Grünstadt Nur der Gutsherr wechselt auf der Bühne

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Das Motto „Der Bauer rockt, die Scheune kracht, die Elsbeth feiert Fasenacht“ wurde am Freitag beim katholischen Pfarrfasching im St.-Peter-Saal gekonnt umgesetzt. Auch wenn der Saal mit etwa 120 gut gelaunten „Bauernhof“-Besuchern nur halb gefüllt war, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Die Samstagveranstaltung war ausverkauft. Die Freitag-Sitzung soll sich künftig einspielen und etablieren – mit dem gleichen Programmablauf.

Galt in den Vorjahren wegen des ausverkauften Samstags die Freitag-Sitzung noch als eine Art öffentliche Generalprobe, sollen die beiden Sitzungen künftig gleichwertig über die Bühne gehen, wie Moderator und Knecht Ludger Heissler am Rande zur RHEINPFALZ sagte. Heissler präsentierte gewohnt souverän und locker das närrische Leben auf dem Grünstadter Hofgut von St. Elisabeth, wo jüngst aus sieben Pfarreien (mit 14 Kirchen-Orten) eine einzige größere wurde. So lag es nahe, dass sich zwei Gutsherren abwechselten: Am Freitag übernahm diesen Part Pfarrer Alfred Müller (Dirmstein), am Samstag war das Pfarrer Martin Tiator. Der Pfarrer aus Dirmstein erwies sich am Freitag zum Auftakt sogleich als geübter Melker an einer (Attrappen)-Kuh, die vor ländlicher Bühnenkulisse „pastoralisierte“ Milch gab. Knecht Ludger heizte, unter Einbeziehung des mitsingenden Publikums, mit dem Kinderlied „Old McDonalds Bauernhof“ ein. Eine gelungene Premiere lieferte die elfjährigen Gymnasiastin Regina Kindler als flott-fesches Tanzmariechen. Sie kommt aus der Ballettschule von Claudia Dauth. Erstmals beim Pfarrfasching dabei war die neunjährige Anna Hardt aus Wattenheim, die als singende Büttenrednerin glänzte. Ihrer musikalischen Tanzanweisung „Erst kommt der linke und dann der rechte Fuß, dann ein O-la-la- und Hopp-sasa“ (Musik und Text Wolfgang Lenhart) folgten alle Gäste im Saal. Pfarrer Alfred Müller plauderte als Bauernflüsterer süffisante und ulkige Missgeschicke aus und erntete dafür viele Lacher. Klaus Schwerdel in der Figur eines verhinderten Bauern, der so gar keinen Grünen Daumen hat, stöhnte über die viele Arbeit im Garten. Kritisieren könne jeder, aber „känner kummt zum Ukraut jäte“, weshalb ihm „der Ackerbau stinke“. In lustiger Slapstick-Manier und mit Sprechgesang („Wenn ich nicht Mönch wär, was würde ich dann sein?“) nahm die Lutherbande mit Klaus Gottschalk, Gudrun Achenbach, Jutta und Wolfgang Weckerle, Ilse und Michael Zagata, Stefan Ober die spartanische, Wasser sparende abendliche Körperreinigung aufs Korn. Das brachte der Gruppe viel Beifall ein. Den gab es auch für das Zwiegespräch vom wortgewandten Opa und seinem cleveren Enkel (Hajo Burkhardt/Irmi Drumm, Text Rosi Burkhardt), wo über wissenschaftliche Computerrecherche gefachsimpelt wurde, der Enkel aber mutmaßt „hoschd noch re Fraa geguckt?“ Stets ein Augen- und Ohrenschmaus sind die Auftritte der New Generation des Tanzstudios Dauth, . Die Tänzerinnen zeigten einen super Mix a la „Orient meets Hip Hop“. Das Publikum forderte eine Zugabe. Von Petra Asel kam die Choreografie, die Kostüme von Rita Helfrich. David Schreiner und Lukas Henschel als zwei Messdiener glossierten mit spitzer Zunge die Fifa, Pegida und AfD. Für das Grünstadter Cabalela -Bad hatten sie eine besseren Namen parat: „Dass ich das noch erleben darf-Schwimmbad“. Ob große Politik, die Ereignisse in Köln, gekaufte Fußball-WM oder der VW-Skandal, umgedichtet auf die Melodie des Spider-Murphie-Gang-Hits „Skandal um Rosi“ – vor nichts machten die Kolping-Tramps (Wolfgang Lenhart, Christoph Fernekeß, Dominik Benninghof) halt. Sie glossierten auch die „geschlossene Zahnlücke“, die mit diversen Wäschestücken im Schaufenster „Verführungstricks“ zeige. Gegenüber „im Venezia is kän Platz mer frei, alles is besetzt vun Männer in de erschde Reih“. Großen Applaus gab es auch für die neun Aktiven, die sich als „Die Heros“ kurz vorm großen Finale immer etwas besonderes einfallen lassen. Sie gaben sich, in Bademontur, als die ersten taufwassererprobten Synchronschwimmer im geschickt mit Stoffbändern dargestellten Cabalela-Becken aus. Oft erklang nach den Darbietungen statt Helau ein dreifach kräftiges „Muuh, määh, Kikeriki“, das Live-Duo Musicbox erwies sich bis nach Mitternacht als sehr guter musikalischer Begleiter. (gsp)

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