Grünstadt Schloss-Ensemble statt goldener Zahn

Manch alteingesessener Kirchheimbolander dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben: Was ist das denn? Wie kommt denn ein Schlossturm auf die Mälzerei, und was ist mit dem grauen Klotz passiert? Ja, es ist ein bisschen wie Zauberei, was die Künstler Uli Lamp und Detlof von Borries am ersten Turm der Mälzerei nun realisiert haben. Im kommenden Jahr wird das Umgestaltungs-Projekt fortgesetzt.

Die Künstler haben von der Firma Bindewald den Auftrag erhalten, ein Konzept zu entwickeln, um den Schandfleck zwischen Orangerie, Schloss und Markplatz zu beseitigen. „Unsere Idee war es, eine optische Verbindung zum Schloss zu schaffen“, erklärt Uli Lamp das Konzept. „Jetzt zu sehen, wie das umgesetzt wirkt, ist gut.“ Mit dem Zwischen-Ergebnis sind die Künstler durchaus zufrieden. „Der Platz ist von drei Seiten historisch geprägt. Die Mälzerei wirkte da immer wie ein Fremdkörper. Die Neugestaltung, die sich stark am Stadtbild orientiert, harmonisiert das alles nun“, sagt von Borries. Auch Auftraggeber Martin Bindewald zeigt sich von der Gestaltung des ersten Turms begeistert: „Das ist noch besser geworden, als wir uns das gedacht haben. Es gab Probleme mit der Oberfläche des Silos, aber die Maler haben das super hinbekommen.“ Für Bindewald steht damit fest, dass auch der zweite Bauabschnitt im kommenden Frühjahr in Angriff genommen wird. Dann sollen der große Turm und das graue Eckgebäude farblich passend gestaltet werden. Es sei auf jeden Fall die richtige Entscheidung gewesen, den Turm nicht pseudo-modern zu gestalten, sind sich alle einig. „Wir wollten keinen goldenen Zahn erschaffen“, sagt von Borries, und Lamp ergänzt: „In pink oder mit schrägen Linien wäre alles noch viel exponierter geworden als im bisherigen Grau. Das wollten wir auf keinen Fall.“ Durch die Anlehnung an die Schlossoptik und die teilweise aufgemalten Fenster verschmelze es stimmig mit dem Gesamtbild. Eine besondere Herausforderung sei dieses Kunstobjekt nicht nur wegen der besonderen Lage gewesen. „Die Höhe, in der wir mit Pinsel, Rolle und Farbe arbeiten mussten, war ungewohnt“, sagt von Borries. „Außerdem war die Oberfläche sehr rau und hatte tiefe Krater. Dadurch sind die Linien nicht ganz so scharf geworden, wie wir ursprünglich dachten, aber so wirkt es auch impressionistischer“, findet Lamp. Wie nun der große Turm gestaltet wird, steht im Detail noch nicht fest. Es gäbe zwar schon Ideen, aber die müssten konkretisiert werden. Klar sei, dass sich auch der zweite Turm in der Gestaltung am ersten orientieren muss. „Den werden wir jetzt nicht plötzlich blau anmalen. Aber die Idee der Fenster-Rhythmen wollen wir auch nicht einfach duplizieren. Das nutzt sich sonst auch schnell ab“, sagt Lamp.

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