Eisenberg Schlüssel und Messer zu Tage gefördert

Seit drei Wochen ist das Team am Vicus im Einsatz.
Seit drei Wochen ist das Team am Vicus im Einsatz.

Seit drei Wochen graben sechs Studenten der Universität Heidelberg vom Institut für Klassische Archäologie in Eisenberg am römischen Vicus. Untersucht wird der Bereich des Burgus, ein Schutzbau, der neben der römischen Siedlung stand. Geleitet wird die Grabung von Laura Bauer und ihrer Assistentin Linda Obhof. Gefunden wurden bislang zwei intakte Messer, Fragmente von Messern, diverse Metallteile, darunter ein Schlüssel und zwei Münzen sowie Terra Sigillata-Scherben.

„Letztendlich ist das, was wir finden, der Siedlungsabfall des Vicus“, sagt Bettina Hünerfauth von der Direktion Landesarchäologie in Speyer. Sie hat gestern die Funde mit nach Speyer genommen, wo sie katalogisiert und untersucht werden. „An den Kochen ist eindeutig nachzuweisen, dass es sich um Schlachtabfälle handelt. Die Spuren von Messern sind oft an den Knochen zu erkennen“, erklärt Linda Obhof, die derzeit an ihrer Masterarbeit schreibt. Sie ist eigentlich Klassische Archäologin, hat sich mit der klassischen Antike beschäftigt, bereits ihren Abschluss gemacht und hat jetzt in Tübingen Archäologie des Mittelalters als Masterstudiengang begonnen. „Als Archäologin muss man stets flexibel sein, bei einer Grabung kann man auf alle Epochen stoßen“, sagt die 29-Jährige. Im Vorfeld der Grabung wurde überlegt, wo es Sinn macht, eine neue Untersuchung anzustellen. Das Haus 22 ist mittlerweile komplett „ergraben“, wie die Archäologen das nennen. Schon 2015 im Sommer wurde der Kernbau des Burgus untersucht. „Wir wollten erfahren, was sich an den Burgus anschließt. Deshalb haben wir bei dieser Kampagne eine Ecke der Befestigungsanlage dokumentiert. Ziel ist, zu sehen, wie es hier weiterging, ob es eine Straße gab, die in der älteren Forschung immer wieder auch aufgrund von Luftbildern vermutet wurde“, erklärt Hünerfauth. „Gefunden haben wir die Straße bislang noch nicht“, ergänzt Obhof. Da erst seit drei Wochen gegraben wird, ist eine abschließende Interpretation aber noch nicht möglich. Interessant sei, dass in einer Ecke, die eigentlich nicht in Zusammenhang mit dem Burgus steht, eine Steinformation gefunden wurde. „Wir sind auf eine größere Zahl von Steinen gestoßen, die wir noch nicht interpretieren können“, so Obhof. Der Schnitt ins Gelände, den die Studenten jetzt untersuchen, ist fünf auf acht Meter lang und schließt sich an einen älteren Schnitt an. „Das ist die typische Methode, wie flächendeckend untersucht wird“, sagt Hünerfauth. Die große Überraschung ist bislang nicht aufgetaucht. „Wir suchen nicht nach den sensationellen Funden, wie das im 19. Jahrhundert das Ziel war, sondern heute geht es um Befunde, mit denen festgestellt wird, wie Strukturen und Schichten im Verhältnis stehen“, erklärt Obhof. Wobei Funde für die späteren Aussagen schon von großer Bedeutung seien. „Viele Puzzleteile ergeben später ein Bild von der Siedlungsgeschichte.“ Die Fundmenge liegt im normalen Bereich. Aufgetaucht sind auch Schlacken, die auf die Eisenverhüttung im Vicus hindeuten. Auch die Keramik gibt erste Aufschlüsse. Beispielsweise wurde ein Scherbe einer Reibschale gefunden, ein typisches Küchenutensil zum Zerkleinern von beispielsweise Gewürzen. Gegraben wird von der ersten Gruppe der Studenten noch bis Ende August. Am 3. September kommt eine weitere Gruppe der Universität Heidelberg, um die Grabung am Vicus fortzusetzen. „Wir werden zunächst im gleichen Bereich weitergraben, wenn wir allerdings den anstehenden Boden, in dem keine Siedlungsstrukturen mehr erkennbar sind, wollen wir einen neuen Schnitt öffnen, eine Idee dafür wir haben schon“, so Hünerfauth.

Linda Obhof zeigt das Messer und den Schlüssel, die ausgegraben wurden.
Linda Obhof zeigt das Messer und den Schlüssel, die ausgegraben wurden.
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