wissen, wie wir in Südtirol zu Weihnachten Musik machen. So sind wir auf die Idee der Alpenländischen Weihnacht gekommen. Und da gibt es dann auch anderes Stücke im Programm als die üblichen Weihnachts-Standards? Ja, genau. Wir haben viele Volksweisen im Programm, schöne Melodien, die mit Flügelhorn gespielt werden. Das sind Stücke, die bei uns in Südtirol auf jedem Weihnachtsmarkt und in jeder Kirche gespielt werden. Ein Stück ist die „Jergina Weihnachtsweise“, denn Jergina (St. Georgen, Red.) ist mein Dorf, dann „Dr Wintr isch do“, den „Sterzinger Andachtsjodler“, der ist Pflicht an Heiligabend. Dieser Jodler wird in fast jeder Kirche zur Christmette gespielt. Andachtsjodler? Da wird andächtig gejodelt? Ja, genau. Tjo-tjo-i-ri Tjo-tjo-i-ro. Also eine fröhliche Andacht? Ja! Es heißt ja, „Christ, der Retter ist da.“ Da wird das Jesuskind besungen. Hören wir den Jodler im Konzert? Auf jeden Fall! Spielen Sie durchweg Ziehharmonika im Konzert? Ich singe auch, spiele mal Schlagzeug und auch Trompete. Damit es bisschen Abwechslung gibt. Das versuche ich jedenfalls (lacht). Zur Sache: Rennquintett Im Jahr 1987 fanden sich fünf professionelle Blechbläser aus dem Südwesten zu einem etwas anderen Quintett zusammen. Ziel war es, über Genregrenzen hinweg Spaß mit Musik zu vermitteln. So reicht das Repertoire von Bach bis Blues. Musikalischer Leiter und Moderator der Konzerte ist Peter Leiner, ein gebürtiger Landauer. Der Trompeter ist seit 1997 Professor an der Musikhochschule Saarbrücken. Der aus Stuttgart stammende Uwe Zaiser spielt ebenfalls Trompete. Uwe Tessmann bläst das Horn, Ralph Rudolph die Tuba, und Jochen Scheerer die Posaune.

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