Frankenthal Wachstum auf engstem Raum

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Den Frankenthaler Gymnasien stehen spannende Zeiten bevor – beide sollen wachsen. Das Albert-Einstein-Gymnasium bekommt einen Erweiterungsbau anstelle seiner maroden Gymnastikhalle. Im Karolinen-Gymnasium soll es mehr Platz durch ein gemeinsam mit dem Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation genutztes Gebäude geben.

Der Blick in die Baumallee des historischen Zöllerrings auf der Rückseite des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) genügt für die Feststellung: Das wird keine einfache Baustelle. Die enge Zufahrt über die Trasse zwischen den Gehölzen, die geringe Größe des eigentlichen Baufeldes – Oberbürgermeister Theo Wieder (CDU) benennt beim Ortstermin die Probleme. Alternativen gibt es freilich keine: Das Gymnasium platzt, wie es bei solchen Gelegenheiten meist heißt, „aus allen Nähten“. Das AEG bekommt also im kommenden Jahr seinen dringend notwendigen Erweiterungsbau. Wobei die Schwierigkeiten im Grunde schon weit vor dem eigentlichen Baubeginn lagen – beispielsweise bei der Frage: Wo soll ein solches Gebäude denn eigentlich hin? „Das Gelände des AEG ist im Prinzip zu“, sagt OB Wieder. Mögliche Standorte – ein Kubus auf dem Schulhof oder eine Aufstockung der bestehenden Gebäude – scheiterten aus praktischen Gründen oder schlicht an der Statik. Das letzte verfügbare Fleckchen auf dem AEG-Areal: die Fläche im hinteren Bereich zum Zöllerring, auf der heute noch wie ein Wurmfortsatz zum restlichen Komplex eine kleine quadratische Gymnastikhalle steht. Die ist nach Einschätzung des OB und von Matthias Schulz, Abteilungsleiter Technisches Gebäudemanagement bei der Stadtverwaltung, sanierungsbedürftig und „entspricht nicht mehr heutigen Anforderungen“ (Wieder). Den dort trainierenden Vereinen stellt der Oberbürgermeister in Aussicht, nach dem vorgesehenen Abriss Übungszeiten in anderen städtischen Hallen zur Verfügung zu stellen. Die Halle wird – Stand jetzt – einem Anbau mit drei Stockwerken weichen, der auf 1300 Quadratmetern Nutzfläche Unterrichts- und Fachräume beherbergt. Gleichzeitig wird Schulz zufolge die „überdimensionierte Duschanlage“ der benachbarten größeren Sporthalle um die Hälfte verkleinert und zum Mehrzweckraum umgebaut. Kostenpunkt: alles in allem zwischen vier und fünf Millionen Euro. Mit dem Erweiterungsbau werde der dringendste Raumbedarf des AEG zwar gedeckt. „Aber schon das ist auf Kante genäht, da dürfen wir nicht von deutlich höheren Schülerzahlen überrollt werden“, unterstreicht Theo Wieder. Der Zusatzflügel wird in abknickendem Winkel an den Bestand angeflanscht und folgt mit seiner „Rückwand“ der Grundstücksgrenze zum Zöllerring (siehe Grafik). Die Andienung der Baustelle soll nach dem Einbahnstraßenprinzip von der Benderstraße über den Zöllerring hin zur Frankenstraße erfolgen. „Oberstes Gebot ist es dabei, die Baumallee, so gut es geht, zu schützen“, betont der Oberbürgermeister. Die Erweiterung seines ehemaligen Gymnasiums – Wieder ist AEGler – wird der OB nicht mehr im Amt erleben. Als Vorsitzender des Bezirkstags wird ihn ein Projekt am benachbarten Karolinen-Gymnasium (KG) freilich noch übers Jahresende hinaus beschäftigen, wenn sein im Juni gewählter Nachfolger Martin Hebich (CDU) auf dem Chefsessel im Rathaus Platz nimmt. Weil auch im KG drangvolle Enge herrscht und dessen eigenes Gelände ebenso wenig Platz bietet wie das des AEG, ist die Idee eines Gemeinschaftsprojekts mit dem Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation (PIH) entstanden. Betreut wird das Projekt von der entsprechenden Fachabteilung beim Bezirksverband Pfalz. „Mir ging es auch darum, das stark beanspruchte Bauamt der Stadtverwaltung zu entlasten“, sagt Theo Wieder. Stehen wird der Neubau ziemlich genau auf der Grenze zwischen KG und PIH, wo bisher noch ein provisorischer Pavillon mit Unterrichtsräumen platziert ist. Im Sinn hat Wieder aber noch mehr: eine engere inhaltliche Kooperation beider Institutionen. „Das könnte in Konsequenz sogar bedeuten, dass Hörbehinderte irgendwann in Frankenthal bis zum Abitur geführt werden“, deutet der OB an. Bisher ist das nur an einem Internat im Raum Freiburg möglich.

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