Grünstadt Kindergarten ein „Pfund“ für den Ort

Für die sicherlich größte politische Sensation bei den Kommunalwahlen im Mai dieses Jahres sorgte Andreas Werle. Der Bürgermeisterkandidat der Wattenheimer SPD kam im ersten Wahlgang auf 52,8 Prozent der Stimmen – und setzte sich damit unter anderem gegen Amtsinhaber Ernst-Albert Kraft durch, der den Posten immerhin seit 1999 bekleidete.

„Ich war an dem Wahlabend dazu eingeteilt, die Stimmen für die Europawahlen auszuzählen. Als man mir gesagt hat, dass ich gewählt war, habe ich mir gedacht, ,jetzt wird zuerst die Wahl hier ausgezählt’. Anschließend bin ich dann an die frische Luft gegangen und habe das Ergebnis bei einem Spaziergang auf mich wirken lassen“, berichtet der 51-Jährige. Werle arbeitet als Diplom-Religionspädagoge bei der Diözese Speyer und ist auch beruflich für Gemeindestrukturen zuständig, wenn auch in ganz anderer Form als in Wattenheim. „Ich war schon sehr früh ein politischer Mensch. Zur SPD kam ich unter anderem, weil die Sozialdemokraten in den 1960er und 70er Jahren die Strukturen geschaffen haben, die es Menschen aus nicht begüterten Verhältnissen überhaupt erst ermöglichten, ein Studium zu absolvieren“, sagt er. Unter anderen Voraussetzungen hätte er vielleicht eine Bankenlehre absolviert oder würde bei einer kommunalen Verwaltung arbeiten, denn das seien Tätigkeiten, die ihn durchaus interessieren – und die ihm in seinem neuen Ehrenamt entgegenkommen, muss er doch auch Akten studieren und Verwaltungsvorlagen durcharbeiten. Nach Wattenheim gekommen ist Werle durch seine Frau, die im Ort geboren wurde. Er lernte sie während des Studiums kennen. „Sie gab den Ausschlag, dass wir in Wattenheim ein Haus bauten“, sagte Werle. Das war vor 17 Jahren, wenig später trat er in die Wattenheimer SPD ein und ist mittlerweile in der dritten Legislaturperiode im Rat. Die ersten Wochen im Amt liegen hinter dem neuen Bürgermeister. „Eine sehr interessante Zeit voller interessanter Gespräche“, berichtet Werle. Als Bürgermeister werde man mit einer Flut von Informationen konfrontiert, von ganz konkreten Anliegen der Menschen im Dorf, bis hin zu überregionalen Raumordnungsplänen. Dabei seien viele gute Vorschläge an ihn herangetragen worden, die er gerne aufgreifen wolle, beispielsweise hinsichtlich der Nahversorgung. Bei der Formulierung konkreter – politischer– Ziele, die im Dorf in den nächsten Jahren angegangen werden sollen, zeigt sich Werle zurückhaltend. „Zusammen mit dem Rat und den Ausschüssen will ich zunächst einmal eine Bestandsaufnahme machen. Wenn wir wissen, wo wir stehen, können wir gemeinsam Ziele entwickeln“, sagt Werle. Dabei bleibt er durchaus Realist, denn die angespannte Haushaltslage lasse nicht viel Spielraum. Ein konkretes Thema sei indes die Überführung des gemeindlichen E-Werks in eine größere Einheit zusammen mit Nachbarorten. „Hier bin ich gewissermaßen auf einen fahrenden Zug aufgesprungen“, sagt Werle. Sehr gut sei, so Werle in diesem Zusammenhang, die Zusammenarbeit mit den beiden Altbürgermeistern Ernst-Albert Kraft und Wilhelm Hemmer. Er will sich sich bei allen Institutionen, Einrichtungen und Vereinen im Dorf vorstellen. „Das geht natürlich nicht auf einen Schlag, sondern braucht seine Zeit“, bittet Werle um Verständnis. Viel Zeit indes habe er bereits im Kindergarten zugebracht, den Werle als „Pfund“ für die Gemeinde versteht, nicht nur hinsichtlich der Betreuung der jüngsten Wattenheimer, sondern auch als Stätte der Begegnung und des Austauschs. „Hey, Du bist doch der Bürgermeister“, habe ihn unlängst eine kleine Wattenheimerin im Kindergarten begrüßt: „Das hat mir großen Spaß gemacht. Damals dachte ich: ,Ja, ich bin gerne Bürgermeister in Wattenheim′“, sagt Werle schmunzelnd. (ink)

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