Grünstadt Lernort mit Drei-Sterne-Küche

Gestern in der Küche beschäftigt, von links: Bettina Gieseler, Alexis, Gabi Keller und Larissa.
Gestern in der Küche beschäftigt, von links: Bettina Gieseler, Alexis, Gabi Keller und Larissa.

Die Käthe-Kollwitz-Schule (KKS) in Grünstadt, nach eigenen Angaben die landesweit erste Bildungsstätte mit Selbstversorgerkonzept in der Mittagsverpflegung, hat eine Drei-Sterne-Küche. Am Dienstag ist sie in Polch von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) dafür ausgezeichnet worden, dass sie die Bedingungen für die letzte Stufe des rheinland-pfälzischen Programms „Schule isst besser“ erfüllt hat (wir berichteten am Mittwoch auf der Politik-Seite).

Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU), der gestern Rektor Gisbert Räuber zu der Auszeichnung gratulierte, blickte zehn Jahre zurück, als die Küche der Ganztagseinrichtung mit Förderschwerpunkt Lernen eröffnet wurde: „Damals wurde über das Ziel, selbst zu kochen, diskutiert und ich freue mich, dass das so erfolgreich umgesetzt wurde.“ Am 31. März 2008 haben zum ersten Mal Schüler für Schüler gekocht, weiß Hausmeister Alfred Boese noch ganz genau. Räuber betonte, dass sämtliche Jungen und Mädchen der KKS in die Selbstversorgung eingebunden sind. „Ab der Lernstufe sechs ist das verpflichtend für alle“, erklärte er. Die Vorteile des Konzepts lägen nicht nur darin, dass die Kinder Lebensmittel umfassend kennen und zubereiten lernten. „Für manche ist die Speisekarte auch ein Ansporn, endlich lesen zu können“, berichtete er. Auch steige die Akzeptanz dafür, was auf den Teller kommt, erzählte die Hauswirtschaftsmeisterin Gabi Keller. „Nichts ist mehr komisch. Keiner fragt: ,Ih, was ist da denn drin?’ und wenn doch, ist immer einer im Raum, der das erklären kann“, sagte sie. Ihre Kollegin, Bettina Gieseler, berichtete von ihren Erfahrungen mit Schulverpflegung durch Caterer: „Da wird viel weggeschmissen, weil das Konzept nicht stimmt.“ Gestern hatten Larissa und Alexis Küchendienst. Die beiden Siebtklässler, die immer im Wechsel mit ihren Klassenkameraden dran sind, sagten, dass sie beim Kochen sehr viel lernen. Schneiden, Rühren, Abschmecken – das gefalle ihnen sehr gut. Sie würden auch öfter nach ihrer Meinung gefragt. Bei der Speisenauswahl dürften sie auch Wünsche äußern. Doof seien dagegen das Abwaschen und Abtrocknen. „Aber das muss halt sein“, zeigte Alexis Verständnis auch für weniger angenehme Arbeiten. Besonders gern mag der 13-Jährige die Kürbissuppe aus der Schulküche. Larissa findet: „Eigentlich schmeckt alles hier gut.“ Keller weiß von Schülern, die lieber an der KKS essen als daheim. Von den gegenwärtig 84 Schülern nehmen laut Räuber gut 90 Prozent am Mittagstisch im Speiseraum Platz, darunter die 76 Ganztagsschüler. Das 18-köpfige Kollegium nehme das Angebot geschlossen wahr. Durch das Selbstversorgerkonzept gelingt es der Käthe-Kollwitz-Schule auch, das Mittagessen preiswert zu halten. „Wir haben mit 2,70 Euro pro Tag begonnen und sind jetzt bei drei Euro, was sehr günstig ist“, so der Rektor. Die Verpflegungsbeauftragte Christiane Müller erklärte, dass der dritte Stern über die Vernetzungsstelle Schulverpflegung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Neustadt dafür verliehen wurde, dass ein Verpflegungskonzept entwickelt und in das Leitbild der Schule integriert wurde. So wird den Schülern ganztägig Trinkwasser zur Verfügung gestellt. Mit dem ersten Stern, den es im Herbst 2016 gab, war der L-Schule bescheinigt worden, dass sie alles Erforderliche getan hat, um die Qualität des Speiseangebotes zu erhöhen – nicht nur hinsichtlich Hygiene. Damals wurden beispielsweise Müller zur Verpflegungsbeauftragten ernannt und ein runder Tisch gegründet, der regelmäßig tagt und bei Bedarf von der Ernährungsberatung Rheinland-Pfalz begleitet wird. Die Teilnehmer bewerten Probeessen und machen sich Gedanken, wie die Mahlzeiten verbessert werden könnten. Den zweiten Stern erhielt die KKS im Sommer 2017, weil die Rahmenbedingungen stimmen und es gelungen war, die Akzeptanz für das Schulessen zu steigern. Zu der zweiten Zertifizierung gehört auch, alle Schüler in Sachen Ernährung zu bilden. Zudem soll man sich am landesweiten „Tag der Schulverpflegung“ beteiligen.

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