Grünstadt Baustellenkino lockt Hunderte an

Noch bilden die kleinen Bäumchen auf dem Parkplatz der Filmwelt Grünstadt auf dem ehemaligen Didiergelände keine Allee. Eine Stellfläche mit Schatten gibt es nicht. Bei Temperaturen jenseits von 35 Grad schade, aber es zieht dennoch eine ansehnliche Anzahl Neugieriger in das neue Kino, einschließlich mir und meiner Tochter Cara. Am Donnerstagnachmittag hat das Lichtspielhaus mit den „Minions“ in 2D und 3D eröffnet. Wir wollen in „Jurassic World“.

Das erste, was wir sehen, ist ein Lkw, der den Blick auf das moderne Gebäude mit der großzügigen Glasfront verdeckt, und fleißige Leute, die der Fassade den letzten Schliff verpassen. Große Kisten auf 24 Paletten stapeln sich vor der bereits bestuhlten Terrasse des Gastronomiebereichs. „Das sind die Möbel für Restaurant und Bar. Heute sind sie endlich geliefert worden“, begrüßt uns Oliver Lebert, der den Kulturpalast mit Alexander Cyron betreibt. Speisen und Getränke werden ab dem heutigen Samstag angeboten. Erfrischungen und das obligatorische Popcorn kann man aber gleich schon an der langen Theke mit mehreren Kassen im Foyer erwerben. Der diagonal liegende Teppich, über den die Gäste zur Ticketkontrolle geleitet werden, ist nicht so rot wie angekündigt, eher bordeaux. „Aufgrund des Poststreiks ist er noch nicht angekommen“, erläutert Lebert und erzählt, dass ein Grünstadter Raumausstatter kurzerhand ein Provisorium verlegt hat. Den Besuchern ist es egal. Über 100 haben sich die ersten drei Filme angeschaut, wie der Geschäftsführer erfreut erzählt. Er führt uns in den Saal 1 mit den 215 Plätzen und der rund 80 Quadratmeter großen Leinwand. Wow! Alexander Massott kommt uns entgegen und strahlt. „Ich war ja skeptisch, weil ich im alten Kino groß geworden bin“, sagt der 25-jährige Obrigheimer, „aber ich bin sehr positiv überrascht.“ Er schwärmt unter anderem von der Bein-Freiheit, dem Design mit dem Parkettboden und der Technik. Unser Action-Abenteuer wird im kleinsten Saal mit 80 Sitzen gezeigt. Die Streifen auf der Wandbespannung verlaufen in leichten Wellen. „Die müssen wir noch nachspannen lassen“, verrät Lebert. Wir setzen uns in die bequemen, schwarzen Polstersessel, die erst vor wenigen Stunden festgeschraubt wurden. Zur vorderen Reihe ist so viel Platz, dass niemand mehr aufstehen muss, wenn jemand durchgehen will. Uns fällt auf, dass die Klimaanlage angenehm eingestellt ist, kein Gefrierschrankgefühl. Die Cola in den Getränkehalter gestellt, die 3D-Brille ausgepackt, und gespannt gucken wir nach vorn. Doch bevor Chris Pratt und Bryce Dallas Howard durch den Dino-Park jagen, begrüßt Alexander Cyron die Besucher des „Baustellenkinos“, wie er es nennt. „Mitte Januar war hier noch Acker“, verdeutlicht er, wie schnell das 4,7-Millionen-Euro-Projekt verwirklicht wurde. Und er bittet um Nachsicht mit dem teils unerfahrenen Personal: „Sagt uns Bescheid, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist.“ Nach einem Werbeblock regionaler Firmen und 124 Minuten Hochspannung in bester Ton- und Bildqualität geht’s erstmal aufs stille Örtchen. Intensiver Farbgeruch hängt in der Luft des rot gestrichenen Sanitärbereichs. „Die Toilette ist eine Verbesserung um 99 Prozent“, zieht Cara einen Vergleich zum „schrecklichen Klo“ im Europatheater. Auch Tabea Moos aus Wattenheim lobt das WC, in dem sogar ein Waschbecken extra für Kinder niedriger angebracht ist. Die 21-Jährige findet, das hochmoderne Lichtspielhaus habe die familiäre Atmosphäre des alten Kinos behalten. „Man kommt hierher und sieht sofort viele bekannte Gesichter“, sagt die junge Frau, die sich mit Joe Felix Roser „Ted 2“ anschauen möchte. Insgesamt hat der erste Tag laut Lebert trotz der Hitze knapp 500 Gäste angelockt.

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