Frankenthal Zum Reinbeißen schön

91-73507715.jpg

In allen Regenbogenfarben leuchten Ina von Jans Plexiglasarbeiten in der Galerie Arthea am Rosengarten. Im Foyer der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten warten die Frucht- und Blumenstücke der Heidelberger Malerin Beate Sellin auf ihre Liebhaber. Hochkunst in handverlesener Sortierung gibt es bei Peter Zimmermann: Drei Mannheimer Ausstellungen, die jede für sich einen Besuch wert ist.

Zwei Acrylglasscheiben hängen gegeneinander versetzt von der Decke, jede zwei Meter auf 75 Zentimeter messend und einen halben Zentimeter stark. Quadratische Ausstanzungen, an deren Rändern man zarte Linien zu entdecken glaubt, strukturieren die Flächen. Hier kommt alles auf das Licht an, das mit den Tageszeiten wechselnde Licht und das, das aus gezielt eingesetzten Strahlern kommt. Nur so erwacht die eigens für die Ausstellung „Farbe – Form – Licht“ in der Galerie Arthea erschaffene Rauminstallation von Ina von Jan zum leuchtenden Leben. Die Farbigkeit wechselt je nach Beleuchtung und Standort zwischen Rot, Grün, Gelb, etwas zartem Violett: Konkrete Kunst vom Feinsten, die Bild ist, Zeichnung im Raum, Lichtobjekt, Malerei. Dazu gibt es quadratische Plexiglas-„Bilder“ mit vertikal angeordneten Farbstreifen und Linien von glühender, von allem Gegenständlichen gelösten Präsenz. Mit der in Starnberg lebenden Künstlerin hat Galeristin Dorothea Gänzler einen echten Treffer gelandet. Hannes Helmkes wie menschliche Schattenwürfe auf großen Füßen dastehende Bronzen und Gabriele Zappes Art-brut-gezeugte Bilder können da nur noch erstaunt zusehen. In der vom Mannheimer Kunstverein betreuten Ausstellungsreihe im Foyer der Berufsgenossenschaft stoßen wir auf Obst, Blumen und exotische Bäume. Alles prall, glänzend, porentief exakt, echtbunt gemalt und zum Reinbeißen schön, wären da nicht die üppigen Formate und die unterschwellige Ahnung, diese ganze Pracht könnte vom Pesthauch der Vergänglichkeit infiziert sein. „Vom Garten“ heißt die Ausstellung, und die in Heidelberg lebende Beate Sellin ist die Malerin, die diese dekorativen Bilder geschaffen hat. Strandmohn, Apfel und Bougainvillea scheinen um den Preis der künstlichsten Künstlichkeit zu wetteifern. Das macht Spaß, vor allem wenn es draußen dunkel und kalt sein sollte. In der Galerie Zimmermann nimmt man sich derzeit eine kleine Auszeit vor der nächsten Ausstellung Ende November. Präsentiert wird, was man hat und für zeigenswert hält. Accrochage nennt man das, und darüber wird in der Regel nicht berichtet, es sei denn, die Qualität verdient den Hinweis. Und es stimmt ja auch, mit Arbeiten von Günther Uecker („Strömung“, „Große Spirale“, 2000 und 2014), Kuno Gonschior, Klaus Staudt oder Josef Neuhaus ist man immer mitten in der Hochkunst; vor allem die Wiederbegegnung mit den lapidaren kleinen Wandarbeiten des 1999 verstorbenen Neuhaus verdient Beachtung. 1982 hatte der wohl konkreteste aller Konkreten eine große Ausstellung im Wilhelm Hack-Museum, das einige Werke von ihm besitzt. Dann wurde es etwas stiller um den Perfektionisten aus Neuss, der sich mit Sätzen wie „Ein Werk erklärt sich selbst“ lästige Frager vom Leibe hielt. termine —Galerie Arthea am Rosengarten in Mannheim, Stresemannstraße 4, Schau bis 11. November, dienstags bis freitags von 11 bis 18.30 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr. —Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) in Mannheim, Dynamostraße 7-11, bis 28. Januar, montags bis donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr, freitags von 8 bis 12 Uhr. —Galerie Zimmermann in Mannheim, Leibnizstraße 20, bis 14. November, dienstags bis freitags von 12.30 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr.

x