Eisenberg Faszination Wildbiene: Gerd Turznik mit Foto-Ausstellung in Eisenberg

In der Ausstellung zu sehen: das Bild einer Braunbrüstigen Hosenbiene (Dasypoda hirtipes) auf der Blüte des Sonnenhuts.
In der Ausstellung zu sehen: das Bild einer Braunbrüstigen Hosenbiene (Dasypoda hirtipes) auf der Blüte des Sonnenhuts.

Faszinierende Naturfotos sind ab Donnerstag in der VR-Bank in Eisenberg zu sehen. Die Bilder stammen von dem Grünstadter Gerd Turznik. Der Naturliebhaber und Fotograf hat für die Ausstellung seinen Wildbienengarten in den Fokus gerückt.

Die Fotografie hat es Gerd Turznik angetan. Und das nicht erst seit gestern: Seit nunmehr 60 Jahren fotografiert der Grünstadter. Sein Schwerpunkt sind dabei Pflanzen und fliegende Insekten wie Schmetterlinge, Libellen und Wildbienen. Seit 50 Jahren ist er begeisterter Makro-Fotograf – und seit 15 Jahren ist der Naturliebhaber auch Mitglied im Naturschutzbund (Nabu) Eisenberg/Leiningerland. „Bisher hatte ich drei Fotoausstellungen über wilde Orchideen. Jetzt war mal mein eigener Garten mein Fotorevier“, sagt er und lacht.

Im Fokus der Ausstellung: die Wildbiene. Es gibt über 550 Arten von ihr, wovon rund die Hälfte vom Aussterben bedroht ist und deshalb auf der Roten Liste steht. „Die Zerstörung der Lebensräume und die fehlenden Futterpflanzen sind dafür verantwortlich“, weiß der Experte, der deshalb in seinem Garten ein kleines Paradies für Wildbienen geschaffen hat. Auf seinem rund 1200 Quadratmeter großen Grundstück hat er rund 300 Quadratmeter für die Wildbienen reserviert. „Hier finden sie durchgehend von März bis Oktober einen reich gedeckten Tisch“, so Turznik.

Wildbienen brauchen spezielle Pflanzen

Wildbienen leben nur vier bis sechs Wochen, fliegen in einem Radius von 300 Metern und viele Arten sind spezialisiert auf ganz bestimmte Pflanzen, nehmen nur die Pollen von eben diesen auf. „Wenn die Wildbiene schlüpft und im Umkreis von 300 Metern steht so eine Pflanze nicht, kann sie ihren Nachwuchs nicht mit Futter versorgen und stirbt“, weiß der 74-Jährige.

In seinem Garten hat er neben einem reichen Blütenangebot auch Brutmöglichkeiten für Wildbienen geschaffen: An einem Bambusstab hat er Brombeeräste befestigt, aus denen die Wildbienen den inneren weichen Teil herausgraben und in diesen Hohlraum dann ihre Eier legen. „Geht die Wildbiene rückwärts in den Hohlraum, legt sie ein Ei, geht sie vorwärts rein, bringt sie Nahrung und verschließt die Brutkammer, bevor sie wieder rückwärts hineingeht, um das nächste Ei zu legen“, erklärt er. Es gebe aber auch Bodenbrüter, die im Boden ihre Brutkammern bauten.

Seinen Garten hat der Naturfreund so angelegt, dass im Frühjahr die gelben Winterlinge zusammen mit dem Lungenkraut, dem Buschwindröschen, den Krokussen und den Traubenhyazinthen den Wildbienen die erste Nahrung liefern. „Besonders stolz bin ich auf meine Kornelkirsche, die ich selbst vor rund 30 Jahren aus einem winzigen Trieb gezogen habe, heute ist sie ein kleiner Baum“, erzählt der frühere Chemiker.

8000 Wildbienenfotos gesammelt

Als nächstes blühe in seinem Garten die Schlüsselblumen und Berberitzen, bevor dann ab April und Mai die Witwenblumen, der Lerchensporn, der Zierlauch, die Königskerzen, die Glockenblumen, der Salbei, Sonnenhut, Fingerhut und Mannstreu sowie die Flockenblumen, Ziest, das Patagonische Eisenkraut, die Sonnenbraut, die Malve und die Indianernessel in ihrer Blütenpracht erstrahlen. Im Herbst werde das Nahrungsangebot für die Wildbienen mit Efeu, Herbstastern und der späten Sonnenblume abgerundet. „Ich habe viele Wildstauden in meinem Garten, die ich aus selbst gesammelten Samen ausgesät und hochgezogen habe, einige vermehren sich jetzt von selbst, wie etwa das Alpenveilchen“, sagt er. Bei der Bepflanzung im Garten sei Vielfalt das Zauberwort. „Man sollte möglichst darauf achten, dass von März bis Oktober immer etwas blüht und dann sind Wildpflanzen natürlich besser als gezüchtete Pflanzen“, betont er. Gärtnereien, die Wildpflanzen anbieten, seien jedoch rar.

In seinem Archiv habe er inzwischen 8000 Wildbienenfotos aus den letzten zehn Jahren angesammelt, knapp 40 davon seien großformatige Makros. Die Fotoausstellung ist nun unterteilt nach Lebensräumen: die erste Abteilung zeigt, wo der Nachwuchs großgezogen wird, im Boden, in Hohlräumen oder wie es die Kuckucksbiene macht, in fremden Nestern; in der zweiten Abteilung geht es um die Ernährung der einzelnen Wildbienenarten, in der dritten Abteilung zeigt Turznik, wie die Pollen transportiert werden, etwa als Bein- oder Bauchsammler. „Neben den Bildern gibt es zusätzlich jede Menge Infos zu den Pflanzen und Bienen“, verspricht der Fotograf, der auch vier Führungen anbietet, jeweils kostenlos und ohne Anmeldung. Er sagt lachend: „Um solche Fotos machen zu können, sitze ich manchmal bis zu zwei Stunden mit dem Stativ vor der Nase auf dem Klappstuhl in meinem Garten und warte, was passiert.“

Termine

Die Ausstellung läuft bis zum 6. April. Termine der Führungen: Freitag, 17. März, 14 Uhr, Donnerstag, 23. März, 10 Uhr, Dienstag, 28. März, 17 Uhr, und Montag, 3. April, 15 Uhr, sonst ohne Führung zu banküblichen Öffnungszeiten. Keine Anmeldung notwendig.

Gerd Turznik stellt unter dem Motto „Mein Wildbienengarten“ eigene Makro-Fotografien aus.
Gerd Turznik stellt unter dem Motto »Mein Wildbienengarten« eigene Makro-Fotografien aus.
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