Eisenberg Lesenacht in Eisenberg: Viel Lust an der Sprache

Die Musiklehrerin Katja Flaucher begeisterte mit ihrer Darbietung aus der Oper Carmen.
Die Musiklehrerin Katja Flaucher begeisterte mit ihrer Darbietung aus der Oper Carmen.

Die Integrierte Gesamtschule (IGS) Eisenberg hat am Freitagabend zur Zweiten Lesenacht eingeladen. In vier Schulräumen wurden ganz unterschiedliche Geschichten vorgelesen, die aber allesamt unter dem Motto „Alles im Grünen“ assoziiert werden konnten.

Das Angebot der Lesenacht war vielfältig und bot für jeden etwas. Da gab es Auszüge aus den Geschichten von „Rascal, der Waschbär“ von Sterling Roth, „Der Buchstabenbaum“ von Leo Lionni und „Die Perle“ von Helme Heine, die für das jüngere Publikum ab fünf Jahren geeignet waren, aber auch Geschichten wie „Wo ist Mr. M“ von Margit Auer und „Harry Potter – Die Kammer des Schreckens“ von J.K. Rowling, die von Schülern, Lehrern sowie Eltern vorgelesen wurden. „Das Ziel der Lesenacht ist, das Interesse am Lesen zu wecken und die Schulgemeinschaft zu fördern“, sagte Cynthia Helbling, die zusammen mit Marcus Reinermann die Kultur-AG leitet und die Lesenacht organisierte.

Freyana Kaiser-Mayer hatte sich sehr kurzfristig überlegt, auch vorlesen zu wollen und hatte sich dazu eines ihrer Lieblingsbücher aus ihrer Kindheit ausgesucht, „Fabelheim“ von Brandon Mull. Erzählt wird die Geschichte von Kendra und Seth, die ihre Ferien bei ihren Großeltern verbringen, worüber sie zunächst nicht sehr erfreut sind. Als sie dann jedoch mitbekommen, dass ihr Großvater der Hüter von Fabelheim ist, einem der weltweit letzten Refugien für vom Aussterben bedrohte magische Kreaturen, sind sie auf einmal Feuer und Flamme, mehr zu erfahren über diesen mystischen Wald. Und der Großvater beginnt zu erzählen. Als die Geschwister sich plötzlich inmitten von Trollen, Satyren, Hexen und Feen wiederfinden, beginnen ihnen die Ferien richtig Spaß zu machen. Bis sie erkennen, dass im bezaubernd schönen Fabelheim auch schreckliche Wesen und dunkle Gefahren lauern und ein bedrohliches Abenteuer in einer fantastischen Welt beginnt.

Ein Glanzlicht war ohne Zweifel die Darbietung der Musik-Lehrerin Katja Flaucher, die erst seit Kurzem an der IGS Eisenberg tätig ist. Sie trug aus Georges Bizets Oper „Carmen“ vor, fasste zunächst kurz die Handlung zusammen und berichtete vom Leben in der damaligen Zeit. Erzählt wird ein schockierend realistisches Spiel um Liebe und Macht. Die attraktive, dabei durchaus selbstbewusste Zigeunerin Carmen begegnet in Sevilla dem Soldaten Don José. Er verfällt ihr, schnürt ihr mit all seiner Liebe aber auch die Luft ab. Carmen ist hin- und hergerissen zwischen dieser Liebe, aber auch ihrer Idee von Freiheit. Sie entscheidet sich schliueßlich für die Freiheit, was tödliche Folgen hat. „Carmen“ – im Milieu von Soldaten, Arbeiterinnen, Schmugglern und Zigeunern spielend – ist eine der international meistaufgeführtesten Opern. Dabei reagierte das Publikum auf das 1875 uraufgeführte Stück anfangs eher kühl. Was wohl an der skandalösen Protagonistin lag und an dem Umstand, dass hier ganz neue soziale Schichten auf der Bühne in den Mittelpunkt gestellt wurden.

Doch nicht nur die Geschichte der Carmen gab Flaucher wieder, sie sang auch, und zwar die bekannte Arie „Habanera“. In der Szene bringt die von ihr dargestellte Carmen ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Liebesbeteuerungen und Annäherungsversuchen ihrer zahlreichen Verehrer zum Ausdruck. Durch die Arie, die Flaucher in Französisch im Mezzosopran derart professionell sang und durch ihre koketten Blickkontakte mit dem Publikum, begeisterte sie die Zuschauer bis auf den letzten Platz. Für ihre Leistung gab es einen verdienten, langen Applaus.

Orpheus modern interpretiert

Nach einer kurzen Pause, in der die Besucher im Foyer an einem Bücherstand stöbern und selbstgebackene Kuchen essen konnten, ging es dann in der Mensa weiter, wo die Theater-AG unter der Leitung von Frauke Kollinger und Sebastian Sattler die drei ersten Szenen aus „Orpheus und Eurydike“ aufführten. Das Stück wurde von Sattler für die Theater-AG umgeschrieben mit vielen modernen Aspekten garniert und mit Licht- und Tontechnik aus der Technik-AG komplettiert. Die Geschichte basiert auf der griechischen Sage um den Sänger Orpheus und erzählt von seiner Liebe zur Nymphe Eurydike, für die er sich in die gefährliche Unterwelt begibt. Als sich Orpheus, hervorragend gespielt von Antonia Schwarz und Eurydike, phantastisch verkörpert von Elena Matheis, begegnen und das Lied „I would do anything for love“ von Meat Loaf ertönte, wurde deutlich, dass das Stück modern, zeitgemäß und peppig inszeniert ist. Auch viele kleine versteckte Nebensätze, wie beispielsweise „Ich muss nach Hause, meinen Kaktus gießen“ ließen erkennen, dass das Stück sehr zeitgemäß begriffen wurde. Schade, dass bisher nur die drei ersten Szenen dem Publikum in der voll besetzten Mensa präsentiert wurden. Schulleiterin Christa Mayer tröstete am Ende aber: „Das komplette Stück wird noch vor den Sommerferien gezeigt.“ Das sollte man sich nicht entgehen lassen.

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