Grünstadt Gutachter: Kirche nicht Schuld

Links das Mertesheimer Rathaus, rechts die katholische Kirche. Streit gibt es darüber, warum im Rathaus die Wände nass sind und
Links das Mertesheimer Rathaus, rechts die katholische Kirche. Streit gibt es darüber, warum im Rathaus die Wände nass sind und wohin das Wasser vom Dach der Kirche fließt.

Die Ausgangslage: Das Rathaus ist feucht, Ortsbürgermeister Doris Nitzsche (FWG) vermutet die Ursache bei der benachbarten katholischen Kirche. Die Kirchengemeinde hat jetzt ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Pfarrer Martin Tiator der RHEINPFALZ zur Verfügung gestellt hat. Aus dem Gutachten eines saarländischen Ingenieurbüros sei zu ersehen, dass die Kirche nicht Verursacher der Feuchteschäden am Rathaus sei, schreibt Tiator in einem Brief. Ziel sei gewesen, den „öffentlich vorgetragenen Vorwürfen an unsere Kirchengemeinde vonseiten der Ortsgemeinde und der Verbandsgemeinde“ nachzugehen. Tiator fordert die Ortsgemeinde auf, die Kosten für das Gutachten und die damit verbundenen Arbeiten in Höhe von 4630,31 Euro zu übernehmen. Für das Gutachten wurden drei Probebohrungen vorgenommen. Auch die Außenwand des Rathauses wurde aufgegraben. Eine Kernaussage der Untersuchung ist: „Wo die Entwässerungsleitungen (der Regenfallrohre der Kirche) unter der Erde verlegt sind, konnte nicht nachvollzogen werden.“ Zu einer Muldenrinne, die Wasser vom Kirchengelände in einen Schacht in der Mitte des Rathausvorplatzes abführt, schreibt der Gutachter außerdem: „Nach Öffnung des Kanaldeckels ergab sich, dass dort (im Schacht) lediglich ein PVC-Rohr zur Entwässerung der Toiletten gegenüber dem Rathaus zu sehen war.“ Bezüglich der Dimensionierung der Fallrohre des Kirchendachs kommt der Gutachter zum Schluss, dass diese durchaus den DIN-Normen entsprechend bemessen seien. Aufgegraben wurde die Außenwand des Rathauses. Das Ergebnis: Diese sei gegen eindringende Nässe nicht isoliert. „Vor etwa 13 bis 15 Jahren wurde die gesamte Oberfläche um die Kirche (Außenanlage) neu hergestellt.“ Dies sei damals im Einvernehmen mit der politischen Gemeinde passiert. Damals war Norbert Benninghoff (CDU) Ortsbürgermeister. Er hatte die heutige Ortsbürgermeisterin Nitzsche in der jüngsten Ratssitzung stark kritisiert. Klare Aussagen macht das Gutachten auch zur Bodenbeschaffenheit: „Im Ergebnis dieser Untersuchung kann festgestellt werden, dass das aufgefüllte Gelände hinter der Kirche bis zur Stützmauer zwar nicht als sehr versickerungsfähig eingestuft werden kann, jedoch im Hinblick auf die Durchfeuchtung des Außenmauerwerks des Rathauses nicht die ursächliche Rolle spielt.“ Die Untersuchungen stellen fest, dass das Umfeld der Kirche eine Bodenfeuchte von fast 25 Prozent aufweist, da das tonhaltige Bodenmaterial, das auch aus Aushub und verfüllten Baustoffen bestehe, nicht in der Lage sei, Wasser abzuführen. Die Verbandsgemeindeverwaltung Grünstadt-Land hat das Gutachten bekommen. „Wir werden das genau durcharbeiten und dann versuchen, Schlüsse aus den gesammelten Daten zu ziehen“, sagte Bauamtsleiter Erwin Fuchs. Verbandsbürgermeister Reinhold Niederhöfer (SPD) sagt: „Die Kirche ist definitiv nicht an das Oberflächenwasser angeschlossen, es ist weiterhin völlig unklar, wohin das ganze Wasser vom Kirchendach bei Regen verschwindet. Gerade auf Grund der Bodenbeschaffenheit liegt der Schuss nahe, dass die Versickerung überhaupt nicht möglich ist.“ Die Verbandsgemeinde werde sich genau mit den Daten auseinandersetzen und wolle vor allem klären, wohin die Fallrohre der Kirche das Regenwasser ableiten, bevor über die Forderungen der Kirche gesprochen werde. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde nimmt Mertesheims Ortsbürgermeisterin Nitzsche in Schutz. Deren Aufgabe sei es, Schaden von der Gemeinde abzuwenden. Dies habe die Verbandsgemeinde dem Pfarramt am 21. November schriftlich mitgeteilt. Nitzsche selbst sagt: „Mir fehlen die Fachkenntnisse, um das Gutachten zu bewerten. Deshalb habe ich es zur Überprüfung an die Verbandsgemeinde weitergereicht.“

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